Wöchentliche Newsletter

Kardinal Mindszenty, Symbol des Widerstandes gegen den Kommunismus, am 26. Dezember vor 73 Jahren verhaftet

Ungarn Heute 2021.12.26.

Kardinal József Mindszenty, Erzbischof von Esztergom und letzter Fürstprimas von Ungarn, wurde vor genau 73 Jahren am zweiten Weihnachtsfeiertag von ungarischen Kommunisten unter dem erfundenen Vorwurf des Hochverrats, der Verschwörung und anderer Straftaten verhaftet. Er wurde gefoltert, inhaftiert und litt Jahre lang unter der Verfolgung von sowohl den Faschisten als auch den Kommunisten während Ungarns turbulenten Jahren des 20. Jahrhunderts. Dadurch wurde er das Symbol des Widerstandes gegen totalitäre Regime. Es war kein Zufall, dass ihn jedes unterdrückendes Regime hasste, da er seinen Prinzipien bis zum Schluss treu blieb.

József Mindszenty wurde 1892 geboren und wurde 1915 zum Priester geweiht. Der junge Kleriker musste zum ersten Mal die Rache der Machtinhaber spüren, als er 1919 von der republikanischen Károlyi-Regierung verhaftet wurde, weil er sich gegen deren „sozialistische Politik“ ausgesprochen hatte, und später im selben Jahr von der kommunistischen Béla Kun-Regierung erneut verhaftet wurde.

Als lebenslanger Kämpfer gegen totalitäre Tyrannei lehnte Mindszenty auch die faschistischen Ambitionen des Premierministers im Horthy-Zeitalter, Gömbös Gyula, und der ungarischen Nazi Bewegung (Pfeilkreuzler) in den 1930ern ab.

Im Jahr 1944 ernannte ihn Papst Pius XII zum Bischof von Veszprém. Er setzte seinen politischen Aktivismus fort und im selben Jahr protestierte er mit mehreren seiner Bischofskollegen gegen die Verfolgung und Deportation der Juden aus Ungarn. Kurz nach dem Putsch und der Machtübernahme der ungarischen Nazipartei Pfeilkreuzler wurde er verhaftet und inhaftiert und erst nach dem Sturz der ungarischen, nationalsozialistischen Regierung Szálasi freigelassen.

Nach dem Ende des II. WK wurde es immer deutlicher, dass die Kommunisten aufgrund der sowjetischen Besetzung des Landes das Machtmonopol in Ungarn erlangen werden. Zu der Zeit waren etwa 70% der ungarischen Bevölkerung katholisch, weshalb die katholische Kirche einen bedeutenden Einfluss auf Ungarns soziales, öffentliches und politisches Leben, aber auch auf wichtige materielle Ressourcen hatte. Infolgedessen erklärte die ungarische kommunistische Partei den Krieg gegen Ungarns Kirchen.

Mindszenty, der der kommunistischen politischen Führung mit zunehmendem Einsatz entgegentrat, wurde so zu einer Symbolfigur der antikommunistischen Politik, aber auch zu einem gefährlichen Gegner des ungarischen Regimes.

Der Erzbischof erhob oft seine Stimme gegen die sich stetig verschlechternden öffentlichen Bedingungen und dem zügellosen Terror der politischen Polizei der Kommunisten. Im Januar 1948 gab Mátyás Rákosi, der kommunistische Führer Ungarns, den Befehl: „…bis zum Ende des Jahres müssen wir den kirchlichen Aufstand beenden.“ Sie führten auch das Konzept der ˝klerikalen Reaktion˝ ein. Jeder, vom Papst bis zur kleinsten Dorfgemeinde, wurde auf einmal zum Reaktionär.

Mindszenty gehörte bald zu den Opfern der politischen Abrechnung und wurde am 26. Dezember 1948, dem zweiten Weihnachtstag, unter dem erfundenen Vorwurf des Hochverrats, der Verschwörung und anderer Delikte verhaftet.

Das Datum seiner Verhaftung war kein Zufall: tatsächlich wollten die Kommunisten eine Botschaft an den ungarischen Klerus und den Heiligen Stuhl schicken. Gleichzeitig waren ungarische Gefängnisse gefüllt mit katholischen Pfarrern und die Belästigung von Katholiken wurde alltäglich.

Nach seiner Verhaftung wurde Mindszenty in das berüchtigte Hauptquartier der ungarischen Geheimpolizei (ÁVH) in der Andrássy-Allee 60 in Budapest gebracht.

Während seines Verhörs wurde der Kardinal gefoltert und erhielt verschiedene Arten von Psychopharmaka wie z. B. Scopolamin, was eine gängige Praxis der ÁVH war.

Mindszenty widerstand für eine lange Zeit, doch als Ergebnis einer Reihe von Folter gestand er schließlich eine Vielzahl von Straftaten, mit darunter den Diebstahl der ungarischen Kronjuwelen, den Dritten Weltkrieg zu planen und dass er selbst die politische Macht in Ungarn übernehmen wird, sobald der Krieg von den Amerikanern gewonnen wurde.

Die gegen ihn erhobenen Anklagen waren eindeutig unbegründet, aber in einem Schauprozess wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Nur dank des großen internationalen Aufschreis wurde er nicht zum Tode verurteilt.

Nach seiner Verurteilung verbrachte der Kardinal sieben Jahre im Gefängnis, bevor er 1955 aufgrund seines Gesundheitszustands in Hausarrest versetzt wurde. Während der ungarischen Revolution von 1956 wurde Mindszenty aus dem Gefängnis befreit. Schon am nächsten Tag kehrte der ungarische Primas nach Budapest zurück und hielt eine wichtige Rundfunkansprache, in der er die Revolution zu einem „nationalen Freiheitskampf“ erklärte.

Er kehrte dann zurück zu seiner Rolle, die ungarische katholische Kirche als Erzbischof von Veszprém zu leiten und entließ alle Kirchenmitglieder von ihren Posten, die mit den kommunistischen Behörden kollaborierten.

Ungarn hofft auf Seligsprechung József Mindszentys
Ungarn hofft auf Seligsprechung József Mindszentys

Man bete darum, den früheren ungarischen Primas „so schnell wie möglich unter den Seligen feiern zu können“, sagte der Budapester Erzbischof Kardinal Peter Erdö am Wochenende bei einem Gedenken in der Basilika von Esztergom, berichtet vaticannews.va. Weiterlesen

Als die Sowjets jedoch Ungarn am 4. November 1956 befielen, war Mindszenty gezwungen, Asyl im Konsulat der Vereinigten Staaten in Budapest zu suchen, wo er die nächsten 15 Jahre seines Lebens verbringen musste, nicht in der Lage, das Gelände zu verlassen.

Fact

Ein neues Buch mit dem Titel John Sabo und Kardinal Mindszenty 1957-1971, bearbeitet von Benediktiner Mönch Ádám Somorjai und herausgegeben von der Freunde von Ungarn Stiftung, dem Herausgeber von Ungarn Heute und unserer Schwesternseite Hungary Today, untersucht die Beziehung zwischen József Mindszenty und John Sabo, dem ehemaligen ungarischen Pfarrer von South Bend, Indiana, auf der Grundlage von Quellenmaterial, das in den Mindszenty-Boxen der amerikanischen Botschaft in Budapest gefunden wurde.

Seine Aufnahme war eine klare politische Entscheidung der USA, da Botschaften nach internationalem Recht kein Asyl gewähren dürfen. Mindszenty blieb während seiner Zeit in der Botschaft aktiv und schrieb mehrere Briefe an hochrangige amerikanische Politiker, um sie über die Lage in Ungarn zu informieren. Im August 1964 schrieb er sogar einen Brief an den damaligen US-Präsidenten Lyndon B. Johnson, in dem es um die Heilige Krone von Ungarn ging, die zu dieser Zeit in den USA aufbewahrt wurde. Mindszenty bat Johnson, die Krone zu schützen und sie nicht in die Hände der Kommunisten fallen zu lassen.

Kardinal Péter Erdő begrüßte "Freunde von Ungarn" bei der Mindszenty-Messe
Kardinal Péter Erdő begrüßte

Mitglieder der "Freunde von Ungarn Stiftung" aus 29 verschiedenen Ländern der Welt kamen nach Esztergom, um an der von Kardinal Péter Erdő veranstalteten Messe teilzunehmen, die József Mindszenty, dem ehemaligen Erzbischof von Budapest, und seiner Seligsprechung angeboten wurde.Weiterlesen

Da Minszentys Position zur Quelle wachsender diplomatische Spannungen zwischen den USA und Ungarn wurde, bot Papst Paul VI einen Kompromiss an: er empfing im Jahr 1971 den damaligen Außenminister von Ungarn János Péter persönlich. Es war das erste Mal, dass der Papst ein amtierendes Mitglied einer kommunistischen Regierung traf. Gemäß dem bei dem Treffen erzielten Kompromiss wurde er gezwungen, Ungarn zu verlassen.

Mindszenty lebte für vier Jahre im Exil in Wien und starb dort im Jahr 1975 im Alter von 83 Jahren.  Seine sterblichen Überreste wurden nach Ungarn zurückgebracht und in der Basilika von Esztergom bestattet.

(geschrieben von Péter Cseresnyés – Hungary Today, übersetzt von Eszter Griaftong, Titelbild: Fortepan)