Die europäische Lebensweise wird praktisch bedroht, wenn wir die Vermarktung von künstlich hergestelltem Fleisch akzeptieren, sagt István Nagy.Weiterlesen
Fleisch- und Käseersatzprodukte, die vor einigen Jahren noch als Luxus galten, gehören in österreichischen Geschäften plötzlich zu den erschwinglichsten Artikeln, da natürliche Lebensmittel – darunter viele ungarische Produkte – für die meisten Verbraucher angesichts der immer noch hohen Inflation zu teuer geworden sind, berichtet Világgazdaság.
In Österreich ist die Inflation über den Sommer weiter gesunken. Die jüngste Schnellschätzung der Statistik Austria sieht die Inflationsrate im Juli bei 2,9 Prozent. Dies ist der niedrigste Stand seit drei Jahren und sollte theoretisch den Druck auf die österreichischen Haushalte deutlich verringern. Der Preisdruck nehme stetig ab, vor allem bei Lebensmitteln. Lediglich das Gastgewerbe liege noch über dem Durchschnitt, was sich aber bald ändern werde, so Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistikbehörde, gegenüber der österreichischen Tageszeitung Der Standard.
Die Inflation in der Eurozone verlangsamt sich in der Tat, auch wenn der Prozess nicht reibungslos verläuft. Das von der Europäischen Zentralbank gesetzte Ziel von 2 Prozent mag in Reichweite sein, aber für eine Bevölkerung, die unter hohen Lebensmittelpreisen leidet, ist dies kein großer Trost. Dies gilt insbesondere für Österreich, wo eine Erhebung der Arbeiterkammer in sieben Supermärkten und Diskontern in Wien im Juni ergab, dass die Preise für Grundnahrungsmittel seit dem Inflationsschub, der im September 2021 begann, um durchschnittlich 42 Prozent gestiegen sind. Besonders problematisch sind Kartoffeln, deren Preise um rund 111 Prozent gestiegen sind, Penne-Nudeln, die nun um 90 Prozent teurer sind, und Mehl, das um 88 Prozent teurer ist, betont der österreichische Artikel.
Eine Kategorie spürt die Inflation jedoch nicht, nämlich vegane Lebensmittel und Fleischimitate, die in den letzten Jahren so billig geworden sind, dass sie langsam günstiger werden als natürliche Produkte.
Obwohl die vor einigen Jahren populär gewordenen pflanzlichen Ersatzprodukte für Fleisch und Käse noch nicht im Warenkorb von Statistik Austria aufgenommen sind, zeigen Recherchen der Veganen Gesellschaft in Österreich, dass diese Alternativprodukte zwar immer noch als teuer gelten, aber langsam an die Preise natürlicher Lebensmittel heranreichen.
Laut EU-Zahlen für 2023 sei Österreich Europameister im Veganismus, und laut Felix Hnat, Vereinsobmann der Veganen Gesellschaft, habe nicht nur die Zahl der Anhänger dieser Ernährungsweise in den letzten Jahren stark zugenommen, sondern auch die Auswahl an Produkten in den Regalen sei gestiegen.
Ersatzfleisch wird nicht nur für Veganer immer attraktiver, sondern auch für den unter der Inflation stöhnenden Durchschnittseinkäufer, wenn er die Preise mit der von natürlichen Produkten vergleicht.
Obwohl beide teuer sind, scheinen vegane Ersatzprodukte gegen Inflation widerstandsfähiger zu sein als konventionelle Lebensmittel.
Dies ist eine besondere Bedrohung für die ungarische Produzenten, da Ungarn einer der größten Agrarlieferanten Österreichs ist und die Gewohnheiten der dortigen Konsumenten einen erheblichen Einfluss auf das Land haben.
Die Verbreitung von veganen Lebensmitteln könnte ungarische Produkte aus den Regalen verdrängen, wenn die Preise dem aktuellen Trend folgen.
Die Chancen der ungarischen Landwirte könnten noch dadurch beeinträchtigt werden, dass Tierschützer und die Veganerlobby von der österreichischen Regierung die Abschaffung der höheren Umsatzsteuer für vegane Alternativen fordern, die bei den meisten Produkten 20 Prozent beträgt.
Dem Rückgang der Inflation wird hoffentlich ein Rückgang der Lebensmittelpreise in der Eurozone folgen, wodurch natürliche Lebensmittel und ungarische Produkte wettbewerbsfähig bleiben würden. Vorerst haben jedoch vegane Alternativen die Nase vorn, was für die Landwirtschaft und den Einzelhandel zu ernsthaften Problemen führen könnte.
via vg.hu, derstandard.at; Beitragsbild: Pexels