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Satire-Partei im Staatsfernsehen: Sympathisant sprach live mit seiner Frau telefonisch, anstatt die Partei vorzustellen

Ungarn Heute 2022.03.23.

Zum ersten Mal seit vier Jahren durfte die „Ungarische Partei des Zweischwänzigen Hundes“ (MKKP) im staatlich finanzierten öffentlichen Fernsehen zu Wort kommen. Wegen der kommenden Wahlen sind nämlich die staatlichen Medien gesetzlich verpflichtet, auch allen Oppositionsparteien 5-5 Minuten zur Verfügung zu stellen. Die satirische Partei schickte einen ihrer Sympathisanten in die Live-Sendung, doch sein Telefon klingelte plötzlich… 

Imre Tóth, ein ehemaliger Kandidat der MKKP, der sich nun als Sympathisant vorstellte, bedankte sich zunächst mit freundlichen Worten für die Einladung der Partei zu den staatlichen Medien, wie er sagte: „Es ist schön, dass auch wir jetzt hier die Luft der Freiheit einatmen können“ und schlug dann vor, dass jeder die Website der MKKP besuchen solle, denn dort gebe es einiges Wissenswertes, und alle können mehr als 5 Minuten auf dem Portal verbringen.

In den letzten 4 Jahren konnte die Opposition in den staatlichen Medien kaum zu Wort kommen
In den letzten 4 Jahren konnte die Opposition in den staatlichen Medien kaum zu Wort kommen

Die Oppositionsparteien protestierten nicht nur gegen die angeblich übertriebene russische Propaganda sondern halten es auch für inakzeptabel, dass Mitglieder ihrer Parteien fast nie in die staatlich finanzierten Medien eingeladen werden.Weiterlesen

Damit verwies er auf die 5 Minuten-Zeitspalte, die die Oppositionsparteien alle vier Jahre in den staatlich-finanzierten Medien bekommen. Dann kam ein „Stand-up“ als sein Telefon überraschenderweise klingelte und Tóth führte ein fünf-minutiges Gespräch mit seiner Partnerin. Und in diesem Gespräch wurden mehrere Sticheleien gegen die Regierung geäußert.

  • weißt du!… ich bin im Sender M1, wohin wir regelmäßig kommen, alle vier Jahre (…) man muss das Kleine auch schätzen (…) es gibt viele Leute hier, wie Russen in der Ukraine (…) die sind wirklich süß, es gibt diese Kameraleute, es ist wirklich cool ….. nein, ich bin nicht hierher verbannt, das ist beim Radio Cabaret…
  • Im Gespräch verwies er auch auf den von der Regierung eingeführten Lebensmittelpreisstopp: „Was du kaufen solltest? Ich weiß nicht, etwas Billiges, kauf Hühnerrücken, der ist billig, und Öl! Weißt du, der Spreisstopp gilt für diese…. Kein Gasöl, sondern Speiseöl! Tanken? Ja, du kannst das Auto volltanken, aber wenn du kein Gasöl bekommst, sag das bitte niemandem, denn das ist gesetzlich geregelt, das wäre Panikmache…..
  • Schließlich wird er wahrscheinlich am Telefon aus Eifersucht gefragt, ob es auch Frauen im Studio gibt. Er sagte, er würde nicht flirten. „Das ist der Sender M1, es ist kein Bordell, Baby.“

Nachdem er das Telefon aufgelegt hatte, stellt er fest, dass er nur noch wenige Sekunden der Sendezeit hat und fragt die Moderatorin, ob die Partei auch im Jahr 2026 die Möglichkeit haben wird, im staatlichen Fernsehsender zu sprechen, bekommt aber kein Versprechen dafür.

Die MKKP hat vor 4 Jahren ein Mitglied der Partei in einem Hühnerkostüm zum Interview mit dem staatlichen Fernsehsender geschickt. In dem fünfminütigen Gespräch antwortete der Politiker dem Reporter außschließlich mit gackelnder Stimme.

Vorige Woche durfte auch der gemeinsame Ministerpräsidentenkandidat der Opposition Péter Márki-Zay fünf Minuten lang im staatlichen Fernsehsender M1 sprechen und das Wahlprogramm der Opposition vorstellen. Es war das erste Mal, dass der Bürgermeister von Hódmezővásárhely, der letztes Jahr auch die Vorwahlen der Opposition gewonnen hatte, das Gebäude des ungarischen Staatsfernsehens betreten durfte.

Oppositionskandidat Márki-Zay zum ersten Mal ins Staatsfernsehen eingeladen
Oppositionskandidat Márki-Zay zum ersten Mal ins Staatsfernsehen eingeladen

"Vielen Dank, dass Sie mir die Gelegenheit geben, dass Sie der Opposition in vier Jahren fünf Minuten Redezeit geben" begann Péter Márki-Zay seine Rede auf M1.Weiterlesen