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200 bezahlte Feiertage, tägliche Siestas, Freibier und mehr – EP-Programm einer satirischen Partei

Ungarn Heute 2019.05.23.

Die Ungarische Partei des Zweischwänzigen Hundes (MKKP) ist eine satirische Partei, deren Mission es ist, der ungarischen politischen Elite den Spiegel vorzuhalten, indem sie das korrupte, geldorientierte Verhalten der politischen Parteien lächerlich macht und kritisiert. MKKP bewirbt sich als die „einzige vernünftige Wahl“ und obwohl das EP-Programm der Partei alles andere als vernünftig ist, ist es auf jeden Fall lustig. Das Wahlprogramm der Partei verspricht, die Amtssprache der Europäischen Union auf Ungarisch zu ändern, tägliche Siestas einzuführen und mehr offizielle Feiertage in den Kalender aufzunehmen. Geschrieben von Péter Cseresnyés – Hungary Today, übersetzt von Ungarn Heute. 

Das Ziel der 2006 gegründeten Partei war es immer, mit den kreativen Mitteln von Street Art und Humor auf große politische und soziale Probleme aufmerksam zu machen – und gleichzeitig die politische Elite zu verspotten. Die MKKP führte ihre Kampagne bei den Parlamentswahlen 2006 als nicht registrierte Partei. In ihrem Programm versprach sie unter anderem ewiges Leben, Freibier und Steuersenkungen. Des Weiteren wurde versprochen, dass Szeged einen Berg gebaut bekommt.

Zurück in die Zukunft

In einem kürzlich geführten Interview erklärte Vizepräsident Zsolt Victora, dass die ungarische Partei ein ehrliches, fröhliches und cooles Europa aufbauen will, indem sie bis 2034 alle Wahlen in allen europäischen Ländern gewinnt und damit auch die Wahlen zum Europäischen Parlament dominiert.

Plakat der Partei mit dem Aufschrift: „MKKP würde Freibier einführen. Das ist gefährlich.“

Das Hauptaugenmerk der Partei liegt auf der Einführung einer obligatorischen Siesta jeden Tag von 12.00 bis 15.00 Uhr, wobei jeder Feiertag in jedem Mitgliedstaat zum EU-weiten Nationalfeiertag erklärt und die Amtssprache der EU auf Ungarisch geändert wird.

MKKP hat zu Beginn seines EP-Programms angekündigt, sich mit den wichtigsten Fragen der EU zu befassen, z. B. Freibier in Europa. Es werden sogar die „irrelevanten Themen“ wie Auswanderung und Einwanderung angesprochen.

Die Partei betont, dass Ungarn das Problem der Einwanderung leicht bewältigen könne, weil „niemand hierher kommen will“:

Wir müssen nur sicherstellen, dass wir die Löhne niedrig genug halten.

Die Partei behauptet, dass die Werbung für die Durchschnittslöhne und Krankenhausstatistiken an der Grenze weitaus effektiver gewesen wäre als ein Zaun (der 2015 an der Südgrenze Ungarns errichtet wurde), um die Zuwanderung von Menschen in das Land zu verhindern. Die Lösung für die Auswanderung besteht darin, die „beleidigend hohen“ ausländischen Löhne erheblich zu senken, damit die Ungarn nicht das Gefühl haben, im Ausland arbeiten zu müssen.

MKKP-Spitzenkandidatin Zsuzsanna Döme enthüllte in einem Interview das aufregende Kernversprechen der Partei. Sie erklärte, dass die Leute nicht arbeiten müssen, sondern nur Geld haben.

Laut Vizepräsident Victora muss die MKKP im Europäischen Parlament sein, damit sie diejenigen vertreten kann, die für keine der anderen ungarischen Parteien stimmen möchten.

Fact

Gegenkampagne der Partei in 2015: Es gab drei Plakattexte seitens der Regierung: Wenn du nach Ungarn kommst, darfst du die Arbeit der Ungarn nicht wegnehmen; Wenn du nach Ungarn kommst, musst du die ungarische Kultur ehren!; und Wenn du nach Ungarn kommst, musst du unsere Gesetze einhalten!. Die MKKP hat als Antwort eine Gegenkampagne gestartet, zusammen mit dem Blog Vastagbör (dickes Fell). Dem ursprünglichen Plan zufolge sollten 50 witzige, die Regierung parodierende oder die Aufmerksamkeit auf die gesellschaftlichen Probleme und auf die Korruption lenkenden Plakate einen Monat lang ausgehängt werden, für drei Millionen Forint (etwa 9700 Euro). Die Mittel dazu sollten aus Spenden kommen. Die Popularität der Kampagne übertraf jedoch alle Erwartungen weit, die geplante Summe war bereits nach sieben Stunden eingegangen. In wenigen Tagen wurden insgesamt mehr als 33 Millionen Forint (etwa 107.000 Euro) von Privatpersonen gespendet. So konnten MKKP und Vastagbör insgesamt 900 Riesenplakate fertigen lassen.

Obwohl die Partei selbst erfolgreich ist (ihre Unterstützung liegt derzeit bei drei Prozent), wäre es eine Überraschung, auch nur einen einzigen Abgeordneten ins Europäische Parlament zu schicken. Bei der Parlamentswahl in Ungarn 2018 erhielt die MKKP 1,73 % der Parteilistenstimmen. 2019 wird die Partei erstmals bei der Europawahl antreten.

(Geschrieben von Péter Cseresnyés – Hungary Today, übersetzt von Ungarn Heute, Beitragsbild: MKKP – Facebook)