Der Raum für die Meinungsfreiheit wird kleiner, so sieht es eine Mehrheit der deutschen Bürger. Fast zwei Drittel fürchten Tabus und Sprechverbote. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung meinen 63 Prozent, man müsse heute „sehr aufpassen, zu welchen Themen man sich wie äußert“. Der Grund: Es gebe „ungeschriebene Gesetze, welche Meinungen akzeptabel und welche tabu sind“. Einer der größten Tabubrecher und Kämpfer gegen politische Korrektheit ist der kanadische Psychologe, Jordan Peterson, der gerade vor einem Monat in Ungarn zu Besuch war. Nicht nur als Gast des „Brain Bar Festivals“ sondern auch als Gast vom Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Laut ihm bedrohe „Politische Korrektheit“ sogar die Pressefreiheit.
Asylpolitik, Patriotismus, sexuelle Orientierung
Vor allem das Thema Asylpolitik erscheint den Deutschen riskant: die Äußerung, für Flüchtlinge werde in Deutschland zu viel getan, halten 61 Prozent im öffentlichen Raum für heikel. Im privaten Kreis empfinden es immer noch 31 Prozent als gefährlich, eine solche Meinung kundzutun – berichtet eine Umfrage, die im Auftrag der F.A.Z. kürzlich durcheführt wurde. Besonders auffällig in der Studie ist die zeitliche Entwicklung seit 1996 – hebt das Portal jungefreiheit.de hervor. Damals empfanden nur 16 Prozent der Bundesbürger „Vaterlandsliebe“ und „Patriotismus“ als „heikle Gesprächsthemen“. 1998 waren es bereits 24 Prozent, 2000 dann 28 Prozent und 2007 schon 31 Prozent. Heute bejahen diese Aussage dagegen 41 Prozent.
57 Prozent „geht es auf die Nerven, daß einem immer vorgeschrieben wird, was man sagen darf und wie man sich zu verhalten hat“
Auch die Nazizeit und Juden gehören für die Mehrheit zu den heiklen Themen, für knapp die Hälfte auch Rechtsextremismus und Gespräche über die AfD. Viele haben auch den Eindruck, dass man sich nur mit Vorsicht zu Themen wie Homosexualität oder zu der Diskussion um das dritte Geschlecht äußern kann.
Psychologe Jordan Peterson: „Politische Korrektheit bedroht die Pressefreiheit“
Der kanadische Psychologe, Jordan Peterson kam als Gast des „Brain Bar Festivals“ nach Budapest und traf sich auch mit Premierminister Viktor Orbán, um aktuelle politische Fragen zu erörtern, einschließlich illegaler Migration und politischer Korrektheit.
Peterson, der sich selbst als Tabubrecher und Kämpfer gegen politische Korrektheit inszeniert, betonte beim Treffen mit Orbán:
In der westlichen Welt ist die Meinungsfreiheit bedroht. Der Grund dafür ist, dass wir den ideologischen Glaubensbekenntnissen gehorchen müssen, die sogar in Gesetzte eingebaut sind. In Kanada ist es beispielsweise gesetzlich vorgeschrieben, dass biologisches Geschlecht, Geschlechtsidentität, Ausdruck von Sexualität und sexuelle Orientierung voneinander unabhängige Faktoren sind
Der Professor wurde in seinem Land bekannt, als er behauptete, dass er die Regierungsverordnung zur „Regelung der Adressierung von Transgender-Personen wegen ihrer angeblichen Sensibilität“ nicht annehmen wolle.
„Ungarn ist das Euro-Blabla, das liberale Geschmeichel und die politische Korrektheit losgeworden“, sagte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán in seiner Rede (2018) zur Lage der Nation.
„Wir glauben an einfache Dinge“, sagte Orbán noch Anfang des vorigen Jahres, als er über die Erfolge der vergangenen acht Jahre, „in der Arbeit, in der Familie und im Mutterland“ steht, gesprochen hat.
Ungarn sei dies auch deshalb gelungen, so Orbán weiter,
weil wir ab 2010 mutig gegen das Diktat der politischen Korrektheit gestellt haben. Wir sind das Euro-Blabla, das liberale Geschmeichel und die leeren Worte der politischen Korrektheit losgeworden
fügte er hinzu.
Laut dem Premier ist die Ablehnung vom „PC-Speech“ mit einer Unabhängigkeit auch verbunden, die „weiterhin verteidigt werden müsse“. „Wir haben die Schnauze zurück nach Brüssel geschickt und die Leine zurück an den IWF“, fügte er hinzu. Das Schicksal des Landes dürfe niemals wieder in die Hände von Internationalisten gelangen.
In Ungarn sagen wir, was wir denken und tun, was wir sagen. Das ist ein großer Luxus in der heutigen europäischen Politik
sagte Orbán weiter.
Was bedroht die Politische Korrektheit?
Jordan Peterson beantwortet die Frage kurz und einfach: „Anstelle individueller Leistungen, schätzen Viele eher Personen, die bestimmten Gruppen angehören. Dies sei eine tödliche Bedrohung für die westlichen Kulturen.“
(Via: faz.de, gegenfrage.com, sueddeutsche.de, hirtv.hu, jungefreiheit.de, Beitragsbild: SPIEGEL)