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Ist unser Gesundheitssystem nahe an seiner Leistungsobergrenze?

Ungarn Heute 2021.03.09.

Wir befinden uns im Aufstieg der dritten Welle der Coronavirus-Epidemie, und die Situation ist äußerst ernst, sagte der Chefinfektiologe des Süd-Pest Krankenhauses dem staatlichen Radiosender Kossuth. János Slavik betonte, dass praktisch alle Betten, die für Coronavirus-Patienten reserviert waren, voll sind und viele Menschen auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Noch im Dezember warnte der Rektor der Semmelweis Uni, dass die Beatmungskapazität des Landes um 1000 liegt. Es werden gerade mehr als 800 Patienten landesweit maschinell beatmet. 

Leider immer mehr Patienten werden ins Krankenhaus eingeliefert, immer mehr gelangen auf die Intensivstation und immer mehr Menschen müssen auch beatmet werden

– sagte János Slavik und fügte hinzu, dass es bisher selten war, dass die Krankheit eine ganze Familie auf einmal „durchläuft“, aber heute ist es üblich, da sich die neuen mutierten Virusvarianten sehr leicht von Person zu Person verbreiten.

Laut dem Experten verursacht der britische Mutant schwerere Symptome, was jetzt in Ungarn verheerend ist.

Inzwischen hört man immer mehr „Warnstimmen“ aus dem öffentlichen Gesundheitssystem und weisen auf die Schwere der gegenwärtigen extremen Krankenhausbelastung hin. Das System könne nahe an der Obergrenze seiner Leistung liegen. Es dauerte nur zwei Wochen, dass die Anzahl der beatmeten Patienten sich verdoppelt hatte. Derzeit sind 833 Personen maschinell beatmet.

Zahl der Beatmungspatienten nimmt zu
Zahl der Beatmungspatienten nimmt zu

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Ungarn lag in den letzten 24 Stunden bei  6494. 158 COVID-Patienten, die im Allgemeinen älter waren und an einer Grunderkrankung litten, starben. Aktuell gibt es in Ungarn rund 120 115 Coronavirus-Infizierte. Damit haben sich seit dem Pandemie-Beginn insgesamt 475 207 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. In Ungarn sind seit Beginn der […]Weiterlesen

Auch die Zahl der im Krankenhaus behandelten Coronavirus-Patienten ist innerhalb von 24 Stunden um 479 gestiegen, am 25. Februar gab es eine ähnliche Zahl. Derzeit bedürfen mehr als 8000 Menschen einer klinischen Behandlung.

Am Sonntag meldete das Budaer Gesundheitszentrum, dass das Krankenhaus innerhalb von 1-2 Wochen voll sein wird, wenn dies so weitergeht. Es ist der fünfte Tag in Folge, dass man  in den Abteilungen für Geburtshilfe, Gynäkologie und Pädiatrie des Mosonmagyaróvár-Krankenhauses die Notfälle nicht mehr bewältigen könne, da das Personal der COVID-Abteilung zugewiesen werden musste.

„Die Krankenhauskapazität in Ungarn geht zu Ende, manchmal werden komplette Familien mit einer Coronavirus-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert“ – dies sagte schon der Toxikologe Gábor Zacher in einem Interview in der Zetischrift 168 óra.

Ich habe schon vieles erlebt, wenige Dinge erschüttern mich bereits. Aber ich habe keine ähnliche Situation in meinem Leben gesehen. Wir müssen jetzt unseren Patienten erklären, dass sie an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden müssen, und sie könnten sogar damit sterben. 

Zoltán Balogh, Präsident der ungarischen Kammer der Gesundheitsfachkräfte, sagte in den Montagabendnachrichten von RTL Klub

Das ungarische Gesundheitswesen hat noch nie unter einen so großen Druck gearbeitet.  Die Institutionen versuchen, die Situation durch Umschichtung selbst zu lösen, aber die letzten Tage haben die Situation nur verschärft, da Tausende von Kollegen das Gesundheitswesen verließen, als sie letzte Woche den neuen Vertrag im staatlichen System nicht unterzeichneten.

Orbán: "Ungarns Impfrate überholt die von Deutschland und Österreich"
Orbán:

Mehr als eine Million Ungarn haben ihre erste Dosis eines Coronavirus-Impfstoffs erhalten, womit die Impfrate Ungarns weit über dem Durchschnitt der Europäischen Union liegt, sagte Premierminister Viktor Orbán am Montag. Insgesamt 1.002.714 Menschen haben ihre erste Dosis erhalten, wodurch die Impfrate Ungarns vor der von „angesehenen Ländern“ wie Deutschland und Österreich liegt, so der Ministerpräsident […]Weiterlesen

Noch Ende September sagte ein Arzt dem Ministerpräsidenten bei einem Besuch im Budapester Korányi KH, dass, obwohl eine genügende Anzahl von Beatmungsgeräten zur Verfügung steht, der Mangel an Fachleuten bald ein Problem verursachen könnte.

(Via: portfolio.hu, index.hu, Bild: MTI – Zoltán Balogh)