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Wissenschaftliche Konferenz in Wien über die Revolution 1956 in Ungarn

Enikő Enzsöl 2017.03.03.

„Revolution, Freiheit und Vergeltungsmaßnahmen” – mit diesem Titel wurde am 02. März 2017 eine Konferenz über die Revolution 1956 in Ungarn an der Botschaft von Ungarn in Wien organisiert. Das Ereignis wurde von der Botschaft von Ungarn in Wien, von dem Collegium Hungaricum Wien, von dem Institut für Ungarische Geschichtsforschung in Wien (ung. Abk. BMTI), von der Gál Ferenc Hochschule Szeged organisiert und von dem Ungarischen Gedächtniskomitee, das anlässlich des 60. Jahrestages der Revolution und des Freiheitskampfes 1956 in Ungarn gegründet wurde, unterstützt.

Iván Bertényi, Direktor des Instituts für Ungarische Geschichtsforschung in Wien, hat in seiner Eröffnungsrede darauf aufmerksam gemacht, dass durch den langfristigen wissenschaftlichen Forschungen über das Thema 1956 das historisches Denken bereichert wird. Auf 1956 können sowohl die Ungarn stolz sein, als auch das öffentliche Urteil der Welt sei positiv, hob er hervor.

Miklós Kun, Széchenyi-Preisträger Historiker und Universitätslehrer sprach in seinem Vortrag über ein weniger erforschtes Thema zum 1956, nämlich darüber, dass die Niederschlagung der Revolution und des Freiheitskampfes 1956 in Ungarn nicht nur eine militärische Aktion, sondern auch die Aktion des sowjetischen Geheimdienstes gewesen sei. Er erklärte, dass die sowjetische Staatspolizei unter der Leitung der Geheimdienstführer Ungarn in sieben „operative” Kreise aufgeteilt habe. Nach Budapest sei Iwan Serow, der erste Vorsitzende des KGB, gekommen, der als gnadenlose Innenminister bekannt wurde, und dessen Lebenserinnerungen vor einigen Monaten publik wurden. Miklós Kun behauptet, dass das 50 Jahre Jubiläum 1956 nicht richtig gefeiert worden sei, das richtige Feier passiere aber jetzt. Er hielt es für wichtig, dass er in Wien solche Leute kennenlernen konnte, die an der Revolution als Jugendliche teilnahmen.

Levente Benkő, Historiker und Publizist sprach über die Organisationsversuche der Jugend in Siebenbürgen. Er hob hervor, dass es während der rumänischen Vergeltung zwischen 1956-1962 28.000 Verhaftungen und fast 10.000 politische- und Todesurteile gegeben seien. In Rumänien seien zu den Waffen nicht gegriffen worden, aber die Magyaren in Siebenbürgen, die Rumänen, die Sachsen und die Schwaben haben ihre Forderungen formuliert, fügte er hinzu. Dank 1956 haben die Magyaren in Siebenbürgen eine Weile ihre eigene Kultur erneut getroffen.

Lajos Gecsényi, Universitätslehrer und ehemaliger Generaldirektor des Ungarischen Staatsarchivs hat über die Beziehung zwischen Ungarn und Österreich 1956 gesprochen. Die Regierung Österreichs habe Ungarn eine riesige Hilfe gegeben, während sie alles getan habe, die österreichische Neutralität und die Interessen des Staates zu schützen, erklärte er. Die österreichische Regierung habe am 28. Oktober ein Manifest ausgegeben, in dem sie die sowjetische Regierung aufgerufen habe, die Kämpfe stillzulegen und bis zum 03. November sei 3.5 Mio. Schilling als österreichisches Hilfsgut in Budapest verteilt worden, fügte er hinzu. Daneben habe die Österreichische Botschaft in Budapest solche Journalisten aus Westeuropa aufgenommen, deren eigenen Botschaften es sich nicht riskieren wagten, sie aufzunehmen.

Attila Horváth, Universitätslehrer und Verfassungsrichter, hob in seinem Vortrag hervor, dass als Vergeltung der Revolution 1956 wurden mehr Leute hingerichtet, als bei der Vergeltung nach der Revolution 1848, nach der Zeit der Ungarischen Räterepublik 1919 und wegen der kriegerischen und volksfeindlichen Taten in der Zweiten Weltkrieg zusammen. Er sagte, dass es 229 solche Todesurteile geben, die eindeutig wegen der Revolution ausgeführt worden seien. Der letzte ’56 Sträfling sei im Jahre 1961 aufgehängt worden.

via mit.hu, Foto: hungarytoday.hu