Wenn die Kunden die ungarische Aufschrift auf einem Produkt sehen, greifen sie auch in Bukarest zu, weil diese für sie Qualität bedeutet.Weiterlesen
Der ungarische Ortsname Szatmárhegy (dt. Weinberg Sathmar) wurde durchgestrichen
Die heimische Presse hat dem Thema der ungarischen Inschriften und der Verwendung der ungarischen Sprache in Siebenbürgen in letzter Zeit wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Nach mehreren Jahren der Lobbyarbeit der Minderheitenpolitiker und mehrerer Nichtregierungsorganisationen für den Gebrauch der ungarischen Sprache ist es ruhig geworden, heißt es in einem Leitartikel des Klausenburger Nachrichtenportals Krónika.
Das Phänomen lässt sich auch dadurch erklären, dass das mehrheitlich rumänische politische Establishment in den gemischtsprachigen oder Diaspora-Ortschaften aus verschiedenen Gründen eine gewisse Offenheit gegenüber der ungarischen Gemeinschaft gezeigt hat. Der Durchbruch ist jedoch den ungarischen Bürgermeistern einiger siebenbürgischer Städte zu verdanken, in denen neben zweisprachigen Schildern in öffentlichen Einrichtungen auch die Verwendung der ungarischen Sprache immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Ein bemerkenswertes Beispiel ist Neumarkt (Marosvásárhely, Târgu Mures), wo die Stadtverwaltung von Zoltán Soós in den letzten vier Jahren der lokalen ungarischen Gemeinschaft ein Gefühl der Normalität näher gebracht hat, nachdem der blutige März 1990 die Möglichkeit eines friedlichen Zusammenlebens für lange Zeit zerstört hatte. Der rumänische Bürgermeister Dorin Florea, der mehrere Amtszeiten lang regierte, unternahm keinen Versuch, den Fleck auf der Ehre der Stadt zu beseitigen, und die Frage der Zweisprachigkeit wurde nicht einmal erwähnt.
Es gibt auch Beispiele für Normalität in Sathmar (Szatmárnémeti, Satu Mare), Großwardein (Nagyvárad, Oradea) und sogar Klausenburg (Kolozsvár, Cluj). Allerdings ist der Fall der wichtigsten Stadt Siebenbürgens mehr Augenwischerei als Realität: Die ungarische Gemeinschaft, deren Zahl drastisch zurückging, ist fast vollständig aus der lokalen Verwaltung verdrängt worden. Der ungarische Vizebürgermeister ist ein wichtiger Faktor im kollektiven Bewusstsein der lokalen ungarischen Gemeinschaft, aber für den rumänischen Bürgermeister bedeutet dies nur, dass er auch Stimmen von Ungarn erhält. Emil Boc kaschiert professionell seine Gleichgültigkeit gegenüber den Bestrebungen der ungarischen Gemeinschaft.
Wie auch immer man es betrachtet, von einem normalen rumänisch-ungarischen Zusammenleben sind wir in Siebenbürgen weit entfernt.
Vergeblich versucht man, in den staatlichen oder kommunalen Ämtern, in den Gerichten oder bei der Polizei seine Muttersprache zu verwenden, man trifft nur selten auf Ungarisch und wird meist mit einem „nu știu“ (rum. „verstehe ich nicht“) abgelehnt.
Die Ausbildung der ungarischsprachigen Polizeibeamten ist nicht mehr als eine Schaufenstermaßnahme. Selbst in den mehrheitlich ungarisch besiedelten Ortschaften Siebenbürgens gibt es nur wenige uniformierte Beamte, die Ungarisch sprechen, und außerhalb der Polizeistationen in den Dörfern und Städten des Szeklerlandes sind sie so selten wie weiße Raben.
Noch niederschmetternder ist die ethnische Aufteilung des Personals von Staatsanwaltschaft und Gerichten. Wo auch immer wir die Realität hinter der „friedlichen Koexistenz“ betrachten, der Befund ist der gleiche: weder die ungarische Sprache noch die ethnischen Ungarn werden gebraucht.
Das Vorbild des öffentlichen Bereichs prägt auch den privaten Bereich. Im Dienstleistungssektor gibt es zwar mehr ungarische Schilder und mehr ungarischsprachige Mitarbeiter, aber auch hier herrscht die Mentalität vor, dass Ungarisch als Sprache der Geduldeten und nicht als Sprache der Gleichberechtigten betrachtet wird.
Das Betriebsklima, die Anzahl der ungarischen Mitarbeiter und der freie Gebrauch der Muttersprache hängt vom Unternehmensleiter ab.
Was den Gebrauch der ungarischen Sprache betrifft, so ist die OTP-Bank die einzige Bank in Rumänien, in der man Informationen auf Ungarisch und teilweise auch Dienstleistungen von ungarischen Mitarbeitern erhält. Aber auch das scheint mit dem Eigentümerwechsel beendet. Rumäniens größtes Finanzinstitut, die Transilvania Bank, hatte früher eine Geste gegenüber ungarischsprachigen Kunden gemacht: Einige ihrer Geldautomaten boten Ungarisch als optionale Sprache an. Seltsamerweise wurde dies vor einigen Monaten eingestellt, nachdem OTP Rumänien in den Besitz von Transilvania Bank überging. Hoffentlich ist dies nicht ein Vorzeichen für die vollständige „Rumänisierung“ der ungarischen Bank, die gekauft wurde.
Via Krónika Beitragsbild: Mikó Imre Jogvédelmi Szolgálat Facebook