Graf Paul Teleki war 1920-1921 und von 1939 bis zu seiner Selbsttötung Ministerpräsident des Königreichs Ungarn. Neben seiner politischen Karriere war er auch als Kartograph und Professor für Geographie tätig und nahm hohe Positionen in der ungarischen Pfadfinderbewegung ein. Er beging Selbstmord, weil Ungarn in den Zweiten Weltkrieg eintrat, obwohl er sich dagegen strikt widersetzte. Nun wurde ein zweiter Selbstmordbrief des ehemaligen Premierministers gefunden. Der erste wurde dem Reichsverweser Miklós Horthy, dieser zweiter aber seinem Sekretär und Freund, Péter Incze geschrieben. Artikel von Júlia Tar, übersetzt von Ungarn Heute.
Der ehemalige Premierminister ist nicht nur wegen seiner Bemühungen, den Eintritt in den Krieg zu vermeiden, eine kontroverse Figur, sondern auch wegen seines Antrages und der Anwendung antijüdischer Gesetze.
In seinem erst gefundenen Abschiedsbrief schrieb Teleki zum Teil:
„Exzellenz!
Wir sind wortbrüchig geworden – aus Feigheit – gegenüber dem auf der Rede von Mohács beruhenden Vertrag über ewigen Frieden. Die Nation spürt es, und wir haben unsere Ehre hingeschleudert. Wir sind auf die Seite der Schurken getreten, denn an den an den Haaren herbeigezogenen Gräueltaten ist kein Wort wahr! Weder gegen die Ungarn, noch gegen die Deutschen! Leichenschänder werden wir! Die jämmerlichste Nation. Ich habe dich nicht zurückgehalten. Ich bin schuldig.
Pál Teleki“
Dieser Brief an Miklós Horthy wurde in den 1950er Jahren entdeckt. Horthy diente als Regent des Königreichs Ungarn zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg und während des größten Teils des Zweiten Weltkriegs. Einige betrachten Telekis Selbstmord als einen Patriotismus.
In Bezug auf Telekis Selbstmord schrieb Winston Churchill:
Sein Selbstmord war ein Opfer, um sich und sein Volk von der Schuld bei dem deutschen Angriff auf Jugoslawien zu befreien.
In dem neu gefundenen Abschiedsbrief diktiert Teleki seinem Sekretär Incze, welche Art von Begräbnis er gerne hätte. Er bittet, dass nur sein Assistent und ein Priester anwesend sind, und bittet um ein Grab ohne Namen. Zur Erklärung erzählt er von seiner wachsenden Abneigung gegen Menschen.
Am Ende des Briefes dankt er Incze einfach für seine Freundschaft. Incze war mehr als ein persönlicher Assistent; Er arbeitete auch für die illegale, grenzüberschreitende Propaganda-Institution TESZK von Teleki. Obwohl er sich in erster Linie mit persönlichen und nicht mit politischen Fragen befasste, diente er als persönlicher Sekretär für mehrere Ministerpräsidenten und spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte.
Laut dem MTA-Historiker Balázs Ablonczy unterstützte Incze Teleki in Zeiten schwerer Stimmungsschwankungen, Depressionen und Nervenzusammenbrüchen.
In der Nacht vor dem 78. Todestag von Teleki gab die Familie Incze den Selbstmordbrief an das Budapester Stadtarchiv (BFL).
(Geschrieben von Júlia Tar, hungarytoday.hu, Fotos: MTI – Márton Mónus)