Loránt Vincze warf Klaus Iohannis vor, die ungarische Sprache als politisches Mittel gegen seine politischen Gegner missbraucht zu haben.Weiterlesen
Klaus Iohannis hat seinem Gastgeber Viktor Orbán am Donnerstag in Budapest eine unhöfliche Geste gemacht, die man im diplomatischen Protokoll als geradezu unfreundlich bezeichnen könnte. Die Antipathie des rumänischen Präsidenten gegenüber dem ungarischen Premierminister ist allgemein bekannt.
Der rumänische Präsident nahm zusammen mit mehr als vierzig Staats- und Regierungschefs am Gipfeltreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPC) teil. Am Freitag findet in der ungarischen Hauptstadt ein informelles Treffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union statt. Am Donnerstag empfing Viktor Orbán die Staats- und Regierungschefs, darunter auch Klaus Iohannis, persönlich am Eingang der Puskás-Arena in Budapest, wo das EPC-Treffen stattfand. Laut Videoaufnahmen, die vor Ort gemacht wurden, sprangen alle aus dem Auto, sobald er am Eingang der Fußballarena vorfuhr, darunter die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, der französische Präsident Emmanuel Macron, NATO-Generalsekretär Mark Rutte, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, die italienische Premierministerin Georgia Meloni und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan.
Die einzige Ausnahme war Klaus Iohannis, der aus dem Auto ausstieg und, anstatt zu dem ihm gegenüber wartenden ungarischen Ministerpräsidenten zu eilen, nach rechts abbog und Viktor Orbán den Rücken zuwandte.
Etwa 20 Sekunden lang wechselte der rumänische Staatschef ein paar Worte mit seinem Berater, rückte sein Jackett zurecht, steckte sein Telefon weg und wandte sich erst dann seinem Gastgeber zu. Viktor Orbán reagierte darauf sichtlich gelassen und lächelte nur am Rande. Nach dem Zwischenspiel schüttelten sich Klaus Iohannis und Viktor Orbán die Hände, der ungarische Ministerpräsident begrüßte das rumänische Staatsoberhaupt und nach dem Fototermin wechselten die beiden ein paar Worte.
Die rumänischen Medien ließen den Vorfall nicht unkommentiert:
Der Nachrichtensender Antena3 bezeichnete die Abkehr von Klaus Iohannis von Viktor Orbán als ‚umstrittene Geste‘.
Der Sender brachte die Geste des rumänischen Präsidenten mit dem Umstand in Verbindung, dass der Konvoi, in dem Iohannis unterwegs war, angeblich eine Viertelstunde lang von der ungarischen Polizei in der Nähe der Puskás-Arena „abgeführt“ wurde, weil die rumänische Delegation, zumindest laut Antena3, den Eingang der Puskás-Arena, wo der Gipfel stattfand, verpasst hatte.
Dem Nachrichtensender zufolge reiste Iohannis von Hermannstadt (Nagyszeben, Sibiu) aus mit demselben Privatflugzeug in die ungarische Hauptstadt, mit dem er in den letzten Jahren zahlreiche Länder in aller Welt besucht hat. Der rumänische Staatschef ist für seine ungeduldige Art bekannt. Bei seinem Besuch in Frankreich kurz nach Beginn seiner ersten Amtszeit im Jahr 2015 reagiert er verärgert auf den Empfang am Pariser Flughafen. Nach dem Aussteigen aus dem Flugzeug und dem Gang zum Dienstwagen zog Iohannis seinen Mantel aus. Da jedoch niemand aus seiner Delegation oder von seinen französischen Gastgebern herbeieilte, um ihn ihm abzunehmen, warf der Präsident ihn aus Wut auf das Autodach.
Es ist auch bekannt, dass Klaus Iohannis Feindseligkeit gegenüber dem ungarischen Premierminister hegt. Im April 2020 beschuldigte der rumänische Präsident die damalige oppositionelle rumänische Sozialdemokratische Partei (PSD), mit Viktor Orbán einen Deal zur Annexion Siebenbürgens geschlossen zu haben. Doch nur wenige Monate, nachdem er der PSD den „Ausverkauf“ Siebenbürgens vorgeworfen hatte, brachte Iohannis im November 2021 die von ihm wiederholt kritisierten Sozialdemokraten an die Macht, indem er die Bildung einer großen Koalition initiierte.
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