Ein linker Kolumnist äußert die Befürchtung, dass das in Debrecen geplante neue BMW-Werk Ungarn keinen Vorteil bescheren werde. Ein regierungsfreundlicher Ökonom wiederum hält derartige Ansichten für absurd und begrüßt den Bau des neuen Automobilwerks – schreibt in der täglichen Presseschau das Online-Portal budapost.de. Diesmal ließ es Publizistiken über den Bau des neuen BMW-Werkes erscheinen.
BMW hat vor einigen Tagen den Bau einer neuen Montagefabrik im ostungarischen Debrecen angekündigt. Zu diesem Zweck wird der bayerische Automobilhersteller eine Milliarde Euro investieren. Die Budapester Regierung möchte das Projekt durch steuerliche Vergünstigungen unterstützen. Das Werk wird 1.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Darüber hinaus können ungarische Zulieferfirmen mit einer Ausweitung ihrer Geschäfte rechnen.
Róbert Friss von der Tageszeitung Népszava warnt davor, die BMW-Entscheidung zur Eröffnung eines Werks in Debrecen zu feiern. Zwar benötige Ungarn ausländische Investitionen, allerdings seien die Hauptnutznießer derartiger Geschäfte multinationale Unternehmen. Der linksorientierte Kolumnist fragt sich, ob die Subventionierung des Werks tatsächlich im Interesse ungarischer Steuerzahler liege, beschere es doch BMW enorme Gewinne. Auch die Regierung habe ja die Notwendigkeit erkannt, statt internationalen Großunternehmen besser ungarischen klein- und mittelständischen Firmen unter die Arme zu greifen. Es sei doch merkwürdig, so Friss abschließend, dass die Regierung ungeachtet ihrer hartnäckigen Kritik an internationalen Investoren und ausländischem Kapital multinationalen Konzernen so bereitwillig helfend zur Seite stehe.
In Magyar Hírlap weist Imre Boros Bedenken der Linken gegenüber dem BMW-Werk zurück. Es sei doch absurd, wenn linke Kritiker des Projekts erwarten würden, BMW investiere in Ungarn ohne sich im Gegenzug Gewinne zu versprechen. Die Investition des Automobilherstellers dürfte nicht nur die Wirtschaftsleistung ankurbeln und neue Arbeitsplätze schaffen, sondern Ungarn auch bei der weiteren Verringerung seiner Abhängigkeit von Devisen helfen. Boros hält Befürchtungen hinsichtlich einer Abhängigkeit des Landes von der Automobilindustrie für übertrieben. Man denke nur einmal daran, dass die Automobilproduktion in der Slowakei sowie der Tschechischen Republik volkswirtschaftlich weitaus wichtiger sei. Nach Ansicht des Experten wurde Debrecen nicht nur wegen seiner hervorragenden Infrastruktur und der Verfügbarkeit billiger Arbeitskräfte, sondern auch wegen der politischen Stabilität und der klaren politischen Linie der ungarischen Regierung als Standort für das BMW-Werk ausgewählt.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI)