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Nie zuvor in Ungarn gefundenes, vergoldetes Besteck, das die türkische Elite des Mittelalters benutzte, wurde bei den in diesem Sommer wieder aufgenommenen Ausgrabungen rund um das Mausoleum (Türbe) von Sultan Süleyman I. in Turbék bei Szigetvár (Inselburg) entdeckt.
Norbert Pap, Professor für historische Geographie an der Universität Pécs (Fünfkirchen) und Leiter des Forschungsteams, sagte bei einer Fachveranstaltung im Rahmen der Zrínyi-Tage: „Die Erforschung der Türbe ist sowohl für die Türken als auch für die Ungarn wichtig, da sie auch dazu dient, die Erinnerung an den Verteidiger der Burg, Miklós Zrínyi (Nikolaus von Zrin), zu bewahren“.
Er rief in Erinnerung, dass die Suche nach dem Grabkomplex von Sultan Süleyman in dem Gebiet, nach dem seit 1903 vergeblich gesucht worden war, bereits 2013 begonnen hatte, zunächst mit Unterstützung der türkischen Regierung durch die Türkische Kooperations- und Koordinationsagentur und später mit finanzieller Unterstützung des ungarischen Staates, der auch beschlossen hatte, die Stätte in Staatseigentum zu übernehmen, und mit der Planung eines Museumskomplexes begann, der auf dem Gelände errichtet werden sollte.
Die Stätte wurde 2014 identifiziert, 2015 wurden die Überreste des Türbe-Gebäudes ausgegraben, gefolgt von den Überresten der angrenzenden Moschee, des Klosters der Derwische von Halvet, der Pilgerunterkunft, der Militärkaserne und der Palisadenfestung.
Frühere Untersuchungen hatten bereits ergeben, dass der Komplex und die Festung, die zwischen 1573 und 76 erbaut wurden, von einer großen städtischen Siedlung umgeben waren, die wahrscheinlich von muslimischen und christlichen Siedlern aus dem Balkan bewohnt wurde, teilte er mit.
Die Untersuchungen in diesem Sommer wurden mit dem Ziel eingeleitet, die Ausdehnung, die Struktur und den Charakter der ehemaligen osmanischen Siedlung zu bestimmen und so dazu beizutragen, Daten und Anhaltspunkte für die Planung eines archäologischen Parks zu liefern.
Die neue Phase der Untersuchungen wurde dank der Unterstützung des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten und Außenhandel und eines Vertrags zwischen dem János Szentágothai Forschungszentrum der Universität Pécs und der Denkmalschutzstiftung Türbe von Gül Baba ermöglicht, so Norbert Pap.
Die Forschungen zeigen, dass die Pilgerstadt Turbék, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts um den Grabkomplex von Sultan Süleyman herum gegründet wurde, eine sehr bedeutende Siedlung der damaligen Zeit war,
mit einer Größe vergleichbar mit dem heutigen Subotica und Kecskemét, mit einer locker bebauten Fläche von 70-80 Hektar. Wahrscheinlich standen in der osmanischen Stadt bis zu ihrem Verschwinden zu Beginn des 18. Jahrhunderts Backsteinbauten, doch nach der Vertreibung der Türken wurden die Gebäude wegen des Bedarfs an Baumaterialien abgerissen.
Bei den Ausgrabungen wurden zahlreiche Spuren des Alltagslebens gefunden, darunter schön gearbeitete, wertvolle und seltene Gegenstände, darunter Schmuck, zwei Goldmünzen und mehrere Silbermünzen. Bei der einen handelte es sich um einen genuesischen Golddukaten, bei der anderen um eine türkische Goldmünze, aber auch zahlreiche türkische und habsburgische Silbermünzen waren im Boden verborgen.
Norbert Pap wies darauf hin, dass
in Ungarn nie zuvor gefundene, für den osmanischen Kaiserhof typische Gegenstände gefunden wurden, darunter die Überreste von osmanischem Besteck, das zu einem Tischset gehörte und in dieser Zeit sehr selten war und nur von der Elite benutzt wurde.
Sie zeigen, dass die osmanische kaiserliche Elite Turbék regelmäßig besuchte.
Dem Experten zufolge können die Ausgrabungen aufgrund der Größe des Geländes fast unbegrenzt andauern, so dass ein für die Stätte geplantes Museum sich von Zeit zu Zeit erneuern kann. Die Arbeit in dem Gebiet wird auch dazu beitragen, ungarische und ausländische Studenten der Geschichte und Archäologie auszubilden.
Gülşen Karanis Ekşioğlu, Botschafterin der Republik Türkei in Budapest, brachte ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass dank ungarischer und türkischer Forscher vor einem Jahrzehnt das Grab von Süleyman I., dem am längsten regierenden Herrscher des Osmanischen Reiches, gefunden wurde und dass die Ausgrabungen und Untersuchungen der türkischen Siedlung vor kurzem fortgesetzt wurden.
Die Türken und die Ungarn haben ein gemeinsames historisches Erbe hinterlassen, für dessen Bewahrung die Ungarn viel tun,
betonte sie und lobte die Arbeit der ungarischen Archäologen und Historiker, die an den Ausgrabungen und der historischen Forschung beteiligt sind.
Am Samstagnachmittag fanden zwei Rundtischgespräche mit renommierten Experten statt. Bei dem ersten wurde eine Bilanz der ersten zehn Jahre der Forschung gezogen, während bei dem zweiten die Zukunft der archäologischen Stätte mit der Vorstellung von Bauplänen beleuchtet wurde.
Via MTI Beitragsbild: Turkish Embassy in Budapest Facebook