Wöchentliche Newsletter

1. Mai in Ungarn: Karussel, Parteiveranstaltungen, Bier und Würstchen

Ungarn Heute 2021.05.01.
FIZETŐS

Der Tag der Arbeit, der 1. Mai, ist in Ungarn ein gesetzlicher Feiertag und es finden an diesem Tag im ganzen Land traditionell Maifeste statt. In den Jahrzehnten des Sozialismus war die Teilnahme an den Demonstrationen Pflicht, heute nutzen mehrere Parteien diese Gelegenheit für ihre Kampagne aus. Aber auch Volksbräuche, wie das Maibaumstellen ist mit diesem Datum verbunden.

Der 1. Mai wurde in Ungarn offiziell 1946 ein gesetzlicher Feiertag. Aus ideologischen Gründen hatte der Tag als „Fest der Arbeit“ in der Zeit des Kommunismus 1949-1989 eine besondere Bedeutung. Jeder Bürger hat die Pflicht gehabt, an den Demonstrationen teilzunehmen. Erwachsene marschierten gemeinsam mit ihren Kollegen ihrer Arbeitsstätte, die Kinder waren meist von ihren Eltern begleitet. Wer die Teilnahme verweigerte, musste mit negativen Konsequenzen bezüglich seiner Karriere rechnen. Der Inhalt der Demonstrationen war nicht auf die Forderung von besseren Lebensverhältnissen gerichtet, viel mehr musste man die Loyalität des Volkes gegenüber der Staatsmacht zur Schau stellen.

1. Mai: Vom Kampftag zum Feiertag
1. Mai: Vom Kampftag zum Feiertag

Der Erste Mai wird als Tag der Arbeit, Tag der Arbeiterbewegung, Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse oder auch als Maifeiertag bezeichnet. In Ungarn heißt der Tag „Munka ünnepe“ und ist ein gesetzlicher Feiertag. Die wirtschaftlichen und sozialen Errungenschaften der Arbeitnehmer werden heute gewürdigt, der übrigens nicht in jedem Land am 1. Mai stattfindet. Die erste Zeremonie in Ungarn […]Weiterlesen

Die Teilnehmer marschierten an den Tribünen vorbei, auf denen die Parteigenossen ihre Reden hielten und gewunken haben. Oft verwendete Symbole waren neben der roten Fahne und dem roten Stern Spruchbänder mit dem Namen der Arbeitsstätten. Natürlich gehörten die Pioniere und Jungpioniere auch zum Bild, sowie für Bier und Würstchen auch immer gesorgt wurde.

Fortepan / Déri György

Fortepan / Déri György

Fortepan / Fortepan/Album033

Fortepan / Angyalföldi Helytörténeti Gyűjtemény

Nach dem Ende des Kommunismus 1989 ist der 1. Mai zum Tag der Solidarität der Arbeitnehmer geworden. An vielen Orten des Landes werden seitdem Maifeste abgehalten, die großen Demonstrationen gehören der Vergangenheit an. Seinen politischen Charakter hat der Tag noch in der Hauptstadt Budapest erhalten, wo man auf den Maifesten auch die Zelte und Bühnen der verschiedenen Parteien finden kann.  Während die linken Parteien Ihre Veranstaltungen traditionell im Stadtwäldchen organisieren, kann man die Rechtsradikalen auf der Hajógyári-Insel finden.

MSZP – Facebook

Die Stimmung der heutigen Maifeste ist von diversen Konzerten, Auftritten, sowie Shows gekennzeichnet. Die meisten Programme werden an die Ansprüche der Kinder angepasst: Unter anderem gehört das Karussell auch zum Bild dieser Veranstaltungen. Wer sich was zum Essen und Trinken besorgen möchte, kann neben den traditionellen Bier und Würstchen auf den Märkten auch den Baumkuchen, den Lolli, sowie den Bärenzucker verkosten.

Balatonalmádi – Facebook

FIZETŐS

MTI – Beliczay László

Und was die alten ungarischen Volksbräuche betrifft: Das Maibaumstellen blickt auf eine lange Tradition zurück: Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem 15. Jahrhundert, der Brauch kann aber noch älter sein. Der Tradition nach stellt man den Maibaum in der Nacht von 30. April auf 1. Mai auf, auf ihm werden bunte Bänder gebunden. Der Maibaum ist das Symbol der Jugend, der Neugeburt und der Liebe. Die Burschen haben ihn vor dem Haus des Mädchens aufgestellt, welches sie ausgewählt haben. Darüber hinaus war es auch üblich, „Maiblumen“ zu schicken: Die Burschen haben eine schön dekorierte Topfblume dem Mädchen geschickt, welches ihnen gefiel, und sie wurde schließlich ins Fenster gestellt.

Quelle: player.hu  nepszava.hu  demokrata.hu  femina.hu   Bild: MTI – Attila Balázs