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Ist die Aufhebung der Maskenpflicht in Ungarn eine weise Entscheidung?

Ungarn Heute 2021.07.06.
FIZETŐS

Da die Zahl der Menschen, die mindestens die erste Dosis des Impfstoffs gegen das COVID-19-Virus erhalten haben, am Freitag 5,5 Millionen überschritten hat, wurde die Maskenpflicht in Ungarn aufgehoben. Das Auftauchen der neuen, ansteckenderen Delta-Variante des Virus und mehrere internationale Beispiele wie Israel, wo die Maskenpflicht nach nur wenigen Tagen wieder eingeführt wurde, wirft jedoch die Frage auf, ob die jüngsten Lockerungen der Beschränkungen eine kluge Entscheidung waren. Experten haben unterschiedliche Meinungen.

Der Stabschef des Premierministers kündigte letzte Woche an, dass Ungarn die Maskenpflicht aufheben wird, sobald 5,5 Millionen Menschen gegen COVID-19 geimpft sind.

Obwohl die Bereitschaft der Ungarn, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen, in den letzten Wochen dramatisch zurückgegangen ist, hat das Land nach ziemlich langer Zeit am Freitag endlich die magische Zahl erreicht, was die Aufhebung einer weiteren Reihe von Beschränkungen ermöglicht.

Betrachtet man die aktuellen sehr günstigen epidemiologischen Daten (in den letzten zwei Tagen wurden in Ungarn keine Todesfälle im Zusammenhang mit COVID gemeldet), scheint die jüngste Lockerung der Maßnahmen von der Regierung gerechtfertigt. Mehrere internationale Beispiele sind jedoch ein Warnsignal für die Menschen in Ungarn, dass sie möglicherweise bald ihre Masken wieder aufsetzen müssen.

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Israel führt die Maskenpflicht nach nur 10 Tagen wieder ein

Israel, das Land mit den vielleicht meisten geimpften Menschen, musste kürzlich nach nur 10 Tagen Freiheit, die Verwendung von Masken in Innenräumen wieder auferlegen, sowie auch die Einreisegenehmigung für Ausländer verzögert wurde. COVID-19-Infektionen stiegen im Land wieder an, hauptsächlich aufgrund der neuen Delta-Variante des Coronavirus, die erstmals Ende letzten Jahres in Indien entdeckt wurde.

Auch Großbritannien, das ebenfalls eine hohe Impfrate aufweist, musste aufgrund der erheblichen Prävalenz dieser hoch ansteckenden Mutation, die Lockerung der Beschränkungen zurücknehmen.

In Ländern, die näher an Ungarn liegen (zum Beispiel Tschechien), sind die Fallzahlen in den letzten Tagen leider auch deutlich gestiegen. Nach offiziellen epidemiologischen Daten des Landes hat sich die Zahl der Neuerkrankungen am Donnerstag im Vergleich zu den Vortagen fast verdoppelt.

Aber auch COVID-Infektionen in Deutschland folgen einem ähnlichen Trend, da sich die Fälle mit der Delta-Variante letzte Woche im Land mehr als verdoppelt haben.

Ungarische Experten sind sich auch uneinig darüber, ob die Regierung mit der Abschaffung der Maskenpflicht die richtige Entscheidung getroffen hat.

Ehemaliger Chefarzt: Aufhebung der Maskenpflicht gefährdet Menschenleben

Der ehemalige Chefarzt Ferenc Falus glaubt, dass die neuen Lockerungsmaßnahmen das Leben von „dreieinhalb Millionen ungeimpften Erwachsenen und eineinhalb Millionen ungeimpften Kindern“ gefährden. Laut Falus sollten mindestens zwei Millionen weitere Menschen so schnell wie möglich geimpft werden, um die Sicherheit der in Ungarn lebenden Menschen zu gewährleisten.

Virologe Miklós Rusvai meint hingegen, dass das Auftauchen der Delta-Variante in Ungarn zwar besorgniserregend ist und sich schneller und leichter ausbreitet als die britische Mutante, aber er ist mit der Aufhebung der Maskenpflicht einverstanden. Er fügte jedoch hinzu, dass jeder die nächsten zwei bis drei Monate ohne Masken genießen sollte, da wir im Herbst sicherlich wieder von vorne beginnen werden.

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WHO bittet vollständig geimpfte Menschen, auf Nummer sicher zu gehen

In der Zwischenzeit fordert die Weltgesundheitsorganisation vollständig geimpfte Menschen auf, weiterhin Masken zu tragen, soziale Distanz zu wahren und andere Sicherheitsmaßnahmen für die COVID-19-Pandemie zu praktizieren, da sich die hoch ansteckende Delta-Variante schnell auf der ganzen Welt verbreitet, berichtet CNBC.

Da ein großer Teil der Welt noch ungeimpft ist und sich hoch ansteckende Varianten wie Delta in vielen Ländern ausbreiten, fordern WHO-Beamte vollständig geimpfte Menschen auf, weiterhin „auf Nummer sicher zu gehen“.

„Die Menschen können sich nicht sicher fühlen, nur weil sie beide Dosen erhalten haben“, sagte Dr. Mariangela Simao, stellvertretende Generaldirektorin der WHO für den Zugang zu Medikamenten und Gesundheitsprodukten, und fügte hinzu: „Sie müssen sich immer noch selbst schützen.“

(Via: Hungary Today – Péter Cseresnyés, Beitragsbild: János Philip/MTI)