Wöchentliche Newsletter

Ausgangsbeschränkung zwischen dem 28. März und dem 11. April

MTI - Ungarn Heute 2020.03.27.

Premierminister Viktor Orbán hat am Freitag eine Ausgangssperre in Ungarn angekündigt. Die Menschen dürfen nur ihre Häuser verlassen, um zur Arbeit zu gehen oder wichtige Besorgungen zu erledigen, sagte Orbán am Freitag in einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Sender Kossuth Radio.

In diesen zwei Wochen dürfen die Menschen ihre Wohnungen oder Wohnorte nur noch auf dem Weg zur Arbeit und der Beschaffung der Grundversorgung verlassen. Eine weitere Ausnahme gibt es für den Transport von Kindern zur Aufsicht in Schulen und Kindergärten.

Erlaubt bleiben auch Spaziergänge im Freien bei Einhaltung eines Abstands. In Lebensmittelgeschäften, Drogerien und Apotheken dürfen in der Zeit von 9.00 bis 12.00 Uhr nur Bürger über 65 Jahre einkaufen. Orban erinnerte daran, dass Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkung mit Geldstrafen geahndet werden. Das Ziel der Ausgangssperre sei es, „die am stärksten gefährdete ältere Bevölkerung auf erträgliche Weise von jungen Menschen zu trennen“ – so Orbán. Orbán sagte, er erwarte, dass die Ausgangssperre den Kontakt von Person zu Person verringern und die Ausbreitung des Virus verlangsamen werde.

Aktuell sind in Ungarn 300 Infizierte registriert, es gab bisher zehn Todesopfer und 34 Genesene.

Bestätigte Coronavirus-Fälle in Ungarn erreichen 300

Laut Orbán seien die bisher eingeführten Beschränkungen erfolgreich gewesen, da die Ungarn ihre Anzahl persönlicher Treffen auf ein Zehntel der Zahl vor dem Ausbruch reduziert hätten.

Verstöße gegen die Regeln werden als Vergehen gewertet, sagte Orbán und fügte hinzu, dass Polizisten gebeten werden, den Menschen zu helfen, die Ausgangssperre einzuhalten, anstatt sie durchzusetzen. Die Polizei werde auf die Einhaltung der Vorschriften achten. Der Höhepunkt der Krankheitswelle sei in Ungarn im Juni oder Juli zu erwarten.

Orbán sagte, das Ziel sei es, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.

Orbán würdigte das Personal des Gesundheitswesens und der Strafverfolgungsbehörden und lobte auch Menschen, die in Lebensmittelgeschäften, Apotheken und Fabriken arbeiten.

Ich danke allen Ungarn, denn wenn es einen Krieg gibt – und dies ist eine Kriegssituation -, ist das Hinterland genauso wichtig wie die Front

sagte er und fügte hinzu, dass das Land in einem geordneten Zustand sei.

Orbán: Kommandanten werden zu den Krankenhäusern geschickt 

Orbán sagte, dass sogenannte „Krankenhauskommandanten“, die von der Regierung ernannt wurden, ab Montag alle ungarischen Krankenhäuser leiten werden.

Die Ärzte werden weiterhin über medizinische Angelegenheiten entscheiden, aber die Einhaltung der angegebenen epidemiologischen Vorschriften werde von den Kommandanten überwacht. Außerdem würden die uniformierten Krankenhauskommandanten für die Versorgung und das Personalmanagement verantwortlich sein.

Er stellte fest, dass typischerweise 80 Prozent der Erkranten das Virus ohne Symptome tragen. Gleichzeitig werden 15 bis 20 Prozent krank. Einige der rund 2 Millionen in Ungarn, die sich wahrscheinlich mit dem Virus infizieren, müssen ins Krankenhaus eingeliefert werden, sagte er. Ältere Menschen und Menschen mit schweren Grunderkrankungen benötigen eine Intensivpflege, fügte Orbán hinzu.

Wenn dies alles zur gleichen Zeit geschehen würde, würde das ungarische Gesundheitssystem überlastet, sagte der Ministerpräsident. Dies ist der Grund, warum die Übertragung verlangsamt werden soll, sagte er.

Die Regierung arbeitet am Wirtschaftsschutzplan

Der Premier sagte zu ungarischen Wirtschaftsschutzmaßnahmen: „Jetzt stehen die Menschen an erster Stelle, nicht die Wirtschaft.“ Gleichzeitig arbeite die Regierung bereits an einem Plan zum Schutz und Neustart der Wirtschaft. Der Aktionsplan werde in der ersten oder zweiten Aprilwoche veröffentlicht.

Orbán: Politik wird momentan nicht benötigt

In Bezug auf die innenpolitische Situation Ungarns sagte der Premierminister: „Politik ist momentan nicht das, was wir brauchen.“ Stattdessen braucht Ungarn Einheit, „denn je mehr von uns sich vereinen, desto mehr Leben können wir retten.“ Orbán sagte, in der gegenwärtigen Krise gehe es nicht um Macht, sondern um Menschenleben.

(Beitragsbild: MTI – Tamás Kovács)