Ein linksorientierter Kolumnist beklagt die deprimierende Orientierungslosigkeit in seinem eigenen politischen Lager. Er äußert die Befürchtung, dass die Sozialisten im Begriff seien, ihre Siegeschance bei den im kommenden Jahr stattfindenden Budapester Bürgermeisterwahlen zu verspielen. Eine Presseschau von budapost.de.
In 168 Óra bezeichnet Ervin Tamás die Idee einer Vorwahl, die darüber entscheiden würde, wer als Oppositionskandidat für das Amt des Bürgermeisters in Budapest antritt, als eine Falle für die Sozialistische Partei. Der altgediente Kolumnist aus dem linken Spektrum sieht in der Kandidatur des Kolumnisten und Kommentators Róbert Puzsér, noch bevor die führende linke Partei ihren eigenen Bewerber bestimmt hat, einen klugen Schachzug. Kleinere Oppositionsparteien, deren Zahl nach den Wahlen vom April abgenommen habe, könnten in ihm einen geeigneten Kandidaten sehen, um ihrer eigenen Popularität mit Hilfe der einfachsten Botschaft einen Schub zu verleihen, nämlich die gesamte Innenstadt von Budapest in eine Fußgängerzone zu verwandeln.
Die Kandidatur Puzsérs sei jedoch von Anfang an zum Scheitern verurteilt, denn es fehle ihm als Büroarbeiter offensichtlich an der Fähigkeit zum Führen einer Großstadt. Um Puzsér an einer Spaltung der oppositionellen Wählerbasis zu hindern, so argumentiert Tamás weiter, könnte eine Vorwahl möglicherweise die einzige Lösung sein. Sie werde ja auch von sozialistischen Spitzenpolitikern ernsthaft erwogen. Dies umso mehr, als ihr „routinierter Versager“, Csaba Horváth, sich weigere, zugunsten des populäreren Gergely Karácsony auf seine eigene Kandidatur zu verzichten. Horváths formale Begründung: Karácsony sei nicht einmal Sozialist. Dabei habe er doch bei den Parlamentswahlen vom April die sozialistische Spitzenkandidatur übernommen.
Der Kommentator glaubt jedoch, dass eine solche Lösung – obwohl in einer reifen Demokratie gewiss praktikabel – in Ungarn selbstmörderisch sein könnte. Puzsér möge von Außenseitern, hauptsächlich Jobbik-Anhängern, unterstützt werden, wodurch er die beiden linken Gegenkandidaten schlagen könnte. Nichtsdestotrotz dürfte die Ablehnung der Idee einer Vorwahl auch als „undemokratisches Verhalten“ nach hinten losgehen.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI)