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Vandalen im Aufwind nach dem Sieg nationalistischer Parteien in Rumänien

MTI - Ungarn Heute 2024.12.11.

Die dreisprachige Gedenktafel an der Kirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Arad (Westrumänien) wurde von Unbekannten beschädigt, zertrümmert und geschändet, teilte István Jakab, Pfarrer der Gemeinde, am Montag mit.

Wie der Pastor gegenüber dem siebenbürgischen Portal Krónika erklärte, ereignete sich der Vorfall am Montagmorgen. Die schildförmige Marmortafel mit Inschriften in rumänischer, ungarischer und deutscher Sprache befand sich an der Außenwand der Kirche neben dem Eingang.

István Jakab hat auf seiner Social-Media-Seite auch Fotos von dem Vandalenakt veröffentlicht. Sie zeigen, dass die Tafel in Stücke zerbrochen wurde, die Stücke auf den Boden geworfen wurden und eine Spielzeugschlange aus Silikon an einem verbleibenden Stück an der Wand befestigt wurde.

Der Geistliche hat bei der Polizei Anzeige erstattet, und die Ermittler haben ihm versprochen, ihn in einer Woche über die Ergebnisse der Untersuchung zu informieren, sagte er dem Nachrichtenportal. Die Polizeidirektion des Landkreises Arad hat ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf Vandalismus eingeleitet.

Laut Pfarrer István Jakab ist die Absicht, Schaden anzurichten und die Fremdenfeindlichkeit eindeutig.

Wir sind viersprachig, deshalb ist das, was passiert ist, unverständlich“,

erklärte er gegenüber Krónika und bezog sich dabei auf die multiethnische (ungarische, deutsche, slowakische und  rumänische) Gemeinde mit mehr als 500 Mitgliedern.

Er meinte, dass der Vandalismus mit dem Erstarken der extremistischen Parteien im Landkreis Arad bei den rumänischen Parlamentswahlen am 1. Dezember zusammenhängen könnte. Die Allianz für die Vereinigung der Rumänen (AUR) erhielt die meisten Stimmen im westrumänischen Landkreis.

Gemessen an der Zahl der für Parteien mit ähnlichen Ideologien abgegebenen Stimmen sympathisierten 38 % der Wähler mit einer extremistischen Bewegung.

Die evangelisch-lutherische Kirche, die sich an der Hauptstraße im Zentrum von Arad befindet, wurde von dem Arader Architekten Lajos Szántay entworfen und 1909 eingeweiht. Die neugotische Kirche wurde aus rotem Backstein erbaut und ist daher auch als „Rote Kirche“ bekannt.

Nach der inzwischen annullierten ersten Runde der rumänischen Präsidentschaftswahlen, bei der der offen faschistische Sympathisant Călin Georgescu den ersten Platz belegte, ereignete sich in Mediasch (Medgyes, Mediaș) ein ähnlicher Vorfall: Unbekannte beschmierten zum zweiten Mal in diesem Jahr die ungarischen und deutschen Inschriften auf der Ortstafel der ehemaligen siebenbürgisch-sächsischen Stadt mit roter Farbe.

Foto: Wikipedia

Nach dem fulminanten Sieg der chauvinistischen Parteien in Arad zeigt der ihnen nahestehende Pöbel wo der Hammer hängt, und zwar im buchstäblichen Sinne. „Unbekannte“, wie es bei ähnlichen Vorfällen immer heißt, wollen der ungarischen Bevölkerung der Stadt zeigen, wer hier – in Anlehnung an ein nationalistisches Lied – „auf immer und ewig die Herren“ sind. Die barbarische Köpfung der Nepomuk-Statue, die Farbattacken auf die Freiheitsstatue zum Gedenken an die 13 Arader Märtyrer von 1849, um nur einige Beispiele zu nennen: fanatische Ungarnhasser zeigen in schöner Regelmäßigkeit wes Geistes Kinder sie sind. Vatra Românească (Das Rumänische Herd), PRM (Großrumänien-Partei), PUNR (Partei der Nationalen Einheit der Rumänen): Nach unzähligen Häutungen und im Klub der Europäischen Konservativen und Reformer willkommen geheißen, nennt sich die nationalistische Giftschlange jetzt AUR (Allianz für Vereinigung der Rumänen). Die extremistischen Unruhestifter haben ihre Visitenkarte am Tatort hinterlassen: Eine billige Spielschlange, vielleicht eine Anspielung an das dakische Symbol, die Schlange mit Wolfskopf, wurde dort, wo vorher die Tafel stand, befestigt.
Nationalistische Wende und ungarische Interessenvertretung in Rumänien
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Kompromisse mit den nationalistischen Parteien sind undenkbar, Bündnisse über die ideologischen Gräben hinweg möglicherweise notwendig.Weiterlesen

Via MTI Beitragsbild: Jakab István Facebook