Aldi bietet in seinem Sortiment nur ungarisches Frischfleisch und Eier an und bezieht 65 seiner grundlegenden Molkereiprodukte aus heimischen Quellen.Weiterlesen
Irrealistisch billiges deutsches Schweinehackfleisch ist in den Regalen von Lidl aufgetaucht. Das Phänomen ist landesweit. Die ungarischen Anbieter befürchten, dass der Marktführer sie zu Preissenkungen zwingen will. Doch das könnte die gesamte heimische Schweinefleischbranche erschüttern, berichtet Világgazdaság.
Wie das Portal schreibt, gibt es jedoch zwei Probleme mit dem deutschen Import: Zum einen sind nach Informationen der Nachrichtenseite ein großer Teil der Fleischverpackungen nur bis zum 30. August haltbar, was die Frage aufwirft, ob die fraglichen verpackten Schweinehackfleischprodukte als überschüssige Reste auf ausländische Märkte nach Ungarn gelangt sind. Ein weiteres Problem ist die Preisgestaltung.
Lidl bietet einen erheblichen Preisnachlass von 13-17 %
auf diese Produkte an. So kostet beispielsweise eine 500-Gramm-Packung mit 30 % Fettgehalt 949 Forint (2,50 Euro), während das gleiche Produkt ungarischen Ursprungs 1049 Forint (2,76 Euro) kostet. Der Preisvorteil des deutschen Produkts beträgt also 100 Forint (26 Cent), also etwa 10 Prozent. Im gegenwärtigen messerscharfen Preiswettbewerb ist dies ein erheblicher Unterschied, und so war es nicht verwunderlich, dass, als Világgazdaság am Mittwochmorgen die Lidl-Filialen besuchte, das deutsche Schweinehackfleisch bereits überall ausverkauft war, obwohl die Regale gut gefüllt waren, im Gegensatz zu dem ungarischen Produkt, das in Kisten aufgereiht war.
500g Schweinehack mit 20 % Fettgehalt, produziert von Kométa 99 Zrt, hergestellt und geschlachtet in Ungarn, liegt bei einem Preis von 1399 Forint (3,68 Euro).
500g Schweinehack mit 20 % Fettgehalt des deutschen Herstellers SB-Convenience GmbH kostet 1099 Forint (2,89 Euro)
Hier hat das deutsche Produkt einen Preisvorteil von 300 Forint (79 Cent), was fast 30 Prozent billiger ist als das ungarische Produkt. Mehr noch: Im heutigen harten Preiswettbewerb, in dem der Preis die wichtigste Verbraucherpräferenz ist, ist es schwer vorstellbar, dass ein ungarischer Verbraucher – selbst ein bewusster – sich nicht für deutsche Waren entscheiden würde. Aber auch bei den 1000-Gramm-Packungen sind deutliche Preisunterschiede festzustellen.
Selbst wenn man sich die Google-Bewertungen des deutschen Fleischgroßhändlers anschaut, kann man die Unzufriedenheit der Kunden über Geschmack und Qualität der Produkte erkennen.
Was mit dem deutschen Schweinehackfleisch in den Regalen von Lidl geschieht, ist in zweierlei Hinsicht problematisch. Eine Quelle mit Einblick in die ungarische Fleischindustrie erklärte gegenüber Világgazdaság, dass die Auslagerung der deutschen Lagerbestände auch bedeutet, dass ungarische Produkte verdrängt werden. Noch beunruhigender ist, dass die größten Konkurrenten von Lidl im Einzelhandel den ungarischen Lieferanten wahrscheinlich kurzfristig deutsche Importpreise aufzwingen wollen. Wenn sie dies nicht tun, werden sie sich nach ausländischen Partnern umsehen, die sie ersetzen.
Die großen ungarischen Fleischkonzerne schnappen geradezu nach Luft.
Lidl hat sein gesamtes nationales Netzwerk genutzt, um billiges deutsches Schweinefleisch nach Ungarn zu bringen. Unsere Quelle war sich darüber im Klaren, dass Lidl gegen die ungarischen Lieferanten vorgeht und ihnen die klare Botschaft sendet: „Ich werde euch beibringen, wie man einen niedrigeren Preis anbietet“. Seiner Meinung nach ist das, was wir hier sehen, der Beginn eines sehr unangenehmen Krieges, der sich kurzfristig auf die ungarischen Schweinepreise auswirken könnte. „Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Bei Preisen für lebende Schweine von 750 Forint (1,97 Euro) pro Kilo kann man das fertige Produkt in den Geschäften normalerweise nicht für 1000-1100 Forint (2,63-2,89 Euro) anbieten. Was wir hier haben, ist unrealistisch. Lidl zwingt die ungarische Fleischindustrie, mit einem ausländischen Produkt zu konkurrieren, und das wird ernste Folgen haben.“, warnte er.
Der Fall von Lidl mit deutschem Schweinefleisch wirft mehrere Fragen auf. Eine davon ist, warum ausländische Importe so viel billiger sind als ungarische Importe. Die genauen Gründe dafür lassen sich nur schwer mit Sicherheit feststellen und würden Informationen von Lidl erfordern. Világgazdaság hat sich mit dem Unternehmen in Verbindung gesetzt und u. a. gefragt, wie viel von dem importierten Schweinefleisch in die Regale gelangt ist, und wie es möglich ist, dass es so viel billiger ist als das ungarische Produkt.
Lidl hat sich jedoch nur allgemein gehalten. Es bestätigte zwar die Tatsache, dass Lidl Ungarn tatsächlich deutsches Schweinehackfleisch anbietet. Konkreten Fragen wich es jedoch mit der Begründung aus, dass sie Geschäftsgeheimnisse beträfen und nicht weiterhelfen könnten.
Auf jeden Fall lassen sich einige Punkte anführen. Zum einen ist es möglich – und das kurze Verfallsdatum deutet darauf hin -, dass sich Lidl in Deutschland mit sogenannten Liquidationsbeständen eingedeckt hat. Das bedeutet im Wesentlichen, dass irgendwo bei einem der Hersteller das Lager voll ist, weil z.B. ein Kunde ausgefallen ist.
Gegen diese Version spricht jedoch die Tatsache, dass Lidl die deutschen Importe den Kunden mit ungarischen Verpackungen und aktualisierten ungarischen Bezeichnungen präsentiert hat, was bedeutet, dass sie auf diese Aktion im Voraus gut vorbereitet waren.
Wenn dies der Fall ist, können wir davon ausgehen, dass es sich nicht um ein einmaliges Phänomen handelt, sondern dass deutsches Schweinehackfleisch dauerhaft in den Regalen des führenden Supermarktes in Ungarn bleiben wird.
Im Gegensatz zu Lidl entscheidet sich Aldi jedoch für die heimischen Produkte und kündigte an, weiterhin nur auf ungarische Lieferanten zu setzen. Die Qualität dieser Produkte sei hochwertiger und man suche nach einheimischen Partnern für neue Lebensmittelprodukte.
Via vg.hu, Beitragsbild: Facebook/Lidl Magyarország