Die regieriende Fidesz-KDNP Koalition war immer großzügig mit Familien, aber ihre derzeitige Politik wird die weltweit höchste BIP-Quote für Familienunterstützung auszahlen. Viktor Orbán kündigte am Sonntag den sogenannten „Sieben-Punkte-Plan“ an, der Ministerpräsident betonte: „Wir wollen nicht nur Zahlen, wir wollen ungarische Babys“. Was steckt hinter den Zahlen?
Im Jahr 2016 wies Ungarn nur 1,45 Geburten pro Frau auf – offenbar zu wenig zu einer Bevölkerungszunahme. Die ungarische Bevölkerungzahl nimmt langsam aber ständig, schon seit drei Jahrzehnten ab. Im Jahr 2018 beträgt die Gesamtbevölkerung von Ungarn geschätzt rund 9,8 Millionen Einwohner, diese Zahl war im Jahr noch 10,05.
Der Bevölkerungsschwund war in der ungarischen Geschichte immer präsent. Dazu hat es sehr stark beigetragen, dass während der österreichisch-ungarischen Monarchie und der Horthy-Ära die Familien eher das Einkind-Modell bevorzugten. Später versuchte dann das sozialistische Regime eine „drakonische Politik“ zur Erhöhung der Geburtenziffern einzuführen. In den 50-er Jahren verbot Ungarn die Abtreibung und besteuerte Leute ohne Kinder. Diese, als Ratkó-Ära bezeichne Zeit, führte dann zu einem Babyboom im Land.
Der Premierminister will mehr ungarische Kinder
Die neuen Maßnahmen wurden von Viktor Orbán angekündigt, der selbst fünf Kinder hat. Die Ankündigung kam nicht überraschend, da die Regierung schon auch soweit sehr viel für Familien ausgegeben hat. Schon nach dem Wahlsieg 2018 kündigte Orbán das Hauptziel des neuen Parlamentszyklus an: erhöhte Geburtenraten.
Das Kabinett hat schon vor neun Jahren den niedrigen Geburtenraten den Krieg erklärt: so hat sie die Mittel für Familienförderung kontinuierlich erhöht. Die Gesamtkosten der neuen Maßnahmen sind etwa 250-300 Milliarden Forint (1 Milliarde HUF = 3,2 Millionen Euro) pro Jahr – doppelt so viel wie beispielsweise im Jahr 2010.
Selten findet man eine Regierung, die ihre Familienpolitik genauso ernst nimmt wie der ungarische Staat: Vier Prozent des BIP werden dafür ausgegeben. Auf diese Weise steht Ungarn unter den 35 OECD-Ländern an der ersten Stelle.
Der „7- Punkte-Familienplan“:
Was konnte die Regierung in den letzten acht Jahren mit ihrer Politik erreichen?
2018 sind insgesamt 91.577 Kinder in Ungarn geboren. Zwischen Anfang des Jahrhunderts und 2009 lag die Zahl der Neugeborenen zwischen 95 und 100 Tausend pro Jahr. Zwischen 2010 und 2013 ist diese Zahl jedoch unter 90.000 gefallen und stagnierte seit 2014.
In den postsozialistischen Ländern ist die Geburtenrate seit der Wende deutlich gesunken: die durchschnittliche Geburtenrate lag zur Jahrtausendwende noch unter 1,3. In der Region haben sich jedoch die Zahlen verbessert – Ungarn ist die Ausnahme.
Obwohl die Bereitschaft, Kinder zu bekommen, zugenommen hat, ist die Geburtenrate bei 1,5 Prozent geblieben. Laut der Studie „Demográfiai Portré“ („Demographisches Porträt“) sind diejenigen, die mehr Kinder haben, nicht die Gruppe, die die Regierung mit ihrer Politik anvisieren wollte. Mit den Maßnahmen sollten Familien aus der Mittelschicht unterstützt werden, die bereits über genügend Kapital für den Bau eines Hauses verfügen. Familien müssen ein regelmäßiges Einkommen erhalten, um die staatliche Unterstützungen erhalten zu können.
Auswirkungen auf den Immobilienmarkt
Die Ankündigung von „CSOK“ hat bereits die Immobilienpreise in die Höhe getrieben und mit der neuen Ankündigung werden sogar noch höhere Mietpreise erzielt. Laut Ingatlan.com dürften mittelgroße Wohnungen in Budapest und in den größeren Städten auf dem Land teurer werden.
(Via: hungarytoday.hu, index.hu, mti.hu, Beitragsbild: hellovidek.hu)