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Notenbankchef Matolcsy: Der Euro ist eine Falle

Ungarn Heute 2021.06.30.

Kein Land hat von der Einführung des Euros profitiert, wobei jedes Land gewonnen hat, welches seine nationale Währung beibehalten hat. Sollte sich auch Ungarn der Eurozone anschließen, dann wäre der Aufholprozess des Landes gestoppt – schrieb György Matolcsy, Präsident der ungarischen Nationalbank in der Zeitung Magyar Nemzet.

„Bei der Wahl im nächsten Jahr geht es eigentlich darum, ob die Institutionen der Europäischen Union, gemeinsam mit der ungarischen linksliberalen Gruppe, welche an die Vereinigten Staaten von Europa glaubt, Ungarn kurzfristig in die Eurozone bringen können. Wenn ja, dann werden die Türen des heimischen Aufholprozesses in Richtung der entwickelten Welt geschlossen.“

so begann Matolcsy sein Schreiben über die möglichen Auswirkungen der Einführung der gemeinsamen Währung in Ungarn. Laut dem Notenbankchef habe der Euro – dank den Reformen des Bundeskanzlers Gerhard Schröder – jenes deutsches Europa, statt eines europäischen Deutschlands geschaffen, wovor jeder, selbst die Deutschen Angst hatten.

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Laut György Matolcsy bringt das Budget erhebliche Risiken mit sich.Weiterlesen

Laut einer Studie des Freiburger Forschungsinstituts Centre for European Policy haben seit der Einführung der gemeinsamen Währung in zwei Jahrzehnten am meisten die Italiener (4,3 Billionen Euro) und die Franzosen (3,6 Billionen Euro) verloren. Im Prinzip hätten allein die Deutschen und die Niederländer gewonnen. Eigentlich gehören sie jedoch auch nicht zu den Gewinnern, da der schwache Euro Wettbewerbsnachteile zur Folge hatte.

"Deutscher Handel mit den Visegrád-Staaten ließ das tiefe Corona-Loch hinter sich"

Der deutsche Handel mit Osteuropa beginnt sich trotz der Coronavirus-Krise zu erholen – berichtet die deutsche Zeitschrift Handelsblatt. Laut dem Artikel hat dieser im dritten Quartal das tiefe Corona-Loch hinter sich gelassen. „Deutsche Ausfuhren erholten sich im September besonders stark, nach Ungarn +3,8 Prozent und Serbien +6,8 Prozent.“ „Der deutsche Handel mit Osteuropa, ist heute […]Weiterlesen

Polen, Tschechien und Ungarn haben viel dadurch gewonnen, dass sie nach dem EU-Beitritt nicht sofort der Slowakei und Slowenien in die Eurozone folgten“ – setzte Matolcsy fort und fügte hinzu, dass die stärkste Auswirkung des Euros auf die Visegrad-Länder war, dass sie – ausgenommen der Slowakei – die südlichen Euro-Länder wie Portugal, Spanien, Italien und Griechenland  in den ersten zwei Jahrzehnten des Euros in Bezug auf wirtschaftliche Dynamik und Aufholprozess überholt haben.

Die Sozialisten fordern die Einführung des Euro
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Die Einführung der europäischen Währung und damit die „Stabilisierung“ der Position des Landes in der Europäischen Union ist „eindeutig“ im Interesse Ungarns, sagte der oppositionelle sozialistische Europaabgeordnete István Ujhelyi am Sonntag auf Facebook. Ujhelyi bestand darauf, dass die Regierung „den Forint absichtlich schwächt“, um „ihrem eigenen Freundeskreis, den Oligarchen“, zu helfen. Er fügte hinzu, dass […]Weiterlesen

Sollte die Opposition bei den ungarischen Parlamentswahlen im nächsten Jahr die Macht übernehmen, dann würde das zu einer wirtschaftlichen Katastrophe führen, in dem sie das Land unter Missachtung des Grundgesetzes in die Eurozone bringen würden.

„Aus der Eurozone kann man nicht austreten, nur gleichzeitig mit einem Austritt aus der EU, was ein vernünftiger Mensch nicht vornehmen wird: So würde nämlich der Rückstand Ungarns gemeinsam mit dem Euro endgültig.“

schrieb der Notenbankchef.

Márton Ilyés, Wirtschafspolitiker der Oppositionspartei Momentum ist mit Matolcsys These nicht einverstanden: Seiner Meinung nach bietet der Euro eine „extra Sicherheit und Berechenbarkeit“ und würde verhindern, dass die Nationalbank „mit Abwertungen Geschäfte macht.“ Der Erfolg Ungarns liege eher in einem besseren Unterrichtswesen, korrektem Staat, besseren öffentlichen Dienstleistungen sowie wirksameren heimischen Unternehmen, welche man durch die Einführung des Euros ermöglichen könne.

Quelle: mno.hu  atv.hu  Bild: MTI/Koszticsák Szilárd