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Affenpocken: Bei unserem Nachbarn in Wien aufgetreten, gibt es einen Grund, Angst zu haben?

Ungarn Heute 2022.05.23.
FIZETŐS

Die ursprünglich in Afrika „heimischen“ Affenpocken sind bereits im benachbarten Österreich aufgetreten. Obwohl in Ungarn keine Fälle bekannt sind, wurden mehrere ungarische Experten zu diesem Thema konsultiert. János Szlávik, leitender Infektiologe am Süd-Pest Zentrumkrankenhaus sagte gegenüber Mandiner: Da sich die meisten Affenpocken-Patienten nicht auf einer Reise nach Afrika angesteckt haben, ist die Infektion besorgniserregend. 

Am Sonntag hat sich der erste österreichische Verdachtsfall von Affenpocken in Wien bestätigt: Der 35-jährige Mann liegt in der Klinik Favoriten. Er weist typische Symptome auf, berichtet das Portal orf.at. 

Sprecherin des Wiener Gesundheitsverbundes (WiGev), Nina Brenner-Küng, sagte am Sonntag: „Es geht ihm soweit gut, er ist stabil. Er hat Hautveränderungen, er hat leichte Grippesymptome“.

Der 35-Jährige wurde in der Nacht zu Sonntag mit dem Rettungswagen in die Klinik Favoriten eingeliefert. Diese gilt als erste Anlaufstelle für Infektionsfälle. Der Mann weist typische Symptome auf, die den Verdacht auf Affenpocken nahelegten, wie leichtes Fieber und Pusteln im Gesicht. Bereits im Rettungsauto sei der Verdacht auf Affenpocken aufgekommen, daher sei er auf die Infektiologie gekommen.

Seine Kontakte werden jetzt nachträglich gegen Pocken geimpft. Das nenne man „Abriegelungsimpfung“

Die Krankheit, die in West- und Zentralafrika vorkommt, trat Anfang Mai in Europa bei einem Patienten auf, der kurz zuvor aus Nigeria zurückgekehrt war. Seitdem hat sich die Krankheit in ganz Europa ausgebreitet, und am Sonntag wurde dann der oben genannte infizierte Patient in Wien entdeckt. Bisher wurden mehr als 100 bestätigte oder vermutete Fälle gemeldet, die meisten davon in Europa: in Deutschland, in Großbritannien, Spanien, Portugal, Belgien, Italien, Griechenland und Norwegen und auch außerhalb Europas sind schon Fälle gemeldet worden, unter anderem in Kanada und in den USA.

Fact

Affenpocken beginnen wie die Pocken mit einer langen Inkubationszeit von bis zu 21 Tagen, gefolgt von Symptomen (Fieber, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Müdigkeit). Der Unterschied zu Pocken besteht darin, dass auch die Lymphknoten anschwellen und ein windpockenähnlicher Hautausschlag zunächst im Gesicht und dann am ganzen Körper auftritt. Der Ausschlag verwandelt sich in eitrige Blasen, die anschwellen und schließlich platzen. Die westafrikanischen Windpocken haben eine relativ niedrige Sterblichkeitsrate: 1 von 100 Fällen, während die kongolesischen Windpocken eine Sterblichkeitsrate von 1 zu 10 haben. Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand ist der jetzt zirkulierende Stamm mit den westafrikanischen Affenpocken verwandt, so dass er milder verläuft.

Ungarischer Infektologe: „Affenpocken werden wahrscheinlich nicht zu einer ähnlichen Epidemie wie das Coronavirus führen,  aber es lohnt sich, das Virus im Auge zu behalten“

János Szlávik, leitender Infektiologe am Süd-Pest Zentrumkrankenhaus sagte gegenüber dem Portal Mandiner: Da sich die meisten Affenpocken-Patienten nicht auf einer Reise nach Afrika angesteckt haben, ist die Infektion besorgniserregend.

János Szlávik erinnerte daran, dass die Affenpocken in den 2000er Jahren mehrfach nach Europa und in die Vereinigten Staaten eingeschleppt wurden. Die Patienten reisten noch in der Inkubationsphase nach Hause, gaben die Infektion aber nach ihrer Rückkehr nicht an andere weiter.

Im Gegensatz dazu ist nur von einem der jetzigen Patienten bekannt, dass er zuvor in Afrika war.  Aus diesem Grund befürchten die Wissenschaftler, dass das Virus mutiert sein und sich schneller von Mensch zu Mensch verbreiten könnte. Es sei auch möglich, dass das Virus schon seit einiger Zeit im Vereinigten Königreich zirkuliere, fügte er hinzu.

Nach Ansicht des Infektiologen ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Affenpocken zu einer ähnlichen Epidemie wie das Coronavirus führen, zwar gering, aber es lohnt sich, das Virus im Auge zu behalten, da in den meisten Ländern – wie in Portugal und Spanien – noch nicht bekannt ist, welcher Patient das Virus ins Land gebracht haben könnte.

In der Mehrzahl der Fälle ist der Patient homosexuell, aber es gibt auch Fälle von Menschen, die nicht homosexuell sind.

betonte János Szlávik.

Was die Maßnahmen gegen die Affenpocken in Ungarn betrifft, so sagte János Szlávik, dass Dermatologen, die bei jemandem einen verdächtigen Ausschlag bemerken, in Betracht ziehen sollten, dass diese Krankheit die Ursache sein könnte. Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung, sollte die betroffene Person sofort zu Hause oder bei schweren Symptomen im Krankenhaus isoliert werden.

Für Afrikareisende riet János Szlávik davon ab, Haustiere zu streicheln, da diese die häufigste Infektionsquelle darstellen.

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Eine neue Pandemie haben wir nicht zu befürchten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erarbeitet derzeit Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung von Affenpocken. Man befürchtet, dass die Zahl der Fälle in den Sommermonaten weiter steigen könnte. Es sei „dringend notwendig“, das Bewusstsein für die Virenerkrankung zu erhöhen, hieß es von der UN-Organisation in Genf. Laut den ersten Leitlinien müssten Fälle umfassend ausfindig gemacht und isoliert werden sowie Ansteckungswege zurückverfolgt werden.

(Quellen: orf.at, kurier.at, index.hu, mandiner, tagesschau.de, Titelbild: