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Viktor Orbán stellt EU-Sanktionen in Berlin in Frage

Ungarn Heute 2022.10.12.

Der ungarische Ministerpräsident, Viktor Orbán, hat die „katastrophalen“ EU-Sanktionen gegen Russland scharf kritisiert und einen sofortigen Waffenstillstand gefordert.

„Die Sanktionspolitik der EU gegen Russland ist primitiv in der Umsetzung und katastrophal in den Auswirkungen“, sagte Viktor Orbán am Dienstag in Berlin bei einer Podiumsdiskussion mit dem Chefredakteur des Politmagazins Cicero und dem Verlagseigentümer der Berliner Zeitung.

Die Brüsseler Sanktionspolitik „vernachlässigt europäische Interessen“ und „zerstört“ die deutsche und ungarische Wirtschaft, während sie Moskau helfe, in sechs Monaten mit dem Verkauf von Energieressourcen so viel Geld zu verdienen wie in einem Jahr, erklärte der Ministerpräsident.

Er betonte, dass er nicht das Instrument an sich ablehne: Sanktionen sollten nur „intelligent“ und nur aus der Position des Stärkeren heraus verhängt werden. Orbán unterstrich, dass die Brüsseler Politik zu einer Situation geführt habe, in der „ein Zwerg einen Riesen sanktioniert“ und „der Zwerg stirbt“. „Wenn wir die Sanktionen richtig eingesetzt hätten, wären die Energiepreise nicht so hoch“, so der Premierminister.

Foto: Zoltán Fischer/Pressebüro des Ministerpräsidenten/MTI

Viktor Orbán zufolge besteht das europäische Interesse längerfristig nicht darin, die russische Energieabhängigkeit durch die US-amerikanische zu ersetzen, da Europa als Käufer daran interessiert ist, dass vier oder fünf Angebote auf dem Tisch liegen, aus denen es nach wirtschaftlichen oder politischen Erwägungen auswählen kann.

Wir wollen nicht den Herren wechseln, wir wollen die Unabhängigkeit,

sagte der Ministerpräsident.

Er betonte, dass „Ungarn Teil des Friedenslagers“ sei und einen sofortigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen befürworte.

Der Waffenstillstand sollte nicht zwischen der Ukraine und Russland, sondern zwischen den Vereinigten Staaten und Russland geschlossen werden. Die Realitäten der Macht zeigen, dass er mit den Amerikanern ausgehandelt werden muss,

erklärte Orbán.

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Der Ministerpräsident erinnerte daran, dass bei dem russischen Angriff auf die Krim im Jahr 2014 eine schwere internationale Krise vermieden wurde, weil die Deutschen unter der Führung der damaligen Bundeskanzlerin, Angela Merkel, sofort Verhandlungen einleiteten. Orbán sagte, es sei ein Fehler gewesen, dass er zwar den russischen Präsidenten Wladimir Putin vor dem Krieg in einer Friedensmission besucht habe, „aber niemand auf der westlichen Seite die Notwendigkeit von Verhandlungen sah“.

Der Premierminister betonte, dass US-Präsident Joe Biden zu weit gegangen sei, als er Putin unter anderem als Kriegsverbrecher oder Massenmörder bezeichnete. „Die Hoffnung auf Frieden ist daher der ehemalige US-Präsident Donald Trump“, fügte er hinzu.

via hungarytoday.hu, Beitragsbild: Zoltán Fischer/Pressebüro des Ministerpräsidenten/MTI