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Warum ist die dritte Welle trotz hohem Impftempo so tödlich bei uns?

Ungarn Heute 2021.03.25.

Ungarn steht bereits an zweiter Stelle auf der Liste der Corona-Todesfälle gemessen an der Bevölkerungszahl, dies ergibt sich aus der Datenbank worldometers.info. Laut des Portals valaszonline.hu gibt es dafür mehrere Gründe. 

Gestern Morgen meldete das Nationale Gesundheitszentrum den Tod von weiteren 249 Coronavirus-Patienten, womit Ungarn hinter der Tschechischen Republik auf dem zweiten Platz auf der Liste lag, was die Corona-Todesfälle (gemessen an der Bevölkerungszahl) betrifft. Jetzt sind die traurigen Daten bei uns schon schlechter als in Belgien, in den USA, Spanien, Großbritannien und Italien. Dank Vakzinen aus Ost und West steht dem Land viel Impfstoff zur Verfügung – doch die Probleme liegen anderswo.

(Bei den Zwergstaaten Gibraltar und San Marino mit 34.000 Einwohnern sollten die Daten nicht geteilt, sondern pro eine Million Menschen vervielfacht werden und dies verzerrt stark die Zahlen.)

https://www.worldometers.info/coronavirus/

Die Daten der Tschechen sind schon besser als bei uns: Es wurden gestern weniger als hundert Todesfälle verzeichnet, bei uns mehr als 200. Dort befindet man sich bereits auf dem absteigenden Ast der Pandemie, während in unserem Fall die Kurve noch steil ansteigt. Was könnte der Grund dafür sein, dass  Ungarn jetzt die zweitmeisten Todesfälle hat? Das Portal valaszonline.hu gibt dafür sieben mögliche Gründe.

1. Infektionen, die „massenversteckt“ bleiben. Ungarn testet immer noch sehr wenig, was zur Verbreitung der Epidemie beiträgt.

2. Ein schwerer Verlauf des Coronavirus ist bei Herzpatienten, Krebspatienten und Diabetikern höher. In Ungarn betreffen diese Krankheiten Massen.

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3. Verspätet angeordnete restriktive Maßnahmen. Im März letzten Jahres hat Ungarn gezeigt, wie effektiv eine sofortige Ausgangssperre bei einer geringen Anzahl von Fällen sein kann. Die erste Welle wurde von der Regierung von Viktor Orbán verantwortungsbewusst und gut gehandhabt. Jetzt wurden aber die strengeren Maßnahmen erst später eingeführt. Während der zweiten Welle, die Ende des Sommers begann, wartete das Kabinett jedoch bis November auf einen (immer noch nicht kompletten) Lockdown.

4. Geringe Anzahl von Fachkräften im Gesundheitssystem. Zurzeit befinden sich 1423 Menschen an Beatmungsgeräten; laut Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität liegt die Obergrenze der Kapazität in Ungarn bei 2000.

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5. Die Ungarn suchen erst zu spät den Arzt auf, nur im Fall, wenn sich die Corona-Symptome verschlimmern. Viele haben Schwierigkeiten, den Punkt zu erkennen, an dem die Sauerstoffsättigung des Blutes einer infizierten Person plötzlich abfällt und sofortige Hilfe im Krankenhaus erforderlich ist. (Das Gerät Pulsoximeter oder Blutsauerstoffmesser kann jedoch helfen!)

6. Impfung der Ältesten. Nach Angaben der Europäischen Agentur für Epidemiologie (ECDC) hat Ungarn nur 53,3 Prozent der über 80-Jährigen Personen geimpft und damit steht das Land nur auf dem 14. Platz in der EU.

7. Die Entwicklung des Gesundheitswesens hatte seit 25 Jahren für keine Regierung eine Priorität.

Laut offiziellen Zahlen (24. März) starben in den vergangenen 24 Stunden 249 Menschen in Zusammenhang mit dem Virus, 7587 Neuinfektionen wurden registriert. Ein verschärfter Lockdown war bereits vom 8. bis 22. März verhängt worden. In Ungarn sind seit Beginn der Corona-Pandemie 18 952 Menschen an den Folgen einer COVID-19-Infektion gestorben. In den Spitälern befanden sich 11805 Covid-Patienten, 1423 Menschen mussten künstlich beatmet werden. Rund 1 696 110 Menschen wurden geimpft.

(Quellen: valaszonline.hu, worldometers.info, Titelbild: MTI/kormany.hu/Árvai Károly)