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Ostermontag: ungarische Gebräuche und ihre Bedeutung

Ungarn Heute 2020.04.13.

Ostermontag hat in der christlichen Kirche keine besondere Bedeutung, er ist vor allem für seine Volksbräuche bekannt. Ein besonderer ungarischer Brauch ist das Begießen von Mädchen. Hier tropfen die Männer ein wenig Wasser oder Parfüm auf die Frauen und sagen ein Gedicht auf. An diesem Tag werden auch die Ostereier gemalt. 

„Mädchenwässern“

Obwohl Ostern vor allem ein christliches Fest ist, schon seit Jahrhunderten feiert man in dieser Zeit auch die Fruchtbarkeit. Nach einem alten Brauch werden in Ungarn am Ostermontag junge Frauen mit Wasser begossen, um ihre Schönheit und Gesundheit zu erhalten. Sie bleiben an diesem Tag zu Hause, um auf die männliche Gäste zu warten.

Die jungen Männer ziehen am Montagmorgen in Gruppen durch die Gemeinde und suchen die Häuser, in denen Mädchen leben.  Formell bitten sie  mit einem Gieß-Vers (auf Ungarisch: locsolóvers) um Erlaubnis:

„Ich ging im grünen Wald

Und sah ein blaues Veilchen

Es wollte verwelken

Darf man es gießen?“

Die Mädchen wurden vor allem mit Wasser begossen, sie bewirteten dann die Jungs traditionell mit Schinken, gekochten Eiern und einem Gläschen Pálinka (Schnaps) und gaben ihnen zum Geschenk ein rotes Ei – als Symbol des Lebens, des Blutes von Jesu und der Liebe.

Das „Mädchenwässern“ ist beim Osterfest im UNESCO-Dorf Hollókő zur touristischen Attraktion geworden. In diesem Jahr wurde aber das Fest wegen des Coronavirus bedauerlicherweise abgesagt.

Hollókő, das lebendige Dorf

Die Ostereier

Am Ostermontag werden die Ostereier von Mädchen an Jungen geschenkt, es repräsentiert die Wiedergeburt und das neue Leben. Die Ostereier rot zu färben war in Ungarn traditionell üblich.

Foto: MTI – Zsolt Czeglédi

Peitschen mit Weidenruten

Am Ostermontag wurden die Mädchen nicht nur mit Wasser begossen sondern auch mit Weidenruten „gepeitscht“. Dies symbolisierte auch ihre Fruchtbarkeit. Dabei wurde wiederum ein Reim aufgesagt:

Keléses ne légy,
Bolhásos ne légy,
Esztendőre frissebb légy! 

„Verschenkung eines Tafels an einen geliebten Jungen“ (auf Ungarisch „Komatálküldés“) 

Entlang der Ipoly schickten die Mädchen Eier zu den Jungs, die sie zum Tanzen in der Faschingszeit mitgenommen hatten. Das Geschenk wurde persönlich oder „per Kurier“ übergeben. In Transdanubien wurde das Geschenk in feierlicher Form präsentiert, begleitet von einem Gedicht, einem Reim oder einem Lied:

Liturgische Bedeutung des Tages 

In der Liturgie der römisch-katholischen Kirche hat auch der Ostermontag, den Rang eines Hochfestes. Als arbeitsfreier Festtag ist der Ostermontag der Überrest einer Arbeitsruhe, die einst von Palmsonntag bis zum Weißen Sonntag dauerte, aber ab dem Hochmittelalter bereits am Mittwoch nach Ostern endete.  Im Tagesevangelium wird die Auferstehung Jesu Christi aus dem Blickwinkel der Emmausjünger erzählt. Zwei Jünger Jesu sind am dritten Tag nach der Kreuzigung Jesu aus Jerusalem fortgegangen, um nach Emmaus zurückzukehren. Auf dem Weg dorthin schließt sich ihnen ein dritter, unbekannter Mann an. Dieser hinterfragt die Trauer der beiden Heimkehrer und erläutert ihnen schließlich, dass der Messias all das erleiden musste, wie es die Schrift vorhergesagt hatte. In Emmaus angekommen, laden die Jünger den Mann in die Herberge ein. Er bricht am Tisch das Brot, und in diesem Moment erkennen sie Jesus, der aber vor ihren Augen verschwindet. Sie kehren sofort um, erreichen noch in der Nacht wieder Jerusalem und erzählen den dort noch versammelten Jüngern von ihrem Erlebnis. Das Brotbrechen Jesu mit den beiden Jüngern bezieht die Theologie auf die Eucharistie.

(Via: ard-wien.de, hirmagazin.sulinet.hu, wikipedia.org, Beitragsbild: holloko.hu)