Will Ungarn zu Kerneuropa gehören oder weiter zwischen West und Ost lavieren? Nach einem Sieg von Angela Merkel im September wird diese Frage hochaktuell, wurde in der Online-Ausgabe der Zeitung „Der Standard“ berichtet.
Die ungarische Regierung und die ihr nahestehende intellektuelle Elite entziehen sich der Eingliederung in die politische Ordnung des Westens, sie wollen Brüssel stoppen. „Der Niedergang des Westens ist unübersehbar. Was unsere Gegner heute behaupten, ist reiner Nihilismus und hat mit den Ansichten großer Liberaler früherer Zeiten nichts zu tun. Diese nihilistische Sichtweise macht sich breit in den Institutionen der Welt und der EU”, so Viktor Orbáns Auffassung.
Die in Stein gemeißelten Thesen wie „Russland könnte nur unser Feind sein” oder „Der freie Markt behält gegenüber dem Staat immer recht” hätten ihre Gültigkeit verloren, erklärte der Ministerpräsident im Jahre 2016, dennoch seien diese laut der Befürworter einer liberalen Globalisierung in Brüssel gültig. Die Nationalstaaten sollten sich dagegen auflehnen, meint er.
Laut Orbán wäre die auf dem Prinzip der Nationalstaaten gegründete EU letzter Zeit in Frage gestellt, und die Utopie eines multikulturellen Europa wäre gefährlich. Laut Medienberichten seien in der EU nach den Wahlen in Deutschland wesentliche Veränderungen zu erwarten, die der ungarischen Regierung nicht gefallen würden.
Unter den Visegrád-Staaten haben die Slowakei und Tschechien schon signalisiert, dass sie zu Kerneuropa gehören wollen. Ungarn muss sich auch entscheiden.
via derstandard.at, Foto: mno.hu