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Gesundheitsexperten zu Ungarns COVID-Beschränkungen: Zu wenig, zu spät

Ungarn Heute 2021.11.02.
FIZETŐS

Gesundheitsexperten äußern sich zu den relativ geringen Einschränkungen, die die Regierung im Zusammenhang mit der COVID-Situation in Ungarn eingeführt hat. Sie kritisieren, dass Masken nur in öffentlichen Verkehrsmitteln vorgeschrieben sind und argumentieren, dass die Konzentration auf die Impfung nicht ausreicht, um das gesamte Problem der Pandemie zu lösen.

Kanzleramtsminister Gergely Gulyás kündigte am Donnerstag drei COVID-Vorschriften an: die obligatorische Verwendung von Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln, die Erlaubnis für Arbeitgeber, von ihren Angestellten eine Impfung zu verlangen und ein Besuchsverbot in Krankenhäusern. Auch wenn diese Maßnahmen streng erscheinen, lassen sie doch aufhorchen, wenn man bedenkt, dass nicht nur das Tragen von Masken in Gebieten mit hohem Infektionspotenzial weiterhin freiwillig ist, sondern dass angesichts der sprunghaften Zunahme der Fälle in Ungarn die Beschränkungen auch schon viel früher hätten eingeführt werden können.

Virologe: In geschlossenen Räumen sollten logischerweise Masken vorgeschrieben sein

Der Virologe Gábor Kemenesi hält die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln für eine gute Entscheidung, ist sich aber bewusst, dass es schwierig ist zu entscheiden, wo solche Beschränkungen wirksam eingeführt werden sollten. Er weist auf die komplizierte Situation in Geschäften hin und meint, dass ein großer, gut belüfteter Supermarkt eine ganz andere Gefahr für das Virus darstellt als ein kleiner Laden an der Ecke, der schlecht klimatisiert ist.

Kemenesi hält es für logisch, unter dem Gesichtspunkt der Epidemie in allen geschlossenen Räumen Masken vorzuschreiben und selbst dann würden solche Einschränkungen nicht zu einem Verlust von Arbeitsplätzen oder zu Massenschließungen führen. Der Virologe glaubt, dass dies die letzte Welle sein wird und dass wir alles tun sollten, um ihre Ausbreitung zu verhindern.

Warum sollten wir nicht alles tun, was in unserer Macht steht und was wir aus freien Stücken tun können? Damit spreche ich zum Beispiel die Menschen an, die sich nicht impfen lassen wollen, obwohl sie es könnten: Wir sind füreinander verantwortlich, ebenso wie für das Funktionieren der Wirtschaft. Es gibt noch Menschen, die die vierte Welle erreichen kann.

Gesundheitsexperte Kunetz: Staatliche Regelungen zu gering

Zsombor Kunetz schrieb in einem Facebook-Post, dass „das nicht ausreicht“. Der Gesundheitsexperte fordert strengere Maßnahmen, darunter einen Immunitätsnachweis für die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen.

Nach der Ankündigung der drei neuen Maßnahmen am Donnerstag kritisierte Kunetz die Freiwilligkeit von Masken in Geschäften und das Fehlen eines Impfnachweises oder PCR-/Antigentests für Kultur- und Sportveranstaltungen oder für den Zutritt zu Restaurants. Er ist auch der Meinung, dass FPP2-Masken verpflichtend eingeführt und von der Regierung bereitgestellt werden sollten.

Kunetz forderte die verpflichtende Einführung von Masken noch vor Inkrafttreten der Beschränkungen am 1. November. Bereits Ende Oktober hatte er gegenüber RTL News erklärt, dass die aktuelle Situation ein solches Vorgehen rechtfertige.

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Ärztekammerpräsident: Der Impfstoff ist nicht die Lösung für alles

Gyula Kincses, Präsident der Ungarischen Ärztekammer (MOK), sagte gegenüber Mfor.hu, dass es besser gewesen wäre, die jetzigen Regelungen früher einzuführen und dass es typisch für alle Regierungen sei, so lange zu warten, bis die öffentliche Meinung sie zum Handeln zwinge und dann sei es schon zu spät.

Kincses spricht sich dafür aus, alle möglichen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus zu ergreifen und widerspricht damit den jüngsten Argumenten der Regierung, dass soziale Distanzierung und Masken sinnlos seien.

Eine Form des Schutzes allein reicht nicht aus, es stimmt also nicht, dass der Impfstoff allein alles löst. Es stimmt auch nicht, dass Masken, soziale Distanzierung oder persönliche Hygiene allein das Problem lösen können. Zusammen können diese Variablen jedoch eine wirksame Reaktion darstellen.

Das MOK befürwortet, dass Arbeitgeber von ihren Angestellten verlangen, sich impfen zu lassen, aber Kincses hält es auch für wichtig, bei öffentlichen Veranstaltungen, in Kinos und Theatern einen Impfnachweis zu verlangen. Er würde auch die Verwendung von Masken in allen geschlossenen Räumen vorschreiben, nicht nur in öffentlichen Verkehrsmitteln.

(Via: Hungary Today, Bild: Csaba Jászai/MTI)