Mehr als 190.000 PkW gebaut und somit das Produktionsvolumen von 2016 um 4,1% übertroffen – dieses Ergebnis erreichte Mercedes-Benz in Ungarn in 2017. Nicht nur sie liefert gute Zahlen: nach Experten kann ein erneuter Aufschwung in der ungarischen Automobilindustrie kommen. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften kann aber mittelfristig negative Ergebnisse produzieren. Grundlegende Frage ist, ob die Automobil-Branche noch für lange Zeit eine Hauptstütze der ungarischen Wirtschaft bleiben kann oder nicht.
Über 3,5 Mrd. Euro. Das war der Netto-Umsatz von Mercedes-Benz Manufacturing Hungary Kft. in 2017. „Sowohl bei den Einnahmen als auch bei der Produktion und beim Ergebnis haben wir Wachstum erreicht. Sämtliche Kennzahlen bestätigen, dass es die richtige Entscheidung war, langfristig zu investieren und Ungarn als ein Standort unserer Kompaktfahrzeug-Produktion zu wählen“ – sagte Josip Niksic, Finanzdirektor der MBMH. Das vergangene Jahr ist nicht nur wegen der guten Geschäftsergebnisse ein Meilenstein, sondern auch wegen dem Start der neu eingeleiteten Investitionen – betonte der Geschäftsführer. Christian Wolff erinnerte auch daran: „Laut Ungarns Arbeitnehmern ist Mercedes-Benz der attraktivste Arbeitgeber des Landes, auch dies bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“.
Einer der wichtigsten Industriezweige Ungarns ist die Automobilindustrie. Allein die Mercedes-Benz Hungary Kft. beschäftigte 4.000 Mitarbeiter im vergangenen Jahr und somit bezahlte insgesamt 23 Mio. Euro an Steuern und Abgaben. Die Branche beschäftigte in 2008 nur noch 85.000 Menschen, diese Zahl ist bis 2015 auf fast 145.000 angewachsen. Das ist kein Zufall: die ungarische Regierung behandelt die heimische Fahrzeugindustrie mit hoher Priorität. Die größten ausländischen Firmen sind mit hohen staatlichen Beihilfen unterstützt. Und obwohl die Branche Jahr für Jahr immer mehr Arbeitsplätze schafft, ein ungarischer Arbeiter bringt viel weniger Lohn nach Hause als sein deutscher, französischer oder schweizerischer Kollege. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften kann mittelfristig auch negative Ergebnisse produzieren. Die Regierung versucht es mit unterschiedlichen Ausbildungsprogrammen zu heilen. In 2015 wurde das duale Hochschulbildungssystem ausgebaut: in dem ersten Jahr haben die Universitäten und Hochschulen bereits mit rund 400 Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen Vereinbarungen über eine Zusammenarbeit getroffen. Mercedes-Benz wird sogar ein Ausbildungszentrum in Kecskemét errichten, das in erster Linie der Lehre der Teilnehmer der dualen Ausbildung bzw. dualen Studium dienen wird. Das insgesamt über 3 Mrd. Forint schwere Projekt ist von der ungarischen Regierung mit 622 Mio. Forint unterstützt. Im 8000 Quadratmeter großen Zentrum sollen ab September 2018 250 Schüler und Studenten ihre praktische Ausbildung durchlaufen.
Obwohl der Anteil der Automobilindustrie am gesamten BIP Ungarns heute fast 10% ist , und ein Viertel der Export von dieser Branche kommt, Experten sagen keine sichere Zukunft voraus. Denn der Aufstieg von Elektroautos kann diese Struktur erheblich verändern. Statt Endmontage muss bald die Entwicklung im Fokus stehen. Frage ist, inwieweit Ungarn in dieser Situation wettbewerbsfähig bleiben kann.
(Via: ahkungarn.hu, portfolio.hu, mno.hu, Beitragsbild: MTI)