Seit knapp 30 Jahren, seit dem ich in Hamburg wohne, habe ich folgendes beobachtet: es gibt eigentlich kein Wochenende ohne einem großen Event. Die Reihe ist eigentlich fast unendlich lang: ob ein Marathon Lauf, ein Radrennen, ein Veteran Auto-Treff, der Hafengeburtstag, das Derby, Pferde-Polo im Flottbek, die Nacht der Museen, der Iron – Man Wettbewerb usw. usw. – für Massenspektakel wird hier im Norden stets und immer gesorgt.
Die 1,8 Millionen Einwohner Stadt, die zweitgrößte Stadt Deutschlands bietet Amüsement für alle. Am letzten Sonntag fand beim Hamburger Michel – die Wahrzeichenkirche der Stadt- unter dem Motto „35 Jahre Gänsehaut“ der 35. Motorradgottesdienst (MOGO) statt. Vormittags gab es ein Bühnenprogramm und der eigentliche Gottesdienst fing um 12.30 Uhr an. Die breite Ludwig Erhard Straße war mit den parkenden Zwei- und Vierrädern gefüllt. Diesmal fehlten die vom letzten Jahr bekannten großen LED Projektoren. Die Tontechnik war ebenfalls auf einem etwa fünfzig Meter großen Kreis eingeschränkt. Somit konnte die Mehrheit der Teilnehmenden die Worte des Pfarrers leider überhaupt nicht verfolgen. Die Imbissbuden haben bis zur Abfahrt fleißig gearbeitet und auch die Vereinigung der Gideons hat in fast jeder erdenklichen Sprache gedruckten, kostenlosen Luther Bibeln in Taschenbuchformat verteilt. Wie es in der Predigt hieß diese „MOGO“ Bewegung fing mit etwa 50 Motorrädern vor 35 Jahren an. Hier erwartete man 30.000 Besucher, jedoch durch das trübe Wetter bedingt kamen lediglich 19.000. Somit war aber auch diese eine der größten Veranstaltungen dieser Art auf der Welt. Wie ich es empfand: über Spiritualität zu Sprechen war es vielleicht fehl am Platz. Immerhin waren so viele Menschen, aus welchem Grund auch immer, im Namen Gottes hier versammelt. Es gab deutlich weniger Harleys und Oldtimer wie früher. Dafür aber waren die Quads und die neue Generation der Zweiradtechnik stärker vertreten.
Nach 14 Uhr brach der Konvoi wegen eines bedauerlichen Zwischenfalls – ein Unfall- nach Buchholz in der Nordheide auf und verschwand so spurlos wie er kam.
Neben solchen Massenveranstaltungen gibt es jedoch ebenfalls ein reges und breites kulturelles Leben in Hamburg. Die vielleicht prominentesten Vertreter dieser Hochkultur sind das wunderschöne, klassizistische Hamburger Schauspielhaus, das immer stets „Links“ stehende Thalia Theater und natürlich die Hamburgische Staatsoper die zu den Weltweit führenden Opernhäusern gehört. Die Hamburger „Oper am Gänsemarkt“ wurde am 2. Januar 1678 unter dem Namen „Opern-Theatrum“ als erstes öffentliches – das hieß im Gegensatz zu den Opernhäusern in Italien – ebenfalls für nicht Adlige Bürger zugängliches Opernhaus in Deutschland gegründet. Gespielt wurde früher in einem Holzbau unweit von dem häutigen Gebäude. Hier hat früher Telemann, Händel, später Monserrat Caballe, Placido Domingo, Luciano Pavarotti musiziert. Placido Domingo hat im 1967 auch in diesem Haus debütiert. Die musikalische Qualität der Vorstellungen ist hier wirklich vom höchsten Standard. Man wird nicht enttäuscht.
Ein wenig anders sieht es bei den Inszenierungen aus. Neue, frische Kunst, Experiment und Kreativität heißt die Devise, die ebenfalls bewährte Stücke ab und zu bis zur Unkenntlichkeit verwandelt. Dafür sollen hier nur zwei kleine Bespiele stehen: Was bei Faust von Gounod fehlte – warum auch immer – war wenigstens ein klitzekleines Kreuz in der Kirche beim Gebet von Marguerete. Was aber zu viel war bei Verdis Otello: die zu der Geschichte überhaupt nicht passende, mit brutaler Härte behandelte, durch Wasser trampelnde, an den Händen gefesselten (??) Migranten. Der völlig unverständliche Stacheldraht, aufgestellt zwischen dem Chor und den Protagonisten und dem Publikum. Der Todeskampf eines erhängten, der etwa 20 Minuten, bis zum Ende des Aktes hingen blieb. Verglichen mit diesen „Kleinigkeiten“ war der Fakt das Otello der Mohr von Venedig von einem unmaskierten Weißen gespielt war, nicht mal erwähnenswert.
Mit einem Wort -Sinnlose Brutalität verknüpft mit Zeitgeist und massiver politischer Bildung. Das alles hat mich ein wenig an längst vergangene Zeiten meiner Jugend in dem sozialistischen Ungarn erinnert. Jedoch diesmal mit großartigen Sängern!
(Autor: Ferenc Horvath, Beitragsbild: hamburg.de/mogo/Frank Burmester)