In der regierungsnahen Presse wird Bedauern darüber geäußert, dass die Opposition eine Gymnasiastin zu ihrer Hauptheldin auserkoren habe. Dabei wird vor allem die vulgäre Ausdrucksweise der jungen Frau auf verschiedenen gegen die Führung des Landes gerichteten Demos angeprangert. Der Opposition nahestehende Medien wiederum verurteilen politisch motivierte Angriffe auf die 18-Jährige. Eine Presseschau von budapost.de.
Blanka Nagy – Gymnasiastin aus dem Städtchen Kiskunfélegyháza – dürfte die am intensivsten erwartete Sprecherin auf einer Demonstration oppositioneller Kräfte am Samstagnachmittag in Budapest sein. Die junge Frau avancierte völlig unerwartet zur Heldin der Linken und zum Sündenbock der Rechten, war sie doch zuvor auf mehreren regierungskritischen Kundgebungen in ihrem Heimatkomitat Bács-Kiskun aufgetreten. Aufmerksamkeit erregte sie dabei vor allem wegen ihrer an die Adresse des Fidesz sowie von Präsident Áder gerichteten vulgären Ausdrücke. Seitdem wird sie vom Internetportal Origo als eine Schülerin dargestellt, die in mehreren Fächern gescheitert sei und zu viele Unterrichtstage geschwänzt habe. Die derart Angegriffene bestreitet die Vorwürfe und behält sich rechtliche Schritte gegen ihre Kritiker vor.
Auf Pesti Srácok verurteilt Tamás Varga-Bíró die Opposition, weil sie aus einem jungen Mädchen eine „politische Prostituierte“ gemacht habe. Der regierungsfreundliche Kommentator sieht die Verantwortung dafür, zur Heldin der Opposition avanciert zu sein, nur weil sie sich einer gegen die Staatsmacht gerichteten inakzeptablen Sprache bedient habe, nicht bei der jungen Schülerin. So stellt er Blanka Nagy als Teenagerin dar, für die es aufregend sei, sich gegen die Welt der Erwachsenen aufzulehnen – ein in ihrem Alter völlig normales Verhalten. Schuldig seien vielmehr die Opposition und ihre Medien, die eine unreife Person rücksichtslos für ihre eigenen Zwecke einspannen würden. Für Varga-Bíró liegt der Grund hierfür in der Tatsache, dass es der Opposition an präsentablen und populären Persönlichkeiten mangele.
444 präsentiert ein Video mit Ausschnitten aus Blanka Nagys Rede bei einer Kundgebung in Kecskemét vom Dezember vergangenen Jahres sowie in scharfem Ton gehaltenen Reaktionen seitens rechtsorientierter Kommentatoren in regierungsnahen Fernsehsendern. Das linksliberale Portal bezeichnet es als jämmerlich, dass die der Regierung gewogenen Medien ihr Feuer auf ein 18-jähriges Mädchen konzentrieren – und mittlerweile kaum weniger vulgäre Ausdrücke verwenden würden als diejenigen, für die sie Blanka Nagy an den Pranger stellten.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: MTI – Márton Mónus)