Das Ministerium für Humanressourcen teilte am Donnerstag auf der Regierungswebseite mit: man habe das Dienstverhältnis von Gergely Prőhle „im gegenseitigen Einvernehmen“ mit Wirkung vom 1. November aufgelöst. Keine Begründung und keinen Nachfolger genannt. Der Direktor wurde früher in der regierungsnahen Zeitschrift Magyar Idők angegriffen, ihm wurde es vorgeworfen: er würde nichts gegen angebliche links-liberale Hegemonie in Literatur und Kultur unternehmen. Prőhle war früher Staatssekretär in der Orbán Regierung.
Gergely Prőhle leitete das Literaturmuseum seit Anfang 2017. Zuvor hatte er verschiedene Diplomaten- und Staatssekretärsposten bekleidet. Von 2000 bis 2002 war er Botschafter Ungarns in Berlin, von 2003 bis 2005 in der Schweiz. Das Petőfi-Literaturmuseum nimmt durch Ausstellungen, Veranstaltungen und Festivals eine wichtige Rolle im ungarischen Literaturbetrieb ein.
Eine Artikelserie in der regierungsnahen Zeitschrift „Magyar Idők“ erschien wochenlang noch im Sommer. Der Autor, Árpád Szakács kritisierte mehrere entscheidende kulturelle Akteure Ungarns wegen der Verteilung von staatlichen Förderungen und forderte die Einstellung der Finanzierung von liberalen Künstlern. Prőhle stand im Mittelpunkt der Angriffe, er wurde sogar zu, von der Fidesz organisierte Sommeruniversität „Tusványos“ eingeladen, um dort an einem Rundtischgespräch teilzunehmen.
Eine heiße Diskussion entwickelte sich dabei, wo der ehemalige Direktor betonte: die staatlichen Institutionen sollten die Aufgabe haben, eine Chancengleichheit in der Kunst zu schaffen. „Talent und Begabung müssen besiegen, was der Autor über die jeweilige politische Führung denkt.“ – so Prőhle.
László L. Simon, Staatssekretär für Kultur a.d., Abgeordneter von Fidesz reagierte da auf Prőhles Aussagen so: eine staatliche Institution könne nicht wertneutral sein, es sei auch nicht ihre Aufgabe, gleiche Chancen zu schaffen. Seiner Ansicht nach muss man durch kulturelle Institutionen eine Kulturpolitik stärken, die die ungarische Identität bewahren kann.
(Via: mti.hu, standard.at, Beitragsbild: MTI)