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Budapester Stadtwäldchen: „Wie wird aus Moor und Weide ein kulturelles und grünes Zentrum der Hauptstadt?“

Ungarn Heute 2021.12.25.

Im Rahmen des „Liget Budapest“ Projekts soll das Stadtwäldchen in der ungarischen Hauptstadt bis 2023 zu einem lebendigen kulturellen Zentrum ausgebaut werden. Neben dem Aufbau des Ethnographischen Museums, der Ungarischen Nationalgalerie und des Hauses der Ungarischen Musik wird und ist schon teilweise die Grünfläche auch komplett erneuert. Die Geschichte des riesengroßen Parks in der Hauptstadt geht weit bis hin zum 18. Jahrhundert zurück, als sich hier noch ein Moor und eine Weide befand. Um die Gefahr von Malaria zu vermeiden, hat Königin Maria Theresia die Anpflanzung von Bäumen angeordnet. Und wenn wir ca. 150 Jahre in der Zeit nach vorne springen, können wir sehen, dass das Gebiet heute wunderbare kulturelle und natürliche Aktivitäten beherbergt und bald zu einem echten kulturellen und sportlichen grünen „Zentrum“ der Hauptstadt wird. 

Auf dem Gebiet des Budapester Stadtwäldchens im heutigen 14.Bezirk befand sich noch im 18. Jahrhundert ein Moor und eine Weide. Um die Gefahr von Malaria zu vermeiden, hat Königin Maria Theresia die Anpflanzung von Bäumen angeordnet, was jedoch eigentlich erst  Anfang des 19. Jahrhunderts begann. In den kommenden Jahrzehnten nahm die Bedeutung des Parks weiter zu, sodass unter anderem ein Teich, das erste Heilbad der Stadt, und ein Karussell errichtet wurden.  Der Teich wurde im Sommer für Bootsfahrten und im Winter für Eislaufen genutzt. Er wurde bereits 1878 mit Beleuchtung versehen.

Fortepan / Budapest Főváros Levéltára / Klösz György fényképei, Teich im Stadtwäldchen in 1900.

Den Höhepunkt seiner Geschichte erreichte das Stadtwäldchen im Jahre 1896, als dort die Budapester Millenniumsausstellung anlässlich des tausendjährigen Bestehens Ungarns organisiert wurde. Neben den zahlreichen Ausstellungspavillons wurde dann die elektrische Millenniums-Untergrundbahn (heutige Linie M1), die Burg Vajdahunyad sowie die Kunsthalle errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Park durch Bombenangriffe erheblich beschädigt, wonach in den Jahrzehnten des Sozialismus der langsame Verfall folgte.

Teich des Stadtwäldchens mit Burg Vajdahunyad 1900 – Quelle: Fortepan / Budapest Főváros Levéltára / Klösz György fényképei

Stadtwäldchen mit ehemaliger Industriehalle 1900 – Quelle: Fortepan / Budapest Főváros Levéltára / Klösz György fényképei

Stadtwäldchen 1935 – Quelle: Fortepan / Szent-Istvány Dezső

Fortepan / Budapest Főváros Levéltára / Klösz György fényképei, in 1900

Vor und nach der politischen Wende funktionierte das Gebiet Jahrzehntelang nur als ein riesengroßer Park aber ohne einen sorgfältigen Besitzer. Nach mehreren Jahrzehnten hat schließlich die derzeitige Regierung beschlossen, dem bisher stark vernachlässigten Gebiet mehr und auch andere Aufgaben zu übertragen. Ziel des „Liget Projekts“ ist es demnach, das Stadtwäldchen nach jahrzehntelager Vernachlässigung zum kulturellen Zentrum sowohl der Hauptstadt als auch des Landes auszubauen. Bis 2023 soll infolge der Entwicklungen ein moderner, grünerer, und lebhafter Park entstehen.

2018 wurde die Renovierung des Museums der Bildenden Künste, welches ursprünglich 1906 unter Anwesenheit des Königs Franz Joseph übergeben wurde, abgeschlossen. Im August 2021 wurde bekannt, dass auch die Fassade der gegenüberstehenden Kunsthalle erneut werden soll.

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2019 wurde das renovierte ehemalige Olof Palme Haus, eines der ältesten und imposantesten Gebäude des Stadtwäldchens übergeben. Das Gebäude öffnete seine Tore für Besucher als Haus des Millenniums. Vor dem Haupteingang wurde ein Rosengarten aus 1500 Wurzeln und ein Zsolnay-Springbrunnen angebracht.

Olof Palme Haus mit Rosengarten nach der Renovierung – Quelle: MTI/Balogh Zoltán

Ende 2017 wurde der Bau des ikonischen Gebäudes des Ethnographischen Museums begonnen. Die Sammlung wird in ein 34.000 Quadratmeter großes modernes Gebäude untergebracht, welches den Wünschen sowohl der Fachleute als auch der Besucher in jeder Hinsicht erfüllt. Das Museum, welches nach den Plänen von Napur Architect entsteht, gewann 2018 nach dem Preis „Bestes öffentliches Gebäude Europas“ auch den Weltpreis in dieser Kategorie. Direkt daneben wurde im Dezember 2020 eine Tiefgarage mit 800 Parkplätzen errichtet, dessen innere Wände mit den Gemälden berühmter ungarischer Maler dekoriert wurden und auf deren Oberfläche eine grüne Promenade entstand. Das Museum wird am März 2022 fertiggestellt.

Ethnographisches Museum im Bau

Im September 2018 begannen die Bauarbeiten des Hauses der Ungarischen Musik. Das Gebäude wird nach den Plänen des zum innovativsten Architekten der Welt gewählten Japaners Sou Fujimoto errichtet.  Die Ausstellungsräume werden im Untergeschoss untergebracht, da sie kein Tageslicht benötigen. Die Konzertsäle werden sich auf der Park-Ebene befinden, und die Räumlichkeiten für Unterricht und Forschung werden im Obergeschoss zu finden sein. Die beiden Konzertsäle sind praktisch bereits fertiggestellt, die Arbeiten laufen derzeit im Zaubersaal auf Hochtouren. Das Haus wird im Januar 2022 eröffnet.

Haus der ungarischen Musik im Bau – Quelle: MTI/Mónus Márton

Die Verwirklichung von drei weiteren Gebäuden, der Neuen Nationalgalerie, des Hauses der Ungarischen Innovation sowie des Stadtwäldchen-Theaters sind noch im Plan. 

Geplante Neue Nationalgalerie – Quelle: MTI/Liget Budapest Projekt

Geplantes Haus der Ungarischen Innovation – Quelle: Fusion TIFF File

Nicht nur Gebäude werden errichtet, sondern auch die komplette Grünfläche des Parks wird bzw. teilweise wurde schon erneuert: Im Rahmen des Projektes wurde bisher eine etwa 150 tausend Quadratmeter große Grünfläche erneuert, 72 tausend Quadratmeter große befestigte Flächen aufgebrochen, sowie fast fünfhundert Laubbäume, 140 tausend ausdauernde Pflanzen und mehr als 70 tausend Sträucher gepflanzt. Auch der Botanische Garten ist modernisiert worden, sowie der Hunde-Erlebnispark, und der große Spielplatz sind entstanden. Darüber hinaus wurden Sportplätze für Jugendliche errichtet.

MTI/Máthé Zoltán

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MTI/Balogh Zoltán

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MTI/Szigetváry Zsolt

Quelle: ligetbudapest.hu  netveleg.hu  magyarhirlap.hu  Bild: MTI/Máthé Zoltán