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Merkel dankt Ungarn

MTI - Ungarn Heute 2019.08.19.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Ungarn für die Unterstützung bei der Öffnung der Grenzen 1989 und bei der folgenden Deutschen Einheit gedankt. Das von der ungarischen Seite ermöglichte „Paneuropäische Picknick“ sei zum Symbol für die großen Freiheitsbewegungen damals geworden, sagte Merkel am Montag im ungarischen Sopron bei einem Festakt zum 30-jährigen Jubiläum des historischen Tages. Der ungarische Ministerpräsident betonte in seiner Rede: Europa muss immer wieder wiedervereinigt werden.

„Europa muss immer wieder wiedervereinigt werden, von Debatte zu Debatte, von Konflikt zu Konflikt, Tag für Tag.“ – betonte Ministerpräsident Viktor Orbán bei einer feierlichen Messe in der Evangelischen Kirche von Sopron. Orbán fügte hinzu: „Wir wussten auch in Zeiten der Spaltung immer, dass es nur ein Europa gibt.“

„Wir haben daran geglaubt [die Wiedervereinigung Europas], und es wurde wiedervereinigt. Es wurde aufgrund unseres Glaubens wiedervereinigt“, sagte Orbán beim Gottesdienst. Der Premier fügte hinzu, „wenn wir weiterhin daran glauben“, werde die Einheit von Ost und West gewahrt und Europa sei für die Europäer weiterhin eine prosperierende Heimat.

MTI/Miniszterelnöki Sajtóiroda/Szecsődi Balázs

Weiterhin hatte auch Orbán mit viel Lob für Merkel. Sie genieße „die Wertschätzung der ungarischen Nation“, zumal sie stets für den europäischen Zusammenhalt gearbeitet habe und immerhin zum 4. Mal zur Bundeskanzlerin gewählt worden sei, sagte Orbán in seiner Rede.

Sopron habe einen „besonderen Platz in den Herzen der Ungarn“, als die Stadt sich durch ein Referendum an Ungarn verpflichtete, als das Land nach dem Ersten Weltkrieg große Gebiete verlor. Das Volk von Sopron „und unsere ostdeutschen Freunde“ brachen durch der Zaun, der Ungarn vor dreißig Jahren von der freien Welt trennte, sagte Premier.

Orbán merkte an, dass der 20. August der Gedenktag des Heiligen Königs Stephan ist, des ersten ungarischen Königs, der Ungarn zum Christentum konvertierte. Seine Entscheidungen, Ungarn in das Christentum „einzuziehen“, eine Krone von Rom zu verlangen und eine bayerische Frau zu nehmen, haben das Land seitdem bestimmt, sagte Orbán.

„Aus dem Picknick wurde die größte Massenflucht aus der DDR seit dem Bau der Mauer 1961. Aus dem Picknick wurde ein Weltereignis“

betonte die Bundeskanzlerin in ihrer Rede. Angela Merkel fügte hinzu: Mehr als 600 DDR-Bürgern war am 19. August 1989 die Flucht über die für das Picknick kurzzeitig geöffnete Grenze gelungen. Das Geschehen war der Vorbote zum Fall der Berliner Mauer im November.

Sopron ist ein Beispiel dafür, wie viel wir Europäer erreichen können, wenn wir für unsere unteilbaren Werte mutig einstehen

Sie sprach auch darber, dass man in Europa bewusst sein sollte, dass nationales Wohl immer auch vom europäischen Gemeinwohl abhängt.

Sie merkte an, dass das Paneuropäische Picknick vor dreißig Jahren als Demonstration für den europäischen Frieden organisiert wurde und Pläne beinhaltete, die ungarisch-österreichische Grenze für einige Stunden symbolisch zu öffnen. Die Ostdeutschen, die „auf ungarischen Campingplätzen Urlaub machten“, haben die Ereignisse mitbekommen, und Hunderte ließen ihr gesamtes Hab und Gut zurück, um die Freiheit zu erreichen, sagte sie.

Merkel nannte das Picknick ein Ereignis von historischer Bedeutung und nahm den Mut der ungarischen Grenzpolizei zur Kenntnis, die sich weigerte, auf die Grenzgänger zu schießen.

„Ich musste innerhalb von Sekunden entscheiden, ob ich sie aufhalte oder nicht“

Während des Gottesdienstes sagte Bischof Péter Erdő in seiner Predigt, dass der Fall des Eisernen Vorhangs und der Berliner Mauer eine Ära eingeläutet haben, in der sich die europäischen Nationen über ideologische Unterschiede hinweg ungehindert begegnen konnten. Es habe auch eine größere Religionsfreiheit und eine Möglichkeit für die Menschen gebracht, sich besser kennenzulernen und gegenseitigen Respekt zu fördern, sagte er.

Nach dem Festakt trafen sich Merkel und Orban beim Mittagessen im Rathaus der Stadt zu einem kurzen Gespräch.

(Via: mti.hu, Beitragsbild: MTI – Balázs Szecsődi)