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Frida Kahlo und ihr Vater
„Nick, ich liebe dich wie einen Engel. Ich werde dich nie vergessen. Nie und nimmer. Du bist mein ganzes Leben“, schrieb Frida Kahlo auf Ungarisch an ihren Geliebten, den gebürtigen Ungarn Nickolas Muray, der nicht nur Olympiasieger im Fechten, sondern auch ein bekannter Fotograf war.
Nickolas Muray, auch bekannt als Miklós Muray, wurde am 15. Februar 1892 als Miklós Mandl in Szeged geboren und studierte in Budapest, da seine jüdische Familie in die Hauptstadt zog, als er erst zwei Jahre alt war. Der junge Muray erlernte dort an der Schule für Grafik die Grundlagen der Lithografie, der Fotografie und der Fotogravüre und ging dann nach Deutschland, wo er in Berlin einen Kurs für Farbfotogravüre absolvierte. Im Jahr 1913 beschloss er, in die Vereinigten Staaten von Amerika zu gehen. 1920 hatte er seinen ersten Erfolg mit dem Porträt einer berühmten Stummfilmschauspielerin, nachdem er sein eigenes Porträtstudio in Greenwich Village eröffnete.
Während seiner Karriere fotografierte er Berühmtheiten wie H. G. Wells, G. B. Shaw, Cole Porter, Frida Kahlo, Diego Rivera, Claude Monet sowie viele amerikanische Präsidenten, darunter Calvin Coolidge, Herbert Hoover und Franklin D. Roosevelt. Später arbeitete er für einige der prestigeträchtigsten und meistverkauften Zeitschriften seiner Zeit. Seine Fotos erschienen in Vanity Fair, Vogue, Harper’s Bazaar, der New York Times und McCall’s. In den späten 1920er Jahren gewann er die nationale Fechtmeisterschaft der USA und nahm an den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam und 1932 in Los Angeles teil.
Sein Name ist eng mit dem Carbro-Druck verbunden, den er meisterhaft beherrschte und mit dem er Farb-Titelbilder für Modemagazine produzierte. Er wurde von der Zeitschrift McCall’s beauftragt, Farbfotografien für ihre Lebensmittel- und Kochkolumne anzufertigen; der Carbro-Druck war auch für seine Lebensmittelfotografien innovativ und einzigartig.
Seine Food-Fotografien sollten Überfluss und Wohlstandsidylle symbolisieren, wie sie Präsident Franklin D. Roosevelt in seiner New-Deal-Politik versprach.
Üppig beladene und perfekt gedeckte Tische kennzeichneten seine Foodfotografien, und die leuchtenden Farben läuteten eine neue fotografische Technik ein, die die Aufmerksamkeit der Werbefirmen auf sich zog. „Ob es sich um Bilder von Picknicks oder Abendessen handelte, das Essen war reichlich und von tadelloser Qualität. […] Dies ist nicht das Essen, das die Menschen aßen, sondern das Essen, das sie anschauten und von dem sie träumten. Diese Fotografien waren eine Offenbarung des Status und des Geschmacks Amerikas und eine Aussage über die Etablierung einer nationalen Identität. Sie vermittelten Großzügigkeit, Überfluss und Gesundheit“, schreibt Susan Bright in ihrem Buch über die Geschichte der Foodfotografie.
Zwischen 1920 und 1940 fertigte Miklós Muray mehr als 10.000 Porträts an.
Als die weltberühmte mexikanische Malerin Frida Kahlo 1938 in New York eine Ausstellung in der Julien Levy Gallery besuchte, fertigte Muray Porträts von ihr an, die später zu seinen bekanntesten und beliebtesten Werken wurden.
Die Affäre zwischen Muray und Kahlo begann 1931, nach Murays Scheidung von seiner zweiten Frau und kurz nachdem Kahlo den berühmten mexikanischen Maler Diego Rivera geheiratet hatte. Die Beziehung überdauerte sowohl Murays dritte Ehe als auch Kahlos Scheidung und Wiederverheiratung mit Rivera. Sie trennten sich 1941 endgültig, blieben aber bis zu Kahlos Tod im Jahr 1954 gute Freunde.
Die Intensität ihrer Liebesbeziehung wird auch dadurch belegt, dass Frida Kahlo, die trotz ihrer anderweitigen Behauptungen keine jüdisch-ungarische Abstammung hatte (tatsächlich entstammte ihr Vater einer lutherischen Familie aus Pforzheim), Muray zuliebe das Ungarische so gut erlernte, dass sie sogar Liebesbriefe in der Muttersprache ihres Liebhabers schrieb. Sogar die Heimatstadt von Muray wurde von der Künstlerin bei der Legendenbildung rund um die Abstammung ihres Vaters berücksichtigt: So gab sie an, dass Guillermo Kahlos Eltern ungarische Lutheraner jüdischer Abstammung aus Arad waren. Die heute rumänische, damals ungarische Stadt am Marosch war mit der Stadt an der Theiß aufs Engste verknüpft. Eigene Recherchen in den evangelisch-lutherischen und israelitischen Matriken von Arad ergaben keinerlei Anhaltspunkte für die hiesige Herkunft der Familie Kahlo. Möglicherweise hängt die fingierte jüdische Abstammung Kahlos nicht nur mit ihrem politischen Engagement, sondern auch mit dem konfessionellen Hintergrund ihres ungarischen Liebhabers zusammen.
Via Kultúra Beitragsbild: Wikipedia