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Unsere Lieblings-Fastenspeise, die ihren merkwürdigen Namen zufällig bekam

Ungarn Heute 2021.04.01.

„Barátfüle“ (Maultasche mit Zwetschgenfüllung, aber nach der Spiegelübersetzung „Ohr  des Freundes“) hat vielleicht den merkwürdigsten Namen unter den ungarischen Gerichten. Wie bei vielen unserer anderen Speisen hat auch diese viele Namen und jeder ist einzigartig.

Sein gebräuchlichster Name ist vielleicht „derelye“, aber nach zeitgenössischen Berichten begann er seine Karriere noch unter dem Namen „Laska“, obwohl auch viele andere siebenbürgische Nudelgerichte mit dem gleichen Namen in Verbindung gebracht wurden.

Das Rezept für „derelye“ erschien erstmals 1786 in Ungarn in einem Kochbuch. Es ist „palócischen“ Ursprungs und wird in ungarischen Volkserzählungen oft als Hauptgericht erwähnt.

Derelye kann sowohl mit Zwetschgen als auch mit Hüttenkäse gefüllt werden, aber auch eine Füllung mit Kartoffeln oder Dillquark ist bekannt, und sogar der türkische Weltreisende Evlija Cselebi aus dem 17. Jahrhundert erwähnte dieses Gericht als mit Hackfleisch gefüllte Nudeln, als er Ungarn besuchte. Seitdem sind natürlich viele verschiedene Rezepte daraus entstanden. Jemand macht es einfach aus geknetetem Teig und jemand mit Kartoffeln.

Aber woher kommt der Name „barátfüle“? 

Im 19. Jahrhundert gab es in Buda ein Restaurant, dessen Besitzer Freund hieß. Seine Spezialität waren die mit Marmelade gefüllten Nudeln, die zuerst in Wasser gekocht und dann in Öl gebraten wurden und als „Freunds gefüllte Tasche“ auf der Speisekarte stand.

Nach dem Ausgleich (1867) erreichte die sich schnell ausbreitende Welle der „Ungarisierung“ auch die Menükarte der Freunds und Freund selbst „ungarisierte“ seinen Namen zu „Barát“.

Der Übersetzer, der wahrscheinlich nicht perfekt Ungarisch sprach, wusste nicht, dass „gefüllte“ auf Ungarisch einen Sinn hat und „töltött“ bedeutet. Basierend auf einem ähnlichen Klang erschien auf diese Weise in den siebziger/achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts neben der „Freunds gefüllte Tasche“ auf der Speisekarte des heutigen Barát-Restaurants die Übersetzung „Barát füle“, und dieser Name verbreitete sich auch.

Obwohl Freunds Nudelgericht mit dem „derelye“ nicht ganz identisch war, decken die beiden Namen heute dasselbe ab.

„Derelye“ oder „Maultasche“ oder „barátfüle“ ist eine typisch ungarische Fastenspeise, daher können wir auch sagen, dass es noch heute, am (vor)letzten Tag der Fastenzeit (knapp) seine Saison hat.

Zutaten (für 32 Stück)

400 g Mehl
4 Eier
Salz

1 Flasche Zwetschgenmarmelade

6-8 Esslöffel Öl
Semmelbrösel

+ Puderzucker zum Servieren
+ Salz ins kochende Wasser

 

Teig aus Mehl, Eiern und einer Prise Salz kneten. Wenn der Teig zu hart ist, können wir ihn mit etwas Wasser lösen.
Der Teig wird in zwei Teile geteilt und 20 Minuten ruhen gelassen.

Während der Teig ruht, die Semmelbrösel im Öl hellbraun braten.

Den Teig ca. auf eine Dicke von 1 mm dehnen. In gleichen Abständen einen Teelöffel Zwteschgenmarmelade häufen, darauf konnt die andere Teighälfte, den Rand des Teigs mit den Fingern gut um die Marmeladenhäufe drücken. Wir schneiden sie rum.

Maultaschen in leicht wallendes Salzwasser einlegen und ca. 5 – 10 min. garen. Nach dem Kochen abtropfen lassen und mit Semmelbröseln überziehen.

(geschrieben von Adrienn Vass, übersetzt von Ungarn Heute, Fotos: Péter Csákvári)