Bis 2030 werden 12 Gigawatt Solarstrom erwartet, deswegen sind weitere Netzinvestitionen erforderlich, so Energieminister Csaba Lantos.Weiterlesen
Die ungarische Energieerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen wächst in einem noch nie dagewesenen Tempo, und die Kohlenstoffemissionen des Landes sind auf dem absteigenden Ast. Doch die Transformation des Energiesystems, insbesondere die dringende Notwendigkeit der Stromspeicherung, erfordert Investitionen in einer Größenordnung, die die Wettbewerbsfähigkeit sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene gefährden. Dieses Thema erörterte Energieminister Csaba Lantos vor Führungskräften großer Unternehmen auf einer Veranstaltung der Budapester Industrie- und Handelskammer, berichtet Világgazdaság.
Der Minister ist der Ansicht, dass ein Umdenken und realistische grüne Alternativen erforderlich sind, um die Wettbewerbsfähigkeit in Europa und Ungarn zu sichern. Ungarns Erfolge seien zwar ein Grund zu berechtigtem Stolz, doch sollten die europäischen Bemühungen im Hinblick auf ihr tatsächliches Gewicht betrachtet werden. Die Europäische Union sei nur für 7 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich, Ungarn sogar nur für 0,15 Prozent.
Daher hätten die EU und Ungarn nur einen geringen Einfluss, wenn die Hauptverursacher wie die USA, China, Indien und Südostasien keine Maßnahmen ergreifen,
betonte Csaba Lantos. Nach dem Green Deal brauche es einen New Deal, für diese Wende habe man sich im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft eingesetzt, fügte er hinzu.
In Ungarn beträgt die installierte Leistung von Solaranlagen 7.550 Megawatt. Ihre Größenordnung verdeutlicht, dass sie sich der Rekordlast des ungarischen Stromnetzes vom 20. Januar von 7.663 Megawatt annähern, betonte der Minister. Der ungarische Solarpark besteht aus einigen großen Solarkraftwerken, auf Dächern von Industrieanlagen installierten, gesteuerten SCTE-Solaranlagen und fast 300.000 kleinen Kraftwerken in Haushaltsgröße, wovon 250.000 von Haushalten betrieben werden, was bedeutet, dass etwa 10 Prozent der ungarischen Einfamilienhäuser über Solaranlagen verfügen.
Aber diese 300.000 kleinen Solarkraftwerke produzieren, ohne dass wir etwas davon wissen,
wies Csaba Lantos auf die Schwierigkeit hin. Zusammen mit diesen Anlagen beträgt die gesamte installierte Leistung des heimischen Stromnetzes etwa 15.000 Megawatt.
Es sei problematisch, dass man die voraussichtliche Produktion der Solaranlagen nicht kenne, da sie manchmal genau dann anspringe, wenn kein Bedarf bestehe. Im vergangenen Jahr habe es dafür dreimal ein eklatantes Beispiel gegeben. Obwohl zu diesem Zeitpunkt 2.600 Megawatt Leistung aus dem ungarischen Stromnetz exportiert wurden, erfolgte der Export in der betreffenden Stunde zu einem Preis von -36 Euro pro Megawattstunde, d.h. der Erzeuger zahlte diesen Betrag dafür, dass seine Ware abgenommen wurde. Der Trend zeige eine Verschlechterung. Während der Strompreis in Ungarn im Jahr 2022 nur 15 Mal bei null oder negativ lag, war er ein Jahr später bereits 92 Mal und im vergangenen Jahr 306 Mal bei null oder negativ, so der Minister.
Bei einem Strompreis von null oder negativ zu produzieren, sei genauso falsch, wie den eigentlich günstig verfügbaren, kohlenstofffreien Strom gar nicht erst zu erzeugen.
Eine Lösung bestehe darin, die überschüssige Energie zum Laden von Elektrofahrzeugen zu nutzen, betonte Csaba Lantos. Ende letzten Jahres seien bereits über 70.000 E-Autos in Ungarn zugelassen gewesen, erinnerte er.
Ich bin fest davon überzeugt, dass das nächste Jahrzehnt die industrielle Energiespeicherung prägen wird,
erklärte der Minister. Ein Weg dahin sei der Bau von Pumpspeicherkraftwerken (PSW). Eine weitere Lösung könnte die Installation von Batterien oder Gasmotoren in Verbindung mit Solaranlagen sein. Auch in Wasserstoff könne man Strom speichern, doch brauche man dafür eine kostengünstigere Technologie als die derzeitige, führte der Minister aus. Als vierte Alternative nannte Csaba Lantos die unterirdischen Gasspeicher und die geplanten Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke.
via vg.hu, Beitragsbild: Pixabay