Die Gesellschaft Österreich Ungarn lud am 08. Mai 2017 zu der Veranstaltung „Investitionsklima in Ungarn und in Österreich – Chancen und Barrieren“ nach Wien in die WKO Aussenwirtschaft Austria ein. Wie der Österreichische Wirtschaftsdelegierte in Budapest, Mag. Jürgen Schreder bei der Veranstaltung hervorhob, gibt es einiges zu tun, was angepackt werden sollte. Mit dieser Meinung waren die Statements, Vorträge und Diskussionen der anderen Gäste einverstanden.
Im Rahmen der Veranstaltung waren neben Mag. Jürgen Schreder (Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Budapest) Meinungen von Christoph Grabmayer (WKO Aussenwirtschaft Austria), Dr. Gábor Hajas (Gesandter der Botschaft von Ungarn), Márk Mautner (Leiter der Wirtschaftsabteilung Botschaft von Ungarn, Wien), Mag. Rudolf Staudinger (Vorstand Betriebe International Spar Österreichische Warenhandels-AG), Ilona Texidor-Radvány (Abteilungsleiterin Abteilung für Investitionsförderung/ Hungarian Investment Promotion Agency) zu hören.
Die österreichisch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen haben sich nach der Wende 1989/90 sehr dynamisch entwickelt und beruhen im Wesentlichen auf einer sehr intensiven Investitionstätigkeit und einem regen Außenhandel. Österreich ist vom Gesamthandelsvolumen her gesehen der zweitwichtigste Handelspartner für Ungarn und der drittgrößte Investor. Beachtet man jedoch, dass österreichische Investoren in Ungarn ca. 100.000 Mitarbeiter beschäftigen, ist Österreich dadurch der zweitwichtigste Investor für Ungarn.
Ungarn ist für Österreich der siebtwichtigste Exportmarkt und das achtwichtigste Lieferland. Strategische Partnerschaften sind hierbei für Ungarn sehr wichtig, jedoch nicht immer möglich. Dies bestätigt auch Mag. Staudinger. Spar Österreich hat einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro in Ungarn und ist in Ungarn einer der größten Arbeitgeber mit über 15.000 Mitarbeitenden. Bisher hat Spar Österreich eine Milliarde Euro in den ungarischen Markt investiert. Da aber das Klima für ausländische Investoren in der Lebensmittelbranche nicht konstant „freundlich“ ist, ist das mit den strategischen Partnerschaften nicht so einfach.
Hinzu kommt das Problem des Arbeitskräftemangels. Es ist recht schwer, gut ausgebildete Arbeitskräfte zu bekommen. Wesentlich hierbei ist, dass sich die Gehaltslage und die Ausbildung verbessern müssen. In diesem Zusammenhang kamen die Diskutanten auch auf das Duale-Ausbildungssystem zu sprechen. Wichtig ist hierbei laut Mautner, dass dieses verbessert und entwickelt werden muss. Für kleine Unternehmen gestaltet sich diese Duale-Ausbildung außerdem als schwierig, da junge Leute nach der Ausbildung meist zu großen Unternehmen wechseln, die besser zahlen. Daher sind langfristige Lösungen erforderlich.
Zusätzlich müssen auch Frauen und Arbeitskräfte in der Kategorie 50+ mobilisiert werden. Dies ist unter anderem auch notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit von Ungarn zu verbessern, um sich mit den anderen Visegrád-Staaten (V4: Slowakei, Polen, Tschechien, Ungarn) zu messen. Vor allem die Wettbewerbsfähigkeit von Nord- und Ostungarn liegen auf den Gesamträngen 231 und 232 von insgesamt 263 Regionen und ist somit sehr weit unten im Ranking.
Neben Verbesserungen in Bezug auf den Arbeitskräftemangel und die Arbeitskräfte Qualifikationen, sind auch Verbesserungen in der Infrastruktur, der Rechtssicherheit, weniger Bürokratie und die Berechenbarkeit der Wirtschaftspolitik von wesentlicher Bedeutung. Des Weiteren ist hier noch anzumerken, dass vor allem das Dienstleistungsgewerbe in Ungarn nicht so ein „Liebkind“ wie die Industrie ist.
Wie schaut es nun in Bezug auf das Investitionsklima in Österreich aus? Laut Mautner sind ungarische Unternehmer, vor allem kleine Unternehmen, die in Österreich Fuß fassen wollen, von der Stückzahl her (950 mit ungarischen Gesellschaftern & 414 mit ungarischem Mutterkonzern) nicht wenig. Die Investitionen belaufen sich hierbei in etwa auf 100 Millionen Euro. Typische Branchen sind der Tourismus, das Gastgewerbe und kleingewerbliche Tätigkeiten.
Vor allem in der Tourismusbranche zeichnen sich diese Investitionen positiv ab. Sie haben dazu beigetragen, die Anzahl von ungarischen Touristen, vor allem in Skigebieten zu steigern. Jedoch gestaltet sich der Zutritt zum Markt für ungarische Unternehmen in bestimmten Gewerben als relativ schwierig. Barrieren beim Markteintritt in Österreich für ungarische Unternehmen zeigen sich bei den vergleichsweise zu Ungarn hohen Kosten (z.B.: Rechtsanwalt usw.), den administrativen und bürokratischen Hürden (z.B.: Österreichische Gewerbeordnung usw.) sowie den langen Wartezeiten (z.B.: Baugenehmigungen, Gewerbescheine usw.). Daher dauerte es auch länger beispielsweise eine Steuernummer zu beantragen. Ungarische Unternehmen fühlen sich dadurch benachteiligt.
Wenn jedoch diese Eintrittsbarrieren erst einmal überwunden wurden, dann zeichnen sich gute Erfahrungen ungarischer Unternehmen in Österreich ab. Vor allem für ungarische mittelständische Unternehmen ist der österreichische Markt sehr gut geeignet.
Um das Investitionsklima in Ungarn und in Österreich zu fördern und Chancen zu nutzen ist es daher notwendig bestehende Barrieren zu beseitigen. „Es gibt einiges zu tun. Packen wir`s an!“
via goeu.at, Foto: goeu.at