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Weiteres Massengrab auf Ungarns berühmtestem Schlachtfeld freigelegt

MTI - Ungarn Heute 2024.06.27.

Bei der kürzlich begonnenen Freilegung des Massengrabs IV der Nationalen Gedenkstätte Mohács werden mehr als hundertfünfzig Skelette und zahlreiche Artefakte erwartet, wie Experten, die die Arbeiten mehrere Monate lang durchführen werden, gegenüber der MTI erklärten.

Gábor Bertók, Direktor des Janus Pannonius Museums (JPM), sagte, dass es nach derzeitigem Kenntnisstand fünf Massengräber in der Gedenkstätte in Sátorhely gibt, von denen zwei mit staatlicher Unterstützung ausgehoben werden. Die Ausgrabung von Grab III, in dem sich mehr als 300 Tote befinden, wurde bereits abgeschlossen, und nun wurde in Zusammenarbeit zwischen dem JPM, der Szegediner Universität (SZTE) und der Direktion des Donau-Drau Nationalparks (DDNPI), die die Gedenkstätte in Sátorhely betreibt, mit den Ausgrabungen von Grab IV begonnen, in dem die Überreste von mindestens 150 Menschen vermutet werden.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden diese Massengräber nur teilweise geöffnet, und es konnten nur oberflächliche Untersuchungen durchgeführt werden.

Bei den aktuellen Arbeiten werden die Skelette jedoch gehoben und geordnet, eingehend untersucht und die materiellen Überreste zur weiteren Analyse in ein Museumsinventar aufgenommen,

erklärte er.

Foto: Janus Pannonius Múzeum Facebook

Wichtigstes Ziel der Arbeiten ist es, den heldenhaften Soldaten ein halbes Jahrtausend nach der Schlacht eine würdige letzte Ehre zu erweisen und eines der wichtigsten, schicksalhaften historischen Ereignisse der ungarischen Geschichte in einer neuen, interaktiven Ausstellung in der Nationalen Gedenkstätte Mohács unter dem Aspekt des Gedenkens den Besuchern zu präsentieren, betonte der Direktor.

Der Leiter des Schlachtfeld-Forschungsprogramms des Projekts Mohács 500, das Investitionen und kulturelle Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem 500. Jahrestag der Schlacht umfasst, erinnerte daran, dass die vorläufigen anthropologischen Ergebnisse der Überreste des Massengrabs III, die zwischen 2020-22 ausgegraben wurden, bestätigen, dass

die Überreste der Opfer der Hinrichtung nach der Schlacht in das Massengrab gelegt worden sein könnten.

Réka Neményi, Leiterin des vor Ort tätigen Grabungsteams der JPM-Archäologieabteilung, erklärte, dass das wichtigste Ziel der derzeitigen Arbeiten darin besteht, die Ergebnisse – die Tendenzen bei den archäologischen Funden und den menschlichen Skelettresten der beiden Massengräber – mit denen des Grabes III zu vergleichen.

Fact

In der Schlacht bei Mohács schlug das osmanische Heer unter Sultan Süleyman I. am 29. August 1526 die zahlenmäßig unterlegene ungarische Armee unter König Ludwig II. vernichtend. Aus dieser Niederlage wurde später ein Mythos der nationalen Katastrophe konstruiert. Auf die verlorene Schlacht wurde die nahezu 150 Jahre währende Teilung Ungarns (1541–1686) sowie die Fremdherrschaft der Habsburger zurückgeführt. Tatsächlich haben die osmanischen Truppen jedoch nach der siegreichen Schlacht das Land verlassen und Zentralungarn erst anderthalb Jahrzehnte (1541) später erobert, als der Habsburger Ferdinand I. die Herrschaft über ganz Ungarn an sich zu reißen versuchte.

Bisher wurden aus der über vier Meter langen und mehr als anderthalb Meter breiten Grabgrube zwölf Skelette geborgen und 63  nummeriert, aber man schätzt, dass insgesamt mehr als 150 Skelette geborgen werden. Was die Funde anbelangt, so rechnet man mit ähnlichem Material wie bei dem früheren Massengrab: Metallgegenstände, die mit der Kleidung in Verbindung stehen: Pariser Klammern, Schnur- und Miederenden, aber auch Bleikugeln, Pfeilspitzen und, in besonders glücklichen Fällen, Münzen. Letztere sind weniger wahrscheinlich, da die Gefangenen ihrer Waffen und Wertgegenstände beraubt wurden.

Foto: Janus Pannonius Múzeum Facebook

Laut Gábor Bertók ist das kürzlich von der Archäologin Ildikó Talabér (JPM) neben einem Schädel im Massengrab IV entdeckte Bleigeschoss erwähnenswert: Seine Größe passt perfekt zu der Reihe von Bleigeschossen, die zuvor im Massengrab III gefunden wurden, vermutlich unter den Überresten verwundeter Gefangener, und zu den Hunderten von Bleigeschossen, die auf dem mutmaßlichen Schlachtfeld gefunden wurden, etwa vier Kilometer von den Massengräbern entfernt.

Nach der Untersuchung der ersten zwölf Schädel und Skelette aus dem Massengrab IV sagte György Pálfi, Leiter des SZTE-Lehrstuhls für Anthropologie, der für die anthropologischen Untersuchungen verantwortlich ist, dass die ersten Beobachtungen für die Experten ein sehr ähnliches Bild ergeben. Auch hier enthalten die Massengräber die sterblichen Überreste junger Männer, von denen die meisten in Unordnung geworfen wurden, und die Ränder der Gruben weisen aufgrund der Massenverwesung und der zu kleinen Gruben eine erhebliche Knochenstauung auf.

Zehn der ersten zwölf Skelette wiesen Anzeichen von Schnittverletzungen auf, die mit einer Hinrichtung in Zusammenhang stehen,

und die Hälfte der Fälle wies Verletzungen auf, die nicht im Kampf entstanden sein können. Solche mehrfachen Schnittverletzungen, die an sich schon tödlich sind, werden in der Regel vermehrt an den oberen Wirbeln der Halswirbelsäule, den Knochen der Schädelbasis und den Kieferknochen beobachtet, fügte György Pálfi hinzu.

Foto: Janus Pannonius Múzeum Facebook

Der Anthropologe erläuterte, dass es sich bei den im Massengrab III gefundenen Skeletten hauptsächlich um junge Männer handelte, aber auch einige ältere Männer, einige Frauen und sogar ein oder zwei Kinder waren darunter.

All dies deutet darauf hin, dass Angehörige der osmanischen Armee außerhalb des Schlachtfelds, in den ungarischen Lagern, Gefangene gemacht haben könnten,

die zusammen mit den gefangenen Soldaten der Massenexekution vom 31. August 1526 zum Opfer gefallen sein könnten.

György Pálfi sagte, die Bedeutung der Arbeit liege darin, dass eine anthropologische Aufarbeitung, die mit der Ausgrabung der Massengräber von Sátorhely vergleichbar sei, in Ungarn noch nie durchgeführt worden sei und eine „noch nie dagewesene Herausforderung und Chance“ darstelle.

Die ausgegrabenen Überreste sollen zum 500. Jahrestag der Schlacht, am 29. August 2026, in der Krypta einer Kapelle beigesetzt werden, die auf dem Gelände der Gedenkstätte errichtet werden soll.

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Via MTI Beitragsbild: Mohácsi Nemzeti Emlékhely Facebook