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Notenbankchef Matolcsy schlägt Verkleinerung des Verwaltungsgebiets von Budapest vor

Ungarn Heute 2021.12.14.

György Matolcsy, Präsident der Ungarischen Nationalbank schlägt in seinem Schreiben in der Zeitung Magyar Nemzet vor, das Verwaltungsgebiet von Budapest zu verkleinern, damit die Potentiale der derzeitigen Bezirke in Zukunft besser ausgenutzt werden können.

Die ungarische Hauptstadt Budapest ist einerseits der Stolz der ungarischen Nation, andererseits ein Wasserkopf, ein schädliches Erbe der kommunistischen Diktatur – beginnt der Notenbankchef seinen Artikel. Laut Matolcsy bestehe das „Budapest-Dilemma“ darin, dass während Budapest gleichzeitig das politische, kulturelle, geistliche, wirtschaftliche und finanzielle Zentrum des Ungarntums ist, konnte sich die Hauptstadt unter demokratischen und marktwirtschaftlichen Umständen bisher nicht so weit entwickeln, was für das Aufholen des Landes und des Karpatenbeckens ausgereicht hätte. Der Grund:

Die Stadt ist zwar sehr groß, jedoch gleichzeitig nicht stark

Dieses Dilemma könnte mit der Beseitigung des kommunistischen Erbes gelöst werden, in dem man die Zwangsvereinigung vom 1. Januar 1950 für nichtig erklärt und den 23 Gemeinden (Bezirken) das Recht gewährt, durch Volksabstimmungen über ihre Zukunft zu entscheiden. Als Beispiel nennt er die Städte Bern, Bonn, Berlin, Wien, Warschau und Prag, in denen die materiellen und geistlichen Ressourcen des jeweiligen Landes in einem viel geringerem Maß zentralisiert werden.

Fact

Groß-Budapest

Die kommunistische Staatsmacht hat am 1. Januar 1950 7 Städte und 16 Gemeinden an Budapest angeschlossen. Dadurch hat sich das Gebiet der Hauptstadt verdoppelt und die Zahl der Einwohner von einer auf anderthalb Millionen erhöht. Während die Bevölkerungszahl in den 1970er Jahren die 2-Millionen-Grenze überschritten hat, schrumpfte sie seit der Wende auf unter 1,8 Millionen.

Der Notenbankchef schlägt daher folgendes vor:

  • Die äußeren Bezirke sollen sich über einen Verbleib oder eine Loslösung im Rahmen einer Volksabstimmung entscheiden
  • Die selbstständigeren Außenbezirke schließen sich mit den nahen Städten zusammen, um ein Netzwerk der Hufeisen-Städte zu formen
  • Diese würden mit gemeinsamen Projekten und Programmen ein „Glücks-Hufeisen“ mit 4 Millionen Einwohnern zustande bringen, welches die Regierung mit Infrastruktur-Projekten unterstützen könnte
  • Die bisherigen Bezirke Óbuda, Újpest, Kőbánya, Angyalföld, Pesterzsébet, Zugló, Kelenföld, Csepel und Budafok könnten zu selbstständigen Städten werden
  • Die Erhaltung des Stadtkerns mit 600 Tausend Einwohnern ist ein nationales Interesse, in dem der Staat, die Regierung, das Geschäftsleben, das Bankensystem, sowie jegliche Einrichtungen des Hochschulwesens und der Kultur bleiben würden.

Und was das zukünftige Bild der Hauptstadt betrifft: Laut Matolcsy könnten in Zukunft Innovationsparks und Startup-Einrichtungen rund um die Universitäten sowie ein Netzwerk von Bädern und ein damit eng verbundener Gesundheits-Stadtteil entstehen.

Oberbürgermeister Gergely Karácsony hat auf das Schreiben auf seiner Social-Media-Seite damit reagiert, dass statt Budapest die Nationalbank zerschlagen werden sollte. „Die eine Hälfte sollte endlich die Inflation bekämpfen, die einen Höchststand erreicht hat. Und das andere, wo in den letzten Jahren Hunderte von Milliarden Forint öffentlicher Gelder „ihren öffentlichen Charakter“ verloren haben, sollte unter die Aufsicht der Staatsanwaltschaft gestellt werden.“

Quelle: hvg.hu  24.hu  mno.hu  Bild: Pixabay