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Professor E. Sylvester Vizi und László Lovász erhalten den ungarischen Sankt-Stephan-Orden, die höchste Auszeichnung Ungarns

Ungarn Heute 2021.08.20.

Ungarns Präsident János Áder hat Professor E. Sylvester Vizi, den mit dem Széchenyi-Preis ausgezeichneten Arzt, Forschungsprofessor, Akademiker und ehemaligen Präsidenten der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, sowie László Lovász, den mit dem Ábel-Preis ausgezeichneten Mathematiker und ehemaligen Präsidenten der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, am ungarischen Nationalfeiertag im Sándor-Palast mit dem höchsten Orden Ungarns, dem ungarischen Sankt-Stephan-Orden, ausgezeichnet.

Die Arbeit von Professor E. Sylvester Vizi zahlte sich aus, und seine Entdeckung führte zu einem großen wissenschaftlichen Durchbruch in den Neurowissenschaften und beweist, dass die Nerven des Gehirns aus großer Entfernung miteinander kommunizieren können, als ob sie Funkgeräte benutzen würden

sagte Präsident Áder in seiner Ansprache bei der Zeremonie.

Áder bedankte sich bei Professor E. Sylvester Vizi für seine Arbeit und sagte, dass er damit den Ruhm „der ungarischen neurowissenschaftlichen Schule“ verewigt.

Aus der Laufbahn des Professors hob Áder die Zeit an der Universität Oxford hervor, wo Vizis Arbeit zunächst „auf Skepsis und Ablehnung stieß“. Dennoch, so Áder, wusste E. Sylvester Vizi, dass „derjenige, der entdeckt, immer zuerst allein ist. Deshalb hat er an seiner Wahrheit immer festgehalten“. Er fügte hinzu, dass die Erkenntnisse in Oxford zu einem Durchbruch im Verständnis der Kommunikation zwischen Nervenzellen geführt haben.

Seine Studie ist zu einem Ausgangspunkt geworden, der nach anfänglicher Ablehnung zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat und zu einer Referenz für wissenschaftliche Forscher geworden ist

so Áder.

Der Präsident schloss mit einem Zitat von Loránd Eötvös:

 Nur das ist wahre Wissenschaft, welche von der Welt handelt; und deshalb müssen wir, wenn wir wahre Wissenschaftler und – wie es sich gehört – gute Ungarn sein wollen, die Fahne der Wissenschaft so hoch emporheben, damit man diese auch jenseits unserer Grenzen erblickt und ihr die gebührende Achtung entgegengebracht wird

Der ungarische Sankt-Stephans-Orden wird in Anerkennung herausragender, besonderer Verdienste, bemerkenswerter Lebensleistungen und bedeutender internationaler Leistungen im Dienste Ungarns verliehen.

Der Arzt, Neurowissenschaftler, Pharmakologe und Universitätsprofessor E. Sylvester Vizi war von 2002 bis 2008 Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und ist derzeit Vorsitzender des Kuratoriums der Freunde von Ungarn Stiftung, dem Herausgeber unseres Nachrichtenportals Ungarn Heute und unserer Schwesternseite Hungary Today.

In einem Interview mit Kossuth Rádió betonte E. Sylvester Vizi:

Solange Wissen öffentlich zugänglich ist, ist es von öffentlichem Interesse, es zu erwerben. Aber die Anwendung dieses Wissens, insbesondere die Weitergabe dieses Wissens an die Öffentlichkeit, liegt in der eigenen Verantwortung

Der Professor erklärte, dass von allen Naturwissenschaften das Medizinstudium „am menschlichsten ist“, da ein Arzt jeden Tag einem anderen etwas gibt.

Und zu geben, vor allem etwas Gutes zu geben, ist die größte Anerkennung, die man bekommen kann, wenn man damit erfolgreich ist. Es ist vielleicht kein Zufall, dass die Medizin mich gewählt hat oder dass ich mich für die Medizin entschieden habe. Ich glaube, ich kann mich erfolgreich fühlen, wenn die Ergebnisse meiner Forschungen auf der ganzen Welt verwendet werden und wenn man mich in der wissenschaftlichen Literatur zitiert

Dieses Erfolgserlebnis, so Professor E. Sylvester Vizi, ist für alle sehr wichtig, denn es ist der motivierende Faktor, „der einer Person hilft, die Energie zu finden, weiter zu arbeiten und das Wissen mit anderen zu teilen“.

MTI/Máthé Zoltán

László Lovász, der mit dem Ábel-Preis ausgezeichnete Mathematiker und ehemalige Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, wurde ebenfalls mit dem Sankt-Stephan-Orden ausgezeichnet.

Fact

László Lovász hat im März 2021 gemeinsam mit dem norwegischen Forscher Avi Wigderson den Abelpreis für Mathematik für ihre Beiträge zur theoretischen Informatik erhalten. Sie geben „fundamentale Beiträge zum Verständnis von Zufälligkeit bei der Berechnung auf Computern und in der Erforschung der Grenzen effizienter Berechnungsmethoden“, hieß es in der Begründung.  László Lovász wurde 1948 in Budapest geboren und gilt als Teil einer goldenen Generation ungarischer Mathematiker. Zusammen mit Arjen Lenstra und Hendrik Lenstra entwickelte Lovász den sogenannten LLL-Algorithmus. Dieser wird etwa von Kryptoanalytikern genutzt, um die Sicherheit von Verschlüsselungstechniken zu überprüfen. Der LLL-Algorithmus sei aber nur einer von Lovász‘ vielen „visionären Beiträgen“, hob die Jury hervor. 1993 ging László Lovász in die USA, wo er als Professor an der Yale University und von 1999 bis 2006 für Microsoft Research arbeitete. 2006 kehrte er nach Budapest zurück und wurde Direktor des Mathematischen Institutes der ELTE. Des Weiteren hatte er Gastprofessuren an der Vanderbilt University (1972/72), der Universität von Waterloo (1978/79), der Universität Bonn (1984/85), der University of Chicago (1985) und der Cornell University (1985) und ist Honorarprofessor am Forschungsinstitut für Diskrete Mathematik der Universität Bonn. Von 2007 bis 2010 war er Präsident der International Mathematical Union (IMU) und war im Vorstand 2011 bis 2014 als Ex Officio vertreten. Im Mai 2014 wurde er für drei Jahre zum Präsidenten der Ungarischen Akademie der Wissenschaften gewählt und wurde im Jahr 2017 wiedergewählt.

Zu den bisherigen Preisträgern gehören angesehene Wissenschaftler, Künstler, Sportler und Kirchenführer wie Kardinal Péter Erdő, Primas von Ungarn, die fünffache Olympiasiegerin im Schwimmen Krisztina Egerszegi, der Nobelpreisträger und Schriftsteller Imre Kertész und der Erfinder Ernő Rubik, der den Zauberwürfel entwickelt hat.

E. Sylvester Vizi: „Mitglieder der Gemeinschaft der "Freunde von Ungarn" sind Botschafter des Landes“
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Wie bereits berichtet wurde, wird die „Freunde von Ungarn Stiftung“ am kommenden Wochenende zum sechsten Mal ihre jährliche Konferenz abhalten. Der Vorsitzende des Kuratoriums, E. Sylvester Vizi, sprach über die bevorstehende Veranstaltung in einem Interview in der Sendung „Guten Morgen Ungarn” von Radio Kossuth. Geschrieben von Fanni Kaszás – Hungary Today, übersetzt von Ungarn Heute.  Der […]Weiterlesen

Nach dem Wirtschaftswissenschaftler und Zentralbanker Sándor Lámfalussy (Alexandre Lamfalussy), der weithin als Gründervater des Euro gilt, und der berühmten Opernsängerin (Sopranistin) Éva Marton, ist Professor Vizi der dritte Gründer der Stiftung, der diese angesehene Auszeichnung erhält.

„Jeder sollte vor seiner eigenen Tür kehren!“ – Interview mit der weltbekannten ungarischen Opernsängerin Éva Marton
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Da die „Freunde von Ungarn Stiftung“, Herausgeber unseres Nachrichtenportals „Ungarn Heute“, sich ihrem 10-jährigen Jubiläum nähert, haben wir beschlossen, mit den Gründern der Organisation eine Interviewreihe zu starten. Eine von ihnen ist Éva Marton, die weltweit bekannte ungarische Opernsängerin. Wir warfen mit ihr einen Rückblick auf die letzten 10 Jahre der Organisation und sprachen mit […]Weiterlesen

Foto: MTI/Máthé Zoltán

Der Sankt-Stephan-Orden

Der Sankt-Stephan-Orden ist nach dem weltweit berühmtesten König Ungarns, Stephan I., benannt, dessen Herrschaft vor fast tausend Jahren durch die Festigung der Monarchie, die Gründung des mittelalterlichen Staates Ungarn und die Einführung des Christentums als Staatsreligion gekennzeichnet war.

Der Orden wurde 1764 von Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen und  Herrscherin der Habsburger Herrschaft, gegründet. Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn, Kaiser Joseph II., machten mehrere politische Zugeständnisse, um die Spannungen zwischen Österreich und Ungarn zu verringern, darunter auch die Gründung des Ordens.

Obwohl der Orden bei der Ausrufung der Republik Ungarn im Jahr 1946 aufgelöst wurde, wurde er 2011 als Ungarischer Sankt-Stephan-Orden neu gegründet und ist bis heute der höchste Orden in Ungarn.

(Beitragsbild: Zoltán Máthé/MTI)