Der neue Kanzler Österreichs, Sebastian Kurz, werde in Ungarn und den übrigen drei Visegrád-Staaten Verbündete suchen, um der Politik Angela Merkels entgegenzutreten, behauptet ein regierungsnaher Analyst. Damit würden sich neue Möglichkeiten eröffnen, sodass die Stimme Ungarns innerhalb der Europäischen Union künftig mehr Gehör finde. Ungarische Presseschau von budapost.de:
Auf Mozgástér stellt Zoltán Kiszelly ÖVP-Chef Sebastian Kurz als entschiedenen Gegner der von Bundeskanzlerin Merkel sowie einem Großteil der Brüsseler Elite vertretenen sanften Einwanderungspolitik dar. Immer wieder habe Kurz Bayern besucht, wo die regierende Christlich-Soziale Union schon lange eine strikte Begrenzung der Zuwanderung fordere. Der ungarische Politologe prophezeit nun die baldige Formierung eines bayerisch-österreichischen Bündnisses. Was für Ungarn jedoch noch wichtiger sei: Kurz unterstütze die Grenzzaunpolitik von Ministerpräsident Viktor Orbán – ebenfalls ein in München häufig gesehener Gast. So äußert Kiszelly die Vermutung, dass die Slavkov-Trilaterale – ursprünglich von sozialdemokratischen Politikern Österreichs gemeinsam mit Tschechien und der Slowakei in dem Versuch gegründet, die Visegrád Vier zu spalten – ihren Platz an eine neue Gruppierung in Form der Achse München-Wien-Budapest abtreten könnte. Wie dem auch sei, falls Budapest eine Streichung des „Soros-Plans“ von der Agenda erreichen sowie dem Vorhaben eines „Europas der zwei Geschwindigkeiten“ entgegenwirken wolle, dann „führt der Weg über Herrn Kurz“, notiert Kiszelly abschließend.
Diese Meinung ist hinsichtlich eines Sebastian Kurz Interviews der französischen Zeitung „Le Monde” besonders interessant. Der ÖVP-Chef antwortete auf die Frage, ob er sich dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron oder dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban näher fühle, dass er Macron sehr schätze. „Auf europäischer Ebene, teile ich seinen Reformwillen und insbesondere seine Ideen im Bereich Sicherheit und Migration”, betonte Kurz. Der neue Kanzler Österreichs wolle Macron bei der Weiterentwicklung Europas helfen, allerdings er wolle kein Europa mit zwei Klassen von Mitgliedern haben.
via budapost.de, derstandard.at; Foto: Reiner Riedler–Anzenberger/Redux