CEU-Rektor Michael Ignatieff hatte auf einer Pressekonferenz am Montag mitgeteilt, dass ab September des kommenden Jahres die US-akkreditierten Studiengänge nach Wien verlegt werden. Vier von fünf CEU-Studiengängen wandern so nach Wien ab. „Dunkler Tag für die Freiheit“, sagt der Rektor, „politischer Bluff“, sagt die Regierung. Trotzdem verlor Ungarn einen wichtigen Teil einer renommierten Institution mit einer Reihe von Weltklasse-Professoren. US-Botschafter David Cornstein äußerte: seine Bemühungen, die Uni in Budapest zu halten scheiterte aufgrund der „unvereinbaren Gegensätze zwischen Ministerpräsident Viktor Orbán und dem US-Milliardär und CEU-Gründer György Soros.
„LEX CEU“
Das ungarische Parlament hat noch im März 2017 das Hochschulgesetz modifiziert. Die sog. „Lex CEU“ gilt für ausländische Universitäten, die nicht aus der Europäischen Union stammen. Diese müssen in ihrem Heimatland eine Ausbildungsstätte haben. Die Central European University verfügte über keine solche oder ähnliche Ausbildung, hat aber – nachdem das Gesetz verabschiedet wurde – mit dem Bard College in New York eine CEU-Filiale auf die Beine gestellt. Das brauchte aber noch ein „zwischenstaatliches Abkommen“, was von der ungarischen Seite (von der ungarischen Regierung) schließlich nicht unterzeichnet wurde.
Was beleibt aus der CEU in Budapest?
„Da die Lex CEU unserer Universität verbietet, ab dem 1. Januar 2019 neue Studenten aufzunehmen, müssen wir heute bekannt geben, dass die neuen Studiengänge ab September in Wien gestartet werden.“ – stand in der Mitteilung von CEU.
49 der 59 CEU-Studiengänge wird nach Wien verlegt.
Die CEU bietet postgraduale Lehrgänge in verschiedenen Wissenschaftszweigen an. Sie besteht aus zwei akademischen Teilen: der ungarischen Mitteleuropäischen Universität, die ungarische Diplome vergibt, und der amerikanischen Central European University, die amerikanische Diplome vergeben durfte. Die Akkreditierung in Ungarn behält sie, wird in Zukunft aber als rein ungarische Hochschule wirken und keine US-Diplome mehr ausstellen. (Via: derstandard.at)
Reaktionen in Österreich
Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) kritisierte die geplante Übersiedlung der Universität nach Wien. Er nannte CEU eine „Wanderuniversität“. Während Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) von einer „positiven Bereicherung“ für Wien sprach.
„Die CEU hat sich ihre Entscheidung, Budapest zu verlassen, nicht leicht gemacht. Umso wichtiger ist es jetzt, dieser renommierten und gleichzeitig so sozial ausgerichteten Universität ein herzliches Willkommen zu bereiten.“ – betonte gleich nach der Mitteilung der Uni der Bürgermeister von Wien. Michael Ludwig fügte hinzu: „Wien unterstützt die CEU seit über einem Jahr bei der Umsetzung ihrer Übersiedlungspläne. Die Verhandlungen der Stadt Wien mit der Budapester Central European University laufen auf Hochdruck. Mir ist wichtig, dass sowohl das Lehrpersonal als auch die Studierenden einen guten Start hier in unserer Stadt haben.“
Reaktionen von der Regierungsseite in Ungarn
„Das ist ein für Soros typischer politischer Bluff“, betonte Außenminister Péter Szijjártó noch vor der Entscheidung der Uni. Regierungssprecher István Hollik bezeichnete den Abschied der CEU auch als „Bluff“, da sie auch weiterhin Studiengänge in Budapest anbieten werde. CEU spricht inzwischen über eine „politische Entscheidung“.
„Die CEU bleibe in Budapest, lediglich die in den USA akkreditierten Studienprogramme würden nach Wien verlagert“ – berichten die meisten Regierungsmedien. In einer scharf formulierten Reaktion beschreibt Gellért Oláh von 888 die CEU als „illegal operierende Diplomvergabefabrik“. Bei ihrem US-Campus, der für ihre Legalisierung hätte sorgen sollen, handele es sich um einen einzigen kleinen Pavillon und die Einhaltung der neuen Rechtsvorschriften sei deshalb vollkommen fiktiv. In der Überschrift von Oláhs Kommentar wird die Abwanderung der CEU als „die beste Nachricht der Woche“ bezeichnet. (Via: budpost.de)
Bankgebäude kann ein möglicher provisorischer Unistandort der CEU in Wien sein
Erst im Herbst 2023 kann die CEU in Wien das Otto-Wagner-Areal beziehen.
Bis dahin muss es eine Zwischenlösung gefunden sein. Im kommenden Wintersemester sollen rund 700 Studierende in Wien aufgenommen werden. Laut STANDARD-Informationen sollen CEU und die Bawag Group derzeit über einen Standort in der Quellenstraße 51–55 verhandeln. Derzeit befindet sich in dem Gebäude eine Zentrale der Bank.
(Via: mti.hu, wien.gv.at, budapost.de, hungarytoday.hu, derstandard.at, Beitragsbild: Magyar Nemzet)