Am Mittwoch den 4. September veröffentlichte ZDF einen sogenanntem Dokudrama : „Stunden der Entscheidung“ über die Flüchtlingskrise 2015 und die Rolle Angela Merkels darin. Laut dem Ungarischen Botschafter in Berlin hat der deutsche Fernsehsender „eine rote Linie überschritten“. Péter Györkös hatte sich darüber in einem offenen Brief beschwert. ZDF-Intendant weist die Kritik zurück. Er bedauert, dass Györkös die „Elemente“ des Films, die angeblich „Objektivität und Tatsachen haben missen lassen“, nicht genau benennt.
„Die Programmentscheider des ZDF und die Filmemacher seien „davon überzeugt, dass das Dokudrama auf der Basis gründlicher Recherchen, ausführlicher Gespräche und Hintergrundinformationen sowie persönlicher Berichte sehr profunde Einblicke in die Geschehnisse vom 4. September 2015 gibt“ – betont ZDF-Intendant Thomas Bellut in seiner Antwort auf der Kritik vom Botschafter Ungarns in Berlin.
Was der Botschafter als vermeintliche Fehlstellen benenne – so Bellut, die Einschätzung des Bundesinnenministeriums von Mitte August 2015, dass bis Ende des Jahres womöglich 800 000 Flüchtlinge nach Deutschland kämen, und der Tweet des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) vom 25. August, man wende die Dublin-Regeln für Flüchtlinge aus Syrien „faktisch“ nicht mehr an –, werde im Film thematisiert.
Der damalige Innenminister Thomas de Maizière erwähne dies (als „Fehler“) in einem Interviewausschnitt. Zudem werde de Maizière in einer eingespielten Sequenz mit der damaligen Einschätzung, es kämen „bis zu 800 000 Flüchtlinge“, zitiert.
So hat der Film gezeigt, „wie sich die Flüchtlingsfrage schon vor dem 4. September zuspitzte und die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland erheblich zunahm, wie Bilder vom Leiden und Sterben vieler Flüchtlinge um die Welt gingen und wie sich Europa uneinig erwies in der Frage einer gerechten Verteilung
Dem Produzenten des Films, Walid Nakschbandi, und dem Mitautor Marc Brost sei es „trotz zahlreicher Anfragen bei staatlichen ungarischen Stellen bis hin zu Ministerpräsident Viktor Orbán selbst“ bei der Vorbereitung des Films nicht gelungen, „einen offiziellen Gesprächspartner für die Sendung zu gewinnen“ – so endet der offene Brief von Bellut.
(Beitragsbild: aus dem Film, Heike Reichenwallner als Bundeskanzlerin)