In einer vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Zsolt Semjén vorgelegten Modifikation verdoppelte die Regierung die Obergrenze der Steuerbegünstigung für Sportler (EKHO) auf ein Jahreseinkommen von 500 Millionen Forint (1,55 Millionen Euro). Die Entscheidung ist umstritten und wird von vielen als ein weiteres Beispiel für Orbáns grenzenlose Leidenschaft für Fußball betrachtet, da sich nur bestimmte ungarische Fußballvereine einen solchen Lohn leisten können. Der Artikel erschien auf hungarytoday.hu, geschrieben von Ábrahám Vass. Übersetzt von Ungarn Heute.
Über EKHO
Der vereinfachte Beitrag zu den öffentlichen Einnahmen (EKHO) bedeutet eine bessere Steuerbelastung (19,5 Prozent für den Arbeitgeber und 15 Prozent für den Arbeitnehmer) und einfachere Bedingungen für Berufstätige, die typischerweise im Kultur-, Sport- und Mediensektor tätig sind.
Grundsätzlich muss das Jahreseinkommen unter einem bestimmten Betrag bleiben, und die Mindeststeuergrundlage für Sozialversicherungsbeiträge ist auf den Mindestlohn festgelegt.
Sie wurde vom linksliberalen Kabinett von Ferenc Gyurcsány eingeführt, um bestimmte Sektoren von der Schattenwirtschaft zu befreien. Die Fidesz Regierung hat sie dann mehrfach erweitert.
Die letzte Erweiterung (Verdoppelung, genau wie die beiden letzten Erhöhungen) ist jedoch nur für Sportler verfügbar. Letztes Jahr stimmten die regierenden Parteien einer Änderung zu, die Sportvereine von Steuerzahlungen nach EKHO-Gehältern befreit.
Unterstützung von Sportmannschaften mit Steuerermäßigungen
Der Sprecher des Ungarischen Fußballverbandes (MLSZ), Jenő Sipos, begrüßte die Entscheidung und sagte, dass außergewöhnliche Gehälter unverzichtbar sind, wenn es darum geht, die Wettbewerbsfähigkeit ungarischer Fußballvereine zu verbessern.
Sipos wies auch darauf hin, dass EKHO die Transparenz gut beeinflusst habe, da Clubs ihre Spieler häufig auf verborgene, illegale Weise zahlten.
Diese letzte Modifikation wird von vielen als „lex Dzsudzsák“ bezeichnet, was PM Orbán und MLSZ zum Ziel gesetzt hat, den Starspieler Balázs Dzsudzsák „zu Hause“ aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zu gewinnen.
Einige sagen: der gescheiterte Unterzeichnungsversuch von Ferencváros im Jahr 2016 von Rafael van der Vaart hätte möglicherweise die Erhöhung ausgelöst.
Berichten zufolge beantragte der niederländische Veteran Star einen zu hohen Lohn (1,2 Mio. Euro), den der Sportverein Fradi zu diesem Zeitpunkt nicht zahlen konnte, aber die derzeitige Änderung (die die vom Spieler zu zahlende Steuer senkt) könnte das Problem lösen.
International wettbewerbsfähige Löhne im ungarischen Fußball
Nach der Erhöhung können die ungarischen Löhne mit denen der Mittelklasse-Teams der Top-Europameisterschaften konkurrieren.
Nach Angaben der italienischen Sportzeitung „La Gazzetta dello Sport“ erreichte dieses Jahresgehalt (1,55 Mio. EUR) keine Spieler weder in Fiorentina noch in Udinese oder Sampdoria (in 2017).
Laut Staatssekretär Péter Benő Banai habe im vergangenen Jahr niemand die bisherige Grenze (250 Mio. Huf) erreicht und nur acht Spieler in Ungarn mehr als 100 Mio. Forint (310.000 Euro) verdient haben.
Auf der UEFA-Liste mit den Gesamtlöhnen der Spieler standen die ungarischen Klubs 2017 auf dem 24. Platz (durchschnittlich 3,7 Millionen Forint pro Klub), während die ungarischen Meisterschaften nur auf Rang 35 lagen.
Staatlich unterstützter Fußball
Dass Fußball zu einem Flaggschiff der Orbán-Regierung geworden ist, ist ein umstrittenes Thema in Ungarn; und viele glauben, dass dies auf Orbáns grenzenlose Leidenschaft für den Sport zurückzuführen ist.
In Ungarn sind Fußballvereine in hohem Maße von staatlichen Eingriffen und öffentlichen Mitteln abhängig. Viele Unternehmen, die sich für ungarische Clubs einsetzen, sind staatlich verbunden oder im Besitz von „Fidesz-Alliierten“.
Ein hoher Prozentsatz der Einnahmen der Clubs stammt aus einer speziellen „Steuermethode“, die als TAO – Körperschaftsteuer – bezeichnet wird.
TAO ist ein Programm, das es den ungarischen Unternehmen ermöglicht, „gemeinnützige Beiträge“ an qualifizierte Sportvereine zu leisten, anstatt einen Teil oder die gesamte Gewinnsteuer für das Budget zu zahlen. Orbáns Puskás-Akademie in Felcsút ist der größte Nutznießer des Programms.
„Großes Geld, kleiner Flußball?“
Eines der berühmtesten Zitate von Ferenc Puskás, dem ungarischen Fußballlegende der 50er und 60er Jahre, lautet: „Kleines Geld, kleiner Fußball, großes Geld, großer Fußball.“ Dies bedeutet: wenn sie gut genug bezahlt worden waren, war ihre Leistung auch besser.
Viele Kritiker sind jedoch der Meinung, dass die Ergebnisse, Leistungen und Zuschauerzahlen in den neuen Stadien (durchschnittlich etwa 19.000 Zuschauer pro Runde, weniger als 3.000 pro Spiel) in den letzten Jahren diese ständig steigende staatliche Unterstützung nicht rechtfertigen, insbesondere wenn bei anderen Sektoren wie Unterricht- und Gesundheitswesen fehlt es häufig an Mitteln.
Wie der Linke Népszava feststellte, könnte ein Fußballspieler jetzt mit reduzierten Steuern potenziell 500 Millionen Forint verdienen, doch im Haushalt für das nächste Jahr wird nur wenig mehr als dieser Betrag für Freizeit- und Studentensport verwendet.
Ungewisse Erfolge
Momentan sind nur geringfügige Zeichen des „großen Fußballs“ zu erkennen: MOL Vidi hat sich in diesem Jahr für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert und wurde mit einem überragenden Ergebnis Dritter in seiner Gruppe.
Der wohlhabendste ungarische Club, Ferencváros, konnte international bislang keinen derartigen Erfolg erzielen.
Auf der anderen Seite könnten die höheren Löhne Qualitätsspieler nach Ungarn locken, was zu starken, wettbewerbsfähigen Mannschaften führen könnte. Wie in den letzten Jahren schon andere erfolgreiche Ballspiele in Ungarn – unter anderem Wasserball und Handball – gezeigt haben, Geld kann zu erfolgreichen Vereinen führen. Leider ist dies mit einem Preis verbunden, da ein Kampf um internationale Ergebnisse mit qualitativ hochwertigen Ausländern keinen Spielraum für die ungarischen Spielern lässt, um zu wachsen.
Da Viktor Orbáns Entscheidung, den ungarischen Fußball mit immer mehr Geld zu unterstützen, unerschütterlich scheint, kann man nur hoffen, dass „großes Geld“ diesmal „großer Fußball“ bedeutet.
(Geschrieben von Ábrahám Vass, hungarytoday.hu, Beitragsbild: MTI – Szilárd Koszticsák)