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Budapost-Neues Staatsoberhaupt: Katalin Novák erste Frau im Präsidentenamt

Ungarn Heute 2022.03.12.

Linke und rechte Kommentatoren beurteilen die am Donnerstag gewählte Staatspräsidentin Katalin Novák diametral entgegengesetzt. Die eine Seite hebt ihre Treue zu den aktuell Regierenden hervor, die andere begrüßt ihr Versprechen, sich für Frieden und Verständigung einsetzen zu wollen.

In der Regierung von Ministerpräsident Orbán hat die 44-jährige Katalin Novák das Familienressort geleitet und war bis zu ihrer Nominierung für das höchste Staatsamt stellvertretende Vorsitzende des Fidesz. Sie ist die erste Frau, die in den Präsidentenpalast einziehen wird. Das Parlament wählte sie am Donnerstag mit etwas mehr als zwei Dritteln der Stimmen bereits im ersten Wahlgang.

Novák sei zwar zweifellos eine der beliebtesten Fidesz-Politikerinnen, werde aber von der Hälfte des Landes nicht als Vertreterin der nationalen Einheit angesehen, so Andrea Virág im Sender Inforádió. („Der Präsident der Republik vertritt die Einheit der Nation“, heißt es im Grundgesetz – Anm. d. Red.) Der Fidesz werde nur von etwa der Hälfte der Wählerinnen und Wähler unterstützt, betonte die führende Wissenschaftlerin der liberalen Denkfabrik Republikon.

Auf der Internetpräsenz der Tageszeitung Népszava wirft Miklós Hargitai Novák vor, sie vertrete eine extrem rechte Vision in der Familienpolitik, einschließlich der absoluten Verurteilung der Abtreibung. Der linke Kolumnist vermutet auch, dass sie in diesen Fragen einer ursprünglich in Russland konzipierten Linie folgt.

In seinem Magyar Nemzet-Leitartikel verurteilt Tamás Toót-Holló die Oppositionsabgeordneten, die die Amtseinführung der neu gewählten Präsidentin boykottiert haben. Er erinnert sie daran, dass Novák in ihrer noch vor der Wahl im Parlament gehaltenen Rede zwar die Hoffnung geäußert habe, dass die Ungarn am 3. April den Fidesz wieder an die Regierung bringen würden, dass sie zugleich aber auch gelobt habe, sie werde dem Frieden und der Verständigung dienen.

(via budapost.de , Beitragsbild: MTI/Zoltán Máthé)