Sprüche, Reime und Lieder aus dem Traditionsgut der ungarischen Volksfabeln sollen ab September in Ungarns Kindergärten vermittelt werden. Grundlage der Kindergartenpädagogik seien „das nationale Identitätsbewusstsein, die christlichen kulturellen Werte, die Heimatliebe und die Bindung an Vaterland und Familie“, heißt es in einem Erlass vom 25. Juli, über den die oppositionelle Tageszeitung „Népszava“ am Montag berichtete. Die betroffenen Berufsvertreter zeigten sich überrascht von dem neuen Lehrplan.
„Wir wissen nichts davon, und soweit ich weiß, hat man das auch mit niemand anderem beraten“, erklärte Anna Bakony, eine führende Repräsentantin der Ungarischen Pädagogischen Gesellschaft, in der Zeitung „Népszava“. Schon bisher spielten ungarische Volksmärchen und Sagen im Kindergarten eine angemessene Rolle. „Es ist nicht klar, auf wessen Weisung und warum man das nun verstärken will. Es ist zu befürchten, dass dies für Übertreibung genutzt werden wird.“ Bereits vor mehreren Jahren hatte die Regierung die „patriotische Erziehung“ in den Lehrplänen für Volksschulen und Gymnasien verankert. Die neue Verfassung (2012) schreibt in ihrer Präambel ausdrücklich Christentum und Nation als verbindliche Leitwerte fest.
(Via: nepszava.hu, derstandard.at, diewelt.de, Beitragsbild: István Grezsa, Regierungskomissar bei der Übergabe eines Kindergartens im Karpatenvorland, Foto: János Nemes, MTI)