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„Und was habt ihr in dieser Zeit gemacht?“ – „Visszidensek 2.”  („Heimkehrer“) – eine Buchvorstellung

Ungarn Heute 2018.11.23.

Mit 12 Personen hat der Journalist, Péter Gyuricza 12 Interviews gemacht. Mit Leuten, die Ungarn vor Jahrzehnten verlassen haben. Sie haben sich vor kurzem entschieden, nach Hause zu kommen. Sie setzen dieselbe Arbeit in Ungarn fort, die sie für die Heimat schon in der Emigration begonnen haben. Das Buch „Visszidensek“ stellt diese „Heimkehrer“ vor. („Visszidens“ ist ein Wortspiel, bezeichnet diejenige, die nach der Emigration ins Heimatland zurückkehren.). Der zweite Band wurde erneut mit Hilfe der „Freunde von Ungarn Stiftung“ veröffentlicht. Bei der Vorstellung betonte E. Sylvester Vizi, Vorsitzender des Kuratoriums: die Heimkehrer sind alle Freunde von Ungarn, die ihre Heimat lieben. „Da Patriotismus nicht vom Aufenthaltsort abhängt, er lebt in der Muttersprache.“

„Was haben die Emigranten für ihre Heimat getan?“ – diese Frage wird von Sándor Lezsák, Dichter, Vizepräsidenten der ungarischen Nationalversammlung in seinem Vorwort beantwortet.

Solange es eine sowjetische Welt in Ungarn herrschte, wir haben euch hier, in einer freien Welt nicht im Stich gelassen. (…) die Emigranten haben immer und überall auf der Welt für Ungarn gelebt und gearbeitet.

In dem Buch erhalten wir auch detailliertere Antworten: durch die Lebensgeschichten von 12 Personen, die vom Journalisten Péter Gyuricza befragt wurden.

 

Péter Gyuricza, Foto: Tamás Lénárd

 

E. Sylvester Vizi, Vorsitzender der Freunde von Ungarn Stiftung hat bei der Vorstellung des Buchs hervorgehoben, dass Patriotismus nicht vom Aufenthaltsort abhängt, er lebt in der Muttersprache. Die Heimkehrer sind aber nicht nur durch die Muttersprache, sondern auch durch  Volksmusik und Volkstanz miteinander verbunden, da sie ihr „Ungartum“ im Ausland dadurch erleben konnten – so Vizi.

 

Prof. E. Sylvester Vizi, Vorsitzender der Freunde von Ungarn Stiftung, Foto: Tamás Lénárd

 

Dann wies er kurz darauf hin, dass das Ungarische immer ein Volk war, das Ausländer willkommen hat. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass heutzutage immer mehr niederländische und deutsche Menschen nach Ungarn kommen um hier zu leben. Er erinnerte daran: unter den Gründern der Stiftung sind viele Personen, die nie in Ungarn gelebt haben, trotzdem lieben sie das Land.

 

Enkel von Kálmán Magyar, Foto: Tamás Lénárd

 

Man spricht meistens nur über die Emigration, aber wir reden weniger über diejenigen, die nach Hause zurückkehren – betonte Anikó Krucsainé Herter, stellvertretende Staatssekretärin für kulturelle Angelegenheiten.

Es ist aber oft schwerer, nach Hause zu kommen, als das Land zu verlassen. Weil diese Entscheidung vom Herzen und nicht von der Ratio bestimmt wird.

Der Autor Péter Gyuricza betonte: das Buch ist schon zu einer Bewegung geworden. Die Heimkehrer treffen sich regelmäßig, am ersten Freitag in jedem Monat und viele von den zukünftigen „Schicksalsgefährte“ haben sich schon bei ihm gemeldet, um ihre Lebensgeschichten zu erzählen. Der Journalist dankte der Freunde von Ungarn Stiftung und dem Staatssekretariat für Nationale Angelegenheiten für die Unterstützung der Veröffentlichung des Buches. Gyuricza hat danach Auszüge aus dem Buch gelesen.

Unter den Rückkehrern befindet sich unter anderen Béla András Almay, der in Brasilien geboren wurde und in Schweden aufwuchs, doch fühlt er sich ein echter Ungar. Csaba Emődy ist aus Argentinien zurückgekommen, er arbeitete lange als Leiter der Fußballakademie „River Plate”. László Kondor war ein Kriegskorrespondent in Vietnam und fotografierte Weltstars und berühmte Politiker in den USA. Außerhalb von ihnen befindet  sich im Buch Mária Konthur, die in den ’70-er Jahren mit ihrem Mann mit Hilfe einer „Packagetour” aus Rumänien flüchten konnte. Ildikó Fényes Kunckelné, die nie eine ungarische Schule besucht hat, sie konnte doch von ihren Eltern die Muttersprache im Ausland perfekt erlernen. Antal Lipthay, der in 1949 mit seinen Eltern nach Chile gezogen ist und jetzt in seinem Heimatort, Benczúrfalva einen Kreuzweg bauen ließ. Kálmán Magyar hat lange in den USA gelebt, neben seiner Arbeit unterrichtete er ungarischen Volkstanz in unterschiedlichen amerikanischen Städten. István Musto zog aus Passau nach Madrid und dann nach Ungarn zurück. Wie er zugibt: er könnte sowohl in Deutschland als auch in Spanien leben, doch hat er Budapest für seine Heimat gewählt.

Ich habe es nicht bereut. Die Stadt ist wunderschön, es ist gut, hier zu leben.

Borbála Nádasdy Schauspielerin, Ballettmeisterin und Schriftstellerin, (Nachkomme der historischen Nádasdy-Familie) hat sich auch ähnlich entschieden und ist nach Ungarn zurückgekehrt. Sowie der argentinische András Szalay, dem, neben seinen Eltern, die Pfadfinder und die ungarischen Schulen geholfen haben, sein Ungartum zu erhalten. Der Arzt György Szele ist nach 1956 vor den Vergeltungen der Kommunisten in die USA geflüchtet.  Während Árpád Szőczi in Kanada geboren wurde, und als Journalist und Filmregisseur in zwei Städten, in Berlin und in Budapest tätig ist.

Das Buch ist mehr als eine Beschreibung des Schicksals dieser 12 Personen, die Leser können durch die Lebensgeschichten die Geschichte von Ungarn im 20. Jahrhundert verfolgen.

(Fotos: Tamás Lénárd, Beitragsbild: Miklós Hajósi)