In einem Interview mit der regierungsnahen Zeitschrift „Magyar Idők“ kritisierte der Chef des Staatlichen Rechnungshofs die Arbeitsweise von ungarischen Krankenhäusern. Er hat Verschwendung und Korruption vorgeworfen. Der Krankenhausverbund wies die Anschuldigungen zurück und teilte mit, dass die Krankenhäuser trotz Unterfinanzierung effizient geführt würden. Kommentatoren stellen die Frage, ob die Regierung endlich den Mut zur Reformierung des Gesundheitssystems aufbringen werde. Eine Presseschau von budapost.de.
Es sei Zeit für eine Reformierung des Gesundheitssystems, konstatiert Éva Haiman ebenfalls in Magyar Idők. Ungeachtet der Übernahme der meisten Krankenhäuser durch die Regierung habe diese Zentralisierung bislang kaum Einfluss auf deren tatsächliche Betriebsführung gehabt, hebt die regierungsnahe Kolumnistin hervor. Obwohl die finanziellen Probleme im Gesundheitswesen weitgehend bekannt seien, habe die Regierung von Zeit zu Zeit Haushaltsüberschreitungen ausgeglichen. Es gehöre einiger politischer Mut dazu, das Gesundheitssystem zu reformieren, da führende Ärzte und Krankenhausdirektoren ein Interesse daran hätten, das gegenwärtige und alles andere als transparente System aufrechtzuerhalten. Haimann hofft dennoch, dass die Regierung eine Reform endlich in Angriff nehmen und das Gesundheitswesen damit effizienter und transparenter werde. Doch warnt sie auch vor zu einfachen Lösungen und äußert den Verdacht, dass der Rechnungshofbericht die Komplexität der Finanzierung des Gesundheitswesens nicht berücksichtige.
Der Angriff von László Domokos auf die Krankenhäuser sei ein Anzeichen dafür, dass die Regierung eigene Kommissare ernennen werde, um den Betrieb der Krankenhäuser zu überwachen, vermutet Sándor Joób. Die vom Rechnungshof erwähnten Inspektionen seien 2016 und 2017 vorgenommen worden, hält der liberale Kommentator auf Index fest und zitiert nicht genannte Quellen, denen zufolge der Angriff auf die Krankenhäuser von hochrangigen Regierungsvertretern genehmigt worden sei. Joób gibt zu, dass Krankenhäuser in der Tat ähnlich wie „sozialistische Fabriken“ geführt würden und Korruption in vielen Einrichtungen weit verbreitet sei. Jedoch zeigt er sich skeptisch, ob die Regierung das Gesundheitssystem werde reformieren können. Eine rationelle Arbeitsweise scheitere nicht zuletzt an der fehlenden Einsicht, dass weniger Krankenhäuser und mehr Tagesambulanzen gebraucht würden, notiert Joób.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI)