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Vom ständigem Ringen um den Sinn der Schrift

Ferenc Rieger 2022.08.22.

Eine Konferenz mit dem Titel „Hermeneutik oder Versionen der biblischen Interpretation von Texten“ beginnt am Dienstag im Besucherzentrum des Doms in Szeged, sagte György Benyik, Professor an der Universität Szeged und Leiter der wissenschaftlichen Konferenz, gegenüber MTI.

Da der biblische Text die Grundlage aller nachfolgenden theologischen, ethischen und juristischen Texte für die christlichen und jüdischen Religionsgemeinschaften ist, sei es nicht gleichgültig, ob die Botschaft richtig verstanden oder wie sehr sie missverstanden werde, so der Theologe. Die Hermeneutik, einschließlich der biblischen Hermeneutik, ist die Wissenschaft von der Auslegung heiliger Texte: Sie untersucht die Methoden, mit denen versucht wird, die Bedeutung eines Textes, der manchmal Tausende von Jahren alt ist, in verschiedenen Epochen zu erfassen. Die Veränderungen in der Bibelauslegung, die verschiedenen biblischen hermeneutischen Konzepte und ihre vielfältigen Verbindungen zur Literaturtheorie, zur Philosophie und zu anderen Wissensbereichen werfen ein neues Licht auf diesen fast zweitausend Jahre alten Prozess.

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In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich die Internationale Bibelkonferenz von Szeged zu einer der größten theologischen Konferenzen in Osteuropa entwickelt. Nach einem anfänglichen Zögern entschieden sich die damaligen katholischen Organisatoren dafür, die Konferenz für die Wissenschaftler anderer christlichen Konfessionen bzw. für Nicht-Theologen zu öffnen, Entscheidung, die sich positiv ausgewirkt hat: An der diesjährigen Konferenz, die ihr 25-jähriges Jubileum feiert, nehmen 69 Referenten teil, die nicht nur ungarische kirchliche Hochschuleinrichtungen, sondern auch Literaturwissenschaftler von weltlichen Universitäten vertreten. Darüber hinaus werden Bibelwissenschaftler u. a. aus Deutschland, England, Schweden, Italien und Zaire erwartet.

Die Beiträge der thematischen Konferenzen werden regelmäßig in Bänden zusammengefasst. Anlässlich der diesjährigen Konferenz wird jedoch ein ungewöhnlicher Band veröffentlicht: ein von der deutschen Theologieprofessorin Oda Wischmeyer und György Benyik herausgegebenes Handbuch mit dem Titel „Biblische Hermeneutik von Origenes bis zur Gegenwart“, in dem die Konzepte von fast 80 prominenten Gelehrten der christlichen Bibelhermeneutik vorgestellt werden. Das Buch wird im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der Konferenz im Besucherzentrum des Szegediner Doms vorgestellt.

Im Jahr 2010 benannten die Organisatoren der Konferenz einen Preis nach einem der prominentesten zeitgenössischen Autoritäten in der neutestamentlichen Forschung, Joachim Gnilka, der jährlich an Gelehrte verliehen wird, die sich um die Entwicklung der Bibelwissenschaft in Ungarn besonders verdient gemacht haben. In diesem Jahr wird der Preis an Martin Meiser, Theologieprofessor an der Universität des Saarlandes, bei einem Festkonzert in der Votivkirche (wie der Dom auch genannt wird) im Rahmen der Konferenz verliehen.

Via: MTI Beitragsbild: pixabay