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Wir entleeren uns um erfüllt zu werden

Daniel Vargha 2020.04.11.

Am Palmsonntag, als wir des Einzugs Christi in Jerusalem und der Passion gedenken, sind die Kirchen immer voll. In diesem Jahr ist es anders. Wir konnten uns die Liturgie über das Leiden des Herrn nach dem Evangelsiten Matthäus nur von zu Hause anhören. So hat die Karwoche mit einem ungewöhnlich bitteren Gefühl begonnen.

Die Fastenzeit, die der Vorbereitung auf die Freude der Auferstehung dient, war dieses Jahr sehr eigenartig. Wir sind in unseren Häusern eingesperrt, wir sind gezwungen, uns von den Anderen fernzuhalten, genau in einer Periode, als wir am meisten zusammenhalten sollten. Aber wir könnten uns jetzt die Zeit nehmen und sich auf uns konzentrieren, unsere Seele überprüfen. Es ist Zeit für die Selbsterkenntnis, es is Zeit für die Zusammengehörigkeit, es ist Zeit für die richtige Vereinigung mit dem Herrn.

In den heiligen drei Tagen (lat. Triduum Sacrum) gehen wir mit Jesus gemeinsam auf dem Leidensweg mit der Hoffnung der Neugeburt unserer Seele. In der heiligen Messe am Gründonnerstag feiert man die Gründung der Eucharistie.

…nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.
/Matthäus 26,26/

Jesus hat damit eindeutig gemacht, dass Er Gottes Lamm ist, das für uns aufgeopfert wird. Die Menschheit braucht keine Tieropfer mehr, weil der leibhaftige Gott sich selbst für unsere Erlösung angeboten hat.

Während des Glorias läuten die Glocken, die Orgel klingt im Tutti, dann schweigen sie bis Sonntag, bis der Vigil. Nach dem Evangelium und der Predigt kommt die rituelle Fußwaschung (lat. Mandatum). Jesus sprach: „Mandatum novum do vobis.“

Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jüngerinnen und Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt. /Johannes 13,34/

Mit diesem Satz wollte Jesus betonen, dass die Jünger nicht herrschen sondern dienen sollen. Dieses Jahr musste leider die katholische Kirche wegen der COVID-19-Pandemie auf diesen bedeutungsvollen Teil der Liturgie verzichten.

Nach der Kommunion wird das Allerheiligste zu einem Seitenaltar gebracht, danach wird der Altar in Stille entblößt und die Heilige Messe endet ohne Segen. Diese liturgische Schritte symbolisieren die Einsamkeit des Herren als Er auf dem Ölberg blutschwitzend gebetet hat. In diesem Moment zeigt uns Jesus seine menschliche Seite als er vom Zweifel geplagt wurde.

Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!
/Matthäus 26,39/

Der Choral „Herr, Herr, unser Herrscher“, mit dem die Johannes-Passion von J.S. Bach beginnt gibt uns durch seine Rhythmik, und durch die Kreuzsymbolik in der Musik, das Gefühl des Leidens.

Fact

Karfreitag ist der Tag der Trauer. An diesem Tag gedenken wir des Leidens und Sterbens Jesu Christi, deswegen ist es ein strenger Fastentag. Die heilige Messe ist auch anders strukturiert. Es gibt keine Feier der Eucharistie im klassischen Sinne. Bei der Kommunion werden die am Gründonnerstag umgewandelten Hostien gegeben. Das ewige Licht brennt nicht.

Das nächste musikalische Beispiel ist der Satz „Crucifixus“ aus der h-moll Messe von J.S. Bach. Wir haben den leidenden, an dem Kreuz genagelten Gott vor den Augen. Die Halbtonschritte (=Chromatik) symbolisiert den Tod. Diese Periode wird 13 mal wiederholt. Am Ende der letzten Periode erreicht die Musik den Tiefsten Punkt.

Da schrie Jesus noch einmal laut auf und starb.
/Matthäus 27,50/

Am Karsamstag gibt es keine Heilige Messe. Jesus liegt im Grab. Wir sind leer und traurig.

Die Vigil am Samstagabend (sog. Osternacht) ist der Höhepunkt der heiligen drei Tage. Das größte Feier der Auferstehung Gottes. Ausführliche Beschreibung des Gottesdienstes finden Sie hier.

Der Ostersonntag ist der Tag der Auferstehung Jesu Christi und der ranghöchste Festtag im Kirchenjahr. Mit der Vigilfeier dieses Tages – der Osternacht – beginnt das Osterfest und die 50-tägige Osterzeit bis Pfingsten.

Et resurrexit! Er ist auferstanden! J.S Bach: h-moll Messe

Wir erleben schwierige Zeiten, es ist nie zu spät uns zu bekehren. Wir sollten gemeinsam mit Christus auferstehen und uns seelisch erneuern. Wir müssen die Werte der heutigen Welt kritisch betrachten und zum Ursprung zurückkehren, zu dem ursprünglichen Wesen: zum Gott, anders gesagt zur Liebe.

Die Zeit ist erfüllet, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!
/Markus 1,15/

(Beitragsbilder: Pixabay)