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Orbán trifft Bolsonaro: Ungarn und Brasilien verfolgen den gleichen Ansatz bei globalen Herausforderungen

MTI - Ungarn Heute 2022.02.17.

Ungarn hat großes Interesse an einer engen Zusammenarbeit mit Brasilien, sagte Premierminister Viktor Orbán nach Gesprächen mit dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro am Donnerstag und fügte hinzu, dass die beiden Länder globale Herausforderungen auf die gleiche Weise angehen, welches ein stabiles Fundament für ihre Partnerschaft bietet. Ungarn und Brasilien teilen ähnliche Positionen bezüglich Themen wie der Migration, der Hilfe für verfolgte Christen, der Abwehr der Angriffe gegen Familien, ihr Engagement für den Freihandel und militärische Entwicklung, erklärte Orbán auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bolsonaro.

Orbán sagte, dass große internationale Organisationen versuchen, Dokumente zu verabschieden, in denen die Migration als positives Phänomen dargestellt wird. „Es gibt Länder – wir nennen sie die Koalition der Nüchternen – die nicht wollen, dass sich die Welt durch die Migration verändert“, fügte er hinzu.

Er merkte an, dass Ungarn und Brasilien die beiden Länder sind, die die Verabschiedung des globalen Migrationspakts der Vereinten Nationen verhindern und fügte hinzu, dass die Europäische Union nun über einen ähnlichen Pakt diskutiert. „Wir werden die Umsetzung jeglicher empfohlener oder verbindlicher Regelungen zur Migration in gleicher Weise auf europäischer Ebene vereiteln“, sagte er.

Der Premierminister sagte, dass Ungarn und Brasilien vereinbart haben, ein gemeinsames „Frühwarnsystem“ einzurichten, um den jeweils anderen zu informieren, sollten irgendwelche Vorschläge bezüglich der Migration, die entgegen ihrem Interesse sind, entworfen werden. Das Warnsystem werde es den beiden Ländern ermöglichen, bei der Verhinderung der Annahme solcher Dokumente zusammenzuarbeiten, sagte Orbán.

Ungarn und Brasilien halten es für „absurd“, dass das Christentum heute die am meisten verfolgte Religion auf der Welt ist „und dass die Zivilisation, die christliche Wurzeln hat, vor allem die europäische Zivilisation, sehr wenig dafür tut“ diejenigen zu schützen, die wegen ihrem Glauben verfolgt werden, erklärte Orbán. Er ergänzte, dass Ungarn und Brasilien eine Vereinbarung unterzeichneten, um gemeinsam den verfolgten christlichen Gemeinschaften in Afrika zu helfen.

In der Zwischenzeit sagte Orbán, dass die beiden Länder auch in Bezug auf „die Angriffe gegen Familien, die der Welt ein Konzept von Familie aufzwingen wollen, das von dem abweicht, was wir unter einer Familie verstehen“, einer Meinung seien. Die ungarische Verfassung stelle klar, dass der Vater ein Mann und die Mutter eine Frau sei, sagte er und fügte hinzu, dass eine Familie aus einem Mann und einer Frau bestehe, „und wir werden alles tun, um die Relativierung dieses Ansatzes zu verhindern“.

In Bezug auf die Handelsbeziehungen sagte Orbán, dass der Freihandel für Ungarn lebenswichtig sei, da die Exporte 80-90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Landes ausmachten. Mit anderen Worten: „Die Ungarn wären ohne die Existenz des Freihandels in der Welt wesentlich schlechter dran“, sagte er. Orbán sagte auch, er und Bolsonaro hätten sich darauf geeinigt, dass Brasilien offen für ungarische Investitionen sei.

Bezüglich der militärischen Zusammenarbeit wies der Premierminister darauf hin, dass Brasilien einen Beitrag zu Ungarns militärischem Entwicklungsprogramm leiste und Ungarn bereits zwei militärische Transportflugzeuge von Brasilien erworben habe. Die beiden Länder haben auch eine Ausweitung der militärisch-industriellen Zusammenarbeit vereinbart, fügte er hinzu.

Weiterhin merkte er an, dass 504 brasilianische Universitätsstudenten in Ungarn studieren, von denen 250 mit Stipendien studieren, die vom ungarischen Staat zur Verfügung gestellt wurden.

Zu einem anderen Thema merkte Orbán an, dass Bolsonaro nach einem Besuch in Moskau in Ungarn angekommen sei. Da die Diplomatie und das tägliche Leben heute „von der Möglichkeit eines Krieges überschattet werden“, seien alle diplomatischen Bemühungen, die darauf abzielen, einen Krieg zu vermeiden, „äußerst wertvoll für die ganze Welt, aber insbesondere für Ungarn, da wir uns in unmittelbarer Nähe zu diesem Konflikt befinden“, sagte er.

Orbán wies darauf hin, dass Brasilien eines der neun strategischen Partnerländer der Europäischen Union und ein Partner der NATO sei. Er dankte Bolsonaro für seine Bemühungen der letzten Tage, „den Frieden in diesem Teil Europas zu erhalten“.

Er nannte den Besuch des brasilianischen Präsidenten ein historisches Ereignis und eine „besondere Ehre“ und fügte hinzu, dass Ungarn vor den Gesprächen den Brasilianern ihr Beileid angesichts der jüngsten Naturkatastrophen in Brasilien bekundet hatte.

Bolsonaro sagte, sein Besuch biete eine gute Gelegenheit, die Beziehungen der beiden Länder zu vertiefen, einschließlich wirtschaftlicher Beziehungen.

Bolsonaro nannte Ungarn Brasiliens „kleinen großen Bruder“ und bezog sich dabei auf die territorialen Unterschiede auf der einen Seite und Orbáns Erfolge bei der Vertretung ihrer gemeinsamen Prioritäten, einschließlich der Achtung von Gott, Heimat, Familie und Freiheit, auf der anderen.

Der brasilianische Präsident sagte, dass ihre „nützlichen“ Gespräche in Budapest auch den russisch-ukrainischen Konflikt beinhalteten. Er sagte, niemand habe ein Interesse an einem Krieg, der im Falle eines Ausbruchs allen Beteiligten schaden würde.

Der Präsident wies darauf hin, dass etwa 100.000 Menschen ungarischer Abstammung in Brasilien leben und viele brasilianische Studenten in Ungarn studieren.

In Bezug auf seine Gespräche mit dem ungarischen Präsidenten János Áder sagte Bolsonaro, Brasilien werde oft als Zerstörer des Amazonas-Regenwaldes dargestellt. In Wirklichkeit seien jedoch 63 Prozent der Regenwälder geschützt und es seien massive Aufforstungsprojekte im Gange, sagte er und fügte hinzu, dass die Angriffe gegen Brasilien aus Kreisen des Agrobusiness stammten.

Vor der Pressekonferenz unterzeichneten die beiden Seiten Abkommen über die Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung, humanitäre Hilfe und Wasserwirtschaft.

Foto von Vivien Cher Benko/MTI